Ratgeber Splitboard

Ratgeber Splitboard

Immer mehr Snowboarder suchen das Abenteuer abseits der Pisten. Sie wollen mit eigener Muskelkraft aufsteigen und jungfräuliche Pulverhänge abfahren. Die letzten Jahre wurde ein regelrechter Boom ausgelöst durch Pro-Rider wie Jeremy Jones oder Xavier De La Rue, die zeigten, dass ein Splitboard unter extremsten Bedingungen funktioniert. Fast jeder Snowboard Hersteller bietet mittlerweile ein Splitboard an, um dem neuen Trend gerecht zu werden. Da stellt sich natürlich die Frage:

Welches Splitboard passt zu mir und worauf muss ich beim Kauf eines Splitboards achten?

Splitboard_Huette

Was ist eigentlich ein Splitboard?

Das Splitboard ist im Prinzip ein Snowboard, das in der Mitte geteilt wurde. Dadurch stehen zwei Ski für den Aufstieg zu Verfügung und wenn die beiden Teile verbunden werden, hat man sein Snowboard für die Abfahrt.

Es befinden sich rundum laufende Kanten wie bei einem Ski, damit man beim Aufstieg auf hartem Schnee genug Halt hat. Der Unterschied zu einem selbst geteilten Board sind die zusätzliche Kante und der Innenaufbau des Boards.

Zudem passen die Hersteller, die jahrelange Erfahrung im Splitboard-Bau haben, den innen Aufbau des Kerns so an, dass das Board trotz Zweiteilung optimale Fahreigenschaften erhält, es durch die zusätzliche Kante jedoch nicht zu steif wird und es beim Gehen das Verhalten eines Tourenskis aufweist.

A. Splitboard-Systeme

Im Prinzip hat sich ein System durchgesetzt, das schon seit 1994 auf dem Markt ist und sich seither nur minimal verändert, zugleich aber bewährt hat. Das Voilé System! Das Voilé Lochbild (Anordnung der Inserts) hat sich als Standard etabliert.

Das System wurde von Voilé USA entwickelt und patentiert und besteht aus folgenden Teilen:

1. Tip-Clips:

Die Tip-Clips sind an der Nose und dem Tail des Splitboards angebracht und durch sie lassen sich die beiden Hälften über genietete Stifte miteinander verbinden.

Voilé Tip Klips

2. Haken (Hooks):

Die so genannten Chinese Hooks sind jeweils zwischen Tip bzw. Tail und der Bindung angebracht. Sie sorgen für zusätzliche Verwendungssteifheit im Abfahrtsmodus und fixieren die beiden Teile des Bretts.

Voilé Chinese Hooks

3. Touring Bracket:

Touring Brackets sind Halterungen für den Bolzen/Splint, der die Bindung (Bindungsplatte) im Aufstiegsmodus befestigt und drehbar lagert.

Voilé Bracket

4. Slider Pucks:

Slider Pucks sind die Kunstoff-Pucks, über die, die Bindung im Abfahrtsmodus geschoben wird. Sie sorgen somit für zusätzliche Verbindungssteifigkeit.

Voilé Interface

5. Steighilfe:

Die Steighilfe wird für die Aufstiegspassagen verwendet, die steiler als ca. 25 Grad sind. Die Steighilfe verhindert ein Überdehnung der Unterschenkelmuskulatur und erleichtert dadurch das gehen in steilem Gelände. Sie gibt es in einfacher und zweifacher Ausführung.

Dual Steighilfe

B. Bindungssysteme

1. 4×4 System von Voilé:

Das Voile 44 System, sind Slider-Platten, auf die jede Bindung mit dem 44 Lochmuster montiert werden kann. Das heisst alle gängigen Soft und Hard-Boot Bindungen.

2. Spark-Bindungen:

Spark hatte als erstes die Idee, ein Bindungssystem zu entwickeln.

Durch die Spark-Bindung wurde das Splitboard zum einheitlichen, kompletten System.

Neben dem professionelleren Aussehen weist die Spark-Bindung durch den niedrigeren und damit ergonomischeren Drehpunkt auch einen klaren Vorteil im Aufstieg auf.

Das Gleiten im Aufstieg wird viel gleichmässiger und leichter und beim Abfahren ist durch die tiefer sitzende Bindung das Snowboard Surf-Feeling zurück! Mittlerweile hat Spark zwei Systeme eines mit Split und eine ohne, dasTesla-System.

Das Tesla-System ist auch das System das von Spark weitergeführt wird und das System mit dem Metalsplint wird die nächsten Jahre verschwinden.

3. Voilé-Bindung:

Die Voile Light-Rail basiert auf dem gleichen System wie die Slider-Platten, nur das es Schienen sind, die auf eine von Voile produzierte Bindung geschraubt wurden. Die Harscheisen können bei dieser Bindung fix oder variable montiert werden und sind die bestfunktionierenden am Mark. Sie sind stabil und die Zacken sind lang genug damit man auch in extremen Gelände halt findet.

