Ein Lawinenairbag ersetzt weder eine solide Ausbildung noch eine richtige Entscheidung oder das richtige Verhalten. Aber er kann im Falle eines Lawinenunfalls helfen.
Wie gut der Airbag wirklich funktioniert, ist auch im Winter 2012 durch ein kritisches Video in Frage gestellt worden. Die Diskussion drang aber nicht wirklich bis zum Endkonsument oder der Presse durch. Auch ist die Diskussion bzw. der Angriff nicht neu! Hinter dem sog. ABS-Airbag-Skandal steckt der Hersteller des Avalanche Balls (Lawinenballs). Bereits 2010 musste der Hersteller aber Aussagen und Behauptungen widerrufen und unterlag der Firma ABS vor Gericht. Der finanziellen Verantwortung entzog sich der Hersteller damals durch einen Privatkonkurs.
Herbert Fournier, Hersteller, Erfinder und Eigentümer des Lawinenballs gibt aber nach wie vor Gas und veröffentlichte auch das Video ABS-Airbag-Skandal auf der eigenen Website www.lawinenairbag-diskussionen.de
Man wird sich wohl bald wieder vor Gericht sehen. Nur über 10‘000-mal wurde das Video auf Youtube abgesehen. Nur, denn …
Dagegen bekam der Airbag nach dem Unfall des niederländischen Prinzen Friso enormen Aufwind. Sein Begleiter hatte einen Rucksack mit Airbag dabei und rettete sich selber aus der Lawine. Von Blick, Bild bis Bunte stand das überall. Dazu kam dann noch der Unfall der Snowboarderin Hytner, die bei einem Freeride-Wettbewerb in eine Lawinen kam und vor laufender Kamera den Airbag auslöste und so unbeschadet aus der Geschichte rauskam. Über 750‘000-mal wurde das Video bereits auf Youtube angeschaut. Die Folge war, dass die Lager an Airbagrucksäcken schlagartig leer waren. Plötzlich wollen alle einen Airbag.
Während Mammut mit dem Aufkauf der kleinen Schweizer Firma Snowpulse ein eigenes System auf den Markt brachte, setzen andere Hersteller auf die Lizenz von ABS. Das heisst, sie verbauen allesamt einen Airbag der Firma ABS, nur der Rucksack aussenrum ist entweder teilweise oder ganz von ihnen. Je nachdem wird eine ABS Basis verwendet, auf die ein Rucksack mit Reissverschluss aufgesetzt wird (Beispiele: Arva, Dakine). Oder es wird das ABS-System in einen eigenen Rucksack integriert (Beispiele: Salewa, The North Face).
Immer mehr Hersteller setzen auf den Trend Airbag. Selbst Ortovox bringt erstaunlicherweise 2013 einen Airbagrucksack unter der Lizenz von ABS. Erstaunlich deshalb, da Ortovox ja seit einiger Zeit denselben Besitzer hat wie Deuter. Von Deuter als Rucksackspezialist und Ortovox als Lawinensicherheitsspezialist hätte man also eine eigene Entwicklung erwarten können. Die Pläne waren auch sicher auf dem Tisch, davon gehe ich aus. Nachgefragt bei Ortovox bekam ich folgende Auskunft von Christian Schneidermeier:
Wir werden zur nächsten ISPO unseren eigenen ABS-Rucksack vorstellen, d.h. wir entwickeln den Rucksack komplett neu und bauen lediglich das lang bewährte und unserer Meinung nach beste Airbag-System in unseren Rucksack ein. Eine eigene Airbag-Entwicklung möchte ich zu diesem Zeitpunkt nicht ausschliessen, ist aber für die nächsten Jahre eher unwahrscheinlich.
Neben dem Airbag-System von Snowpulse, das bei Rucksäcken von Mammut sowie Snowpulse selber zum Einsatz kommt (vorerst wird die Marke selbständig weitergeführt), hat auch BCA ein eigenes System auf dem Markt.
Ein weiterer mir bekannter Hersteller wäre die hier total unbekannte Firma Mystery Ranch Backpacks. Klingt nach wildem Westen. Ist auch aus den USA. Der Rucksack heisst Blackjack und verbaut wir ein Einkammerairbag. Wie bei Mammut kann das Airbag-System herausgenommen und der Rucksack auch ohne Airbag verwendet werden.
Zu guter Letzt noch eine amerikanische Marke: Wary. Auch der AviPack 33 setzt auf einen Einkammer-Airbag.
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