Ratgeber Wandern mit Kindern

Wer hat folgende Situation noch nie erlebt? Auf der einen Seite die genervten Eltern und auf der anderen Seite weinende Kinder, die quengeln und einfach keine Lust mehr haben. Vermutlich hat jeder von uns schon solche Situationen beobachtet. Dabei kann Wandern mit Kids richtig Spass machen. Man muss dabei einfach nur berücksichtigen, dass Kinder sensibel sind und eben noch lange nicht so viel Leistung bringen können wie Erwachsene. Aber mit ein paar kleinen Tipps und Tricks kann eine Familienwanderung zu einem echten Highlight für die ganze Familie werden!

Ab welchem Alter sind Kinder fit für eine Wandertour?

Wenn Kinder stabil sitzen können, kann man sie bereits zum Kinder-Kraxeln mitnehmen. Aber man sollte es nicht übertreiben! Maximal drei bis vier Stunden mit ausreichenden Pausen. Denn im Vorschulalter sollte eine Gehzeit von vier Stunden auf keinen Fall überschritten werden. Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren schaffen ca. fünf Stunden Gehzeit. Aber auch hier sollte man an genügend Pausen und Zeit zum Spielen und Kraxeln denken. Ab zehn Jahren können die Kids durchaus anspruchsvolle, mehrtägige Touren meistern. Pro Tag solltest Du aber mit Deinen Kleinen nicht länger als sieben Stunden unterwegs sein. Der Deutsche Wanderverband schlägt zur Berechnung der Streckenlänge folgende Formel vor: Lebensalter mal 1,5. Entsprechend dieser Formel kann ein Sechsjähriger im Flachland bis zu neun Kilometer pro Tag schaffen. Dabei zählen hundert Höhenmeter wie ein Kilometer.

Um vorab schon vorzubeugen, dass die Strecke Kinder langweilt, sollten Kinder an der Planung und Auswahl der Strecke beteiligt werden. Kinder bevorzugen in der Regel verschlungene Pfade gegenüber eintönigen Wegen und Rundwege gegenüber Hin- und Rückwegen. Ausserdem sollte die Landschaft abwechslungsreich sein und der Weg sollte an Spielplätzen vorbeiführen, die sich hervorragend für Pausen und Spielzeiten eignen. Ein weiterer Tipp: Sei so flexibel, dass die Tour auch noch geändert werden kann und halte nicht verbissen an einem bestimmten Ziel fest. Des Weiteren gilt, dass nicht Du das Tempo vorlegst, sondern die Kids bestimmen, wie schnell sie gehen.

Die richtige Ausrüstung

Hier ein Überblick über Gegenstände, die bei einer optimalen Ausrüstung auf keinen Fall fehlen dürfen:

  • Optimal sitzende Wanderschuhe mit gutem Profil für Gross und Klein, die den Knöchel stützen und vor Verletzungen schützen.
  • Eine beliebte Marke bei Erwachsenen für Outdoorbekleidung ist The North Face. Die Marke stellt auch Outdoorbekleidung für Kinder her.
  • Ein geeigneter Rucksack für die Eltern, der über genügend Platz für Ersatzwäsche, Regen- und Sonnenschutz, Handy, Erste-Hilfe-Apotheke und gesammelte Schätze verfügt, darf nicht fehlen.
  • Ausreichend Proviant ist das A und O!

Vor allem auf den letzten Punkt sollte noch etwas genauer eingegangen werden. Am wichtigsten sind ausreichend Getränke. Eine Faustregel lautet: Pro Person mindestens einen Liter. Besonders geeignet sind Wasser und Tee. Von zuckersüssen Limonaden und Säften ist abzuraten. Als Brotzeit eignen sich belegte Wurst- und Käsebrote sowie Obst, Gemüse und Müsliriegel als Nachspeise hervorragend. Von zu vielen Süssigkeiten ist ebenfalls abzuraten.

Wie verhalte ich mich während der Wanderung richtig gegenüber meinem Kind?