4. Karakoram:

Darüber hinaus gibt es wenig neue Entwicklungen, am populärsten ist darunter das Karakoram-System. Karakoram hat neben den Bindungssystem-Platzhirschen Spark und Voilé, auch ein Bindungssystem mit einem eigenen Interface entwickelt. Das Interface von Karakoram (siehe Bild 1) setzt nicht auf dem Voilé System auf, sondern hat seine eigenen Komponenten für die Bindungsbefestigung und Klemm-Hacken (siehe Bild 2) um die beiden Boardhälften zusammen zu halten.

Karakoram Interface
Karakoram-Interface
Klemm Hacken
Karakoram-Klemm-Hacken

 

Karakoram Neuheit 2014/15 – die Prime Bindungen:

New Karakoram Prime Bindung
Die neue Karakoram Bindung wurde komplett überarbeitet mit einem neuem Adapter und Steighilfe.
Karakoram Prime Bindung Power-Link
Power-Link zur Besfestigung
New Karakoram Interface
Neuer Adapter zur Bindungs-Fixierung

C. Splitboard Shapes

Wie beim normalen Snowboard gibt es auch beim Splitboard viele verschiedene Shapes, die hauptsächlich auf das Freeriden optimiert sind, was ja für ein Tourenboard, mit dem man auf der Suche nach jungfräulichem Powder ist, auch Sinn macht!

Die grösste Auswahl an Shapes und Längen bieten Firmen wie Prior und Venture an, die schon viele Jahre im Splitboard Business sind.

Mit neuen Innovationen entwickeln sie ihre Splitboards seit Jahren weiter, eine davon ist die Karbon (XTC) Variante.  Da setzt Prior auf leichtes Karbon, anstatt Quad-Glass im Innenleben des Boards.

Jones Boards startete vor ca. 4 Jahren in den Splitboardmarkt und hat die Qualität seiner Boards stets verbessert. Sie bieten auch eine größere Auswahl von Shapes an, unter anderem ein Allround Shape (Solution), Powder Shape (Hovercraft) und Twin-Tip Shape (Mountain Twin).

Viele andere Anbieter verwenden einen Shape, den sie schon als einteiliges Snowboard im Programm haben, meist den Powder oder den Allround Shape.

  1. Direktionaler ShapeNose und Tail sind gleichbreit mit einem leichten Setback (Inserts nach hinten versetzt).Ein Allround Shape der in allen Verhältnissen gut funktioniert
  2. Fish Shape ShapDie weichere Nose ist breiter als das Tail und ein stärkeres Setback sorgt für mehr Auftrieb im Pulverschnee. Das Bild zeigt einen ähnlichen Shape, ein richtiger Fish Shape hat noch eine etwas spitziger Nose und zum teil einen kleinen Schwalbenschwanz.
  3. Twin-Tip ShapeEin Board, bei dem Nose und Tail identisch sind und der Bindungsabstand zu Nose und Tail gleich ist (ohne Setback). Dieser Shape ist eigentlich ein Freestyle Shape, aber immer mehr Tourengeher möchten auch auf der Tour nicht auf Tricks und Sprünge verzichten.
  4. Swallowtail ShapeSchwalbenschwanz-Tail mit grossem Setback, das Tail sinkt im Pulverschnee ein und die Nose schwimmt stark auf. Ein typisches Powderboard mit Surf-Feeling!
  5. Pintail ShapeDie breite/weiche Nose ist breiter als das Tail und die Inserts haben genug Setback, damit die typischen Powder-Fahreigenschaften erreicht werden. Surffeeling wie beim Swallowtail.

D. Splitboardlänge

Ein Splitboard kann grundsätzlich in derselben Länge gefahren werden wie ein einteiliges Snowboard. Für den Aufstieg, der ja auch die meiste Zeit der Tour beansprucht, empfiehlt es sich aber, das Board etwas länger als das herkömmliche Board (One-Piece-Board) zu wählen, um die größere Fellauflagefläche und Kantenlänge zu nutzen.

Ausserdem sollte man beachten, dass man ja im Backcountry unterwegs ist und noch zusätzlich einen Tourenrucksack mit Ausrüstung mitführt.

Bei Hochtouren kommen sogar einige Kilos zusammen, da noch zusätzlich Steigeisen, Pickel und andere Ausrüstungsteile mitgeführt werden. Daher können ein paar Zentimeter mehr – je nach Shape – nicht schaden.

E. Zubehör

1. Aufstieg-Felle:

Für ein Splitboard werden dieselben Haftklebefelle wie für Ski verwendet. Wenn früher die Felle noch an das Splitboard anpassen mussten, gibt es heute schon Fellhersteller, die eigens für Splitboards konstruierte Felle liefern.

Beim Splitboard müssen die Hacken vorne schräg angebracht sein im Gegensatz zum Ski. Ausserdem gibt es von Herstellern wie G3, Montana, Gecko und Contour Felle, die auch hinten befestigt werden können.

Dies ist nicht unbedingt nötig, verhindert aber, dass die Felle nicht ihre Klebekraft verlieren durch ständiges Anfassen mit den Händen. Der Fettfilm auf den Händen führt dazu, dass die Felle am Ende nicht mehr kleben und herunterhängen.