Kinder sollten nur in überschaubarem Gelände allein vorausgehen dürfen. An schwierigen Stellen solltest Du Deine Kids an die Hand nehmen. So haben sie ein sicheres Gefühl, Du die Situation unter Kontrolle und dadurch minimiert sich Dein Stresspegel etwas. Steinschlaggefährdete und absturzgefährliche Gebiete solltest Du von vornherein meiden. Des Weiteren wurde schon mehrmals betont, dass Kinder nicht stur Kilometer für Kilometer wandern möchten, sondern sich Abwechslung wünschen. Erkläre ihnen die jeweils folgenden Streckenabschnitte und zeige am besten auf der Karte, wo die nächste Pause geplant ist. Den Weg von Pause zu Pause kannst Du interaktiv gestalten. Beispielsweise kannst Du sie auf schöne Blumen am Wegrand hinweisen und erklären, um welche Blumen es sich hierbei handelt. Oder Du stellst kleine Aufgaben: Bis zur nächsten Pause drei runde Steine sammeln. Lass Deine Kleinen im gefahrenlosen Flachland auch mal die Führung übernehmen, so dass sie das Gefühl haben, dass sie nun der Wanderguide sind und den richtigen Weg zeigen.

Weitere wichtige Infos und Tourenempfehlungen findest Du unter www.wanderverband.de und www.alpenverein.de. In der Broschüre «Höhenflüge» des Schweizer Alpen Clubs findest Du 37 SAC-Hütten, in denen Du mit Deinen Kindern herzlich willkommen bist.

Bilder: Sandra Moser

ÜBER DEN AUTOR

Rüdiger Bodmer

Rüdiger Bodmer ist ein erfahrener Wanderleiter und Lawinenexperte. Er führt professionell Touren und leitet im Winter Schneeschuhtouren im In- und Ausland. Als Ausbildner des Swiss Mountain Trainings vom Schweizer Bergführerverband gibt er auch Kurse mit Zertifikat. Im Sommer leitet er Wanderungen, Alpinwanderungen, Wanderreisen und Trekkings. Dabei arbeitet er oft mit den Bergsteigerschulen Berg+Tal und Höhenfieber zusammen. Zusätzlich engagiert er sich ehrenamtlich für den Schweizer Alpen-Club (SAC). Für Rüdiger sind Berge etwas Besonderes. Er fühlt sich mit ihnen verbunden und geniesst es, draussen unterwegs zu sein. Privat ist er oft mit Schnee- und Wanderschuhen unterwegs, aber er unternimmt auch gerne Skitouren, Hochtouren, geht Klettern oder Eisklettern. Als Guide ist es ihm vor allem wichtig, schöne Erlebnisse zu teilen und seine Begeisterung weiterzugeben. Dabei legt er grossen Wert auf Sicherheit und bereitet sich gründlich vor. Er bildet sich kontinuierlich weiter und achtet darauf, dass die Anreise zu seinen Touren möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgt und die Natur nicht beeinträchtigt wird. Im Laufe der Jahre hat Rüdiger ein umfangreiches Interesse und Fachwissen im Bereich Ausrüstung entwickelt. Aus diesem Grund hat er ich-liebe-berge.ch gegründet.

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2 Kommentare zu „Ratgeber Wandern mit Kindern“

  1. Hi Rüdiger,

    was wir auf einer Tour nie vergessen dürfen sind Kekse. Die sind immer Griffbereit in der Flossentasche unserer Kraxe und wirken Wunder. Ohne Kekse würd´s echt nicht klappen 🙂

    Man muss sich immer vor Augen halten, dass für Kinder der Weg das Ziel ist und sie nicht “stur” ein Ziel vor Augen haben das erreicht werden muss. Desw. muss auch ausreichend Puffer (gerne 200%) eingeplant werden, weil man nie weiß wieviele Schnecken unterwegs zu bestaunen sind.

    Puffer und Kekse. Ich denke, dass ist unsere Zauberformel beim Wandern mit Kind 🙂

    Viele Grüße

    Dave

  2. Wandern Freund

    Wandern mit Kindern ist immer eine Herausforderung! Den Kleinen während der Wanderung Aufgaben zu geben ist immer eine gute Idee und klappt recht gut 🙂

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