Spark hat auch für Felle ohne Endhacken eine Lösung, indem man eigens Endhaken von Spark aufnieten kann, was aber nur funktioniert, wenn das Fell ausreichend lang ist.

Prior G3 Fell

2. Harscheisen:

Um auf besonders hartem oder eisigem Untergrund zu traversieren, reichen die Kanten nicht aus und es werden Harscheisen benötigt. Diese gehören auf jeder Tour ins Gepäck, da die Verhältnisse beim Aufstieg schnell wechseln können.

Wichtig ist hierbei, dass die Harscheisen immer nur zu den Bindungen des jeweiligen Herstellers passen. Je nach Einsatz kann es von Vorteil sein, Harscheisen an der Bindung fixieren zu können, so dass sie mit Anheben der Bindung ebenfalls angehoben werden (Voilé-Harscheisen und Karakoram), während andere beim Gehen auf dem Ski liegen bleiben (Spark).

Voilé HrascheisenKarakoram HarscheisenSabertooth Harscheisen Tesla

3. Teleskop-Stock:

Als Snowboarder, der noch nie auf Tour war, ist es wichtig, zu wissen, dass auch er bei einer Tour nicht auf die Stöcke verzichten kann.

Die Stöcke werden beim Aufstieg zum Abstützen und zur Gleichgewichtsverteilung benötigt.

Teleskop-Stöcke können eingefahren werden und bei der Abfahrt am Rucksack verstaut werden. Für den Snowboarder ist es dabei wichtig, auf ein geringes Packmaß zu achten, weshalb er unbedingt auf dreiteilige Teleskopstöcke Wert legen sollte. Da nicht alle Feststellmechanismen bei kalten Temperaturen und Feuchtigkeit gleich gut funktionieren, sollte man auf einfache Handhabung achten. (Am besten kein Drehmechanismus).

F. Bindungshersteller

Softboot-Bindungen sind am weitesten verbreitet, die meisten Snowboarder wollen ja nicht auf den bequemen Schuh verzichten, denn dies garantiert ja ein Teil des Surffeelings ohne schmerzhafte Druckstellen.

  • Spark R&D (Magento und Afterburner)
  • Voilé Light Rail
  • Karakoram (Split30 und Carbon SL)

Neuheiten:

  • SP Bindings
  • Ranger Bindings

Es gibt aber auch eine kleine Anhängerschaft für Hardboots, da der Aufstieg mit Hardboots näher an das Skitourengehen herankommt. Es bedeutet mehr Kantenhalt und die Möglichkeit, beim Gehen den Skischuhschaft zu flexibilisieren, was müheloses Gehen ermöglicht.

  • Phantom Bindung
  • Voilé Hardboot Bindung

Neuheiten:

  • Spark Hardboot Binding

Spark Hardboot Bindung

Exoten

Neben dem Voilé-System, das sich durchgesetzt hat, gibt es noch Anbieter, die ein eigenes Lochmuster verwenden wie Splitstick und Atomic. Diese Systeme haben das Problem, dass sie nur im Set funktionieren. Das heisst, man ist auf den Hersteller eingeschränkt und es kann nur das Board mit der darauf passenden Bindung verwendet werden.

Als einziger setzt Salomon noch auf den Dreiteiler, der auch schon von Anfang an dabei war, aber sich nie durchsetzen konnte.

G. Splitboard-Shops

Mittlerweile findet man in vielen Snowboardshops eine kleine Auswahl and Splitboards. Die grösste Auswahl bietet jedoch Splitboards4Europe, ein Onlineshop mit der umfangreichsten Auswahl an Splitboards und Zubehör in ganz Europa.

Splitboard4Europe ist aus dem schon vor 14 Jahren gegründeten Vertrieb für Voilé entstanden, dadurch profitiert der Kunde von der langjähriger Erfahrung im Splitboard-Bereich.

ÜBER DEN AUTOR

Volker Scholz

Volker Scholz testet Ausrüstung für ich-liebe-berge.ch – der Gründer und Partner von 4Mountains Sport-Import importierte als Distributor für Voilé USA die ersten Voilé Splitboards in die Schweiz. Später gründete er den auf Splitboards spezialisierten Webshop splitboards.ch und splitboards.eu. Im Winter ist er mit dem Splitboard auf Touren in der ganzen Schweiz unterwegs, am liebsten abseits der Massen. Egal ob Voralpen oder 4000er, Hauptsache Powder. Im Sommer geht die Liebe zu den Bergen weiter – mit dem Mountainbike. Ob bei der Feierabendrunde am Üetliberg oder in den Alpen auf Mehrtagestouren.

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2 Kommentare zu „Ratgeber Splitboard“

  1. Franziskus Vogelweide

    vielen dank für den wirklich guten Artikel!
    Habe nun einen Überblick was ich an Ausrüstung brauche

  2. Matthias Frick

    Hallo!

    Dieser Artikel ist wirklich sehr hilfreich! Vielen Dank, dies hilft bei der Orientierung für einen Neukauf eines Splitboards ungemein.

    Lg Matthias

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