Test Hilleberg Anjan 2

Test Hilleberg Anjan 2
7.8 / 10 Bewertung
PRO
  • zuverlässig, haltbar, damit nachhaltig
  • ordentliche Apsis, Platz für Gepäck
  • super Belüftung, sehr gute Belüftungsmöglichkeiten, keinerlei Kondens-Probleme
  • gute Materialien, top Verarbeitung
  • einfacher, simultaner Aufbau von Aussen- und Innenzelt, Stangen und Kanäle farblich markiert
  • gutes Packmass
CONTRA
  • Gewicht höher als vom Hersteller angegeben
  • Komfort: abfallende Innenzelthöhe, nur ein Eingang
  • nicht freistehend, braucht Heringe zum Abspannen (konstruktionsbedingt)
  • Heringe wenig vielseitig, schnell verbogen
Testurteil
Das Hilleberg Anjan 2 ist ein leichtes Tunnelzelt für Frühjahr, Sommer und Herbst. Es ist nicht ultraleicht, sondern bewusst so konstruiert, dass es guten Wetterschutz bietet, viel Flexibilität und vor allem lange hält. Die verwendeten Materialien und Verarbeitung überzeugen. Eine extrem zuverlässiges Zelt, an dem man viele Jahre Freude haben kann.
Funktion8.4
Qualität/Verarbeitung9.5
Gewicht/Packmass7.8
Umwelt/Nachhaltigkeit5.5
Preis-Leistung7.8

Fakten

Hilleberg Anjan 2, Farbe dunkelgrün/schwarz

  • Gewicht nachgewogen: Gestänge 313 g, Gewicht Zelt 1262 g, Gewicht pro Hering 9 g, gesamt inkl. Packsack: 1772 g (laut Hersteller Gewicht 1700 g, Nettogewicht 1500 g)
  • Fläche Innenzelt: ca. 2,4 m²; Fläche Apsis ca. 1,2 m²; gesamt: ca. 3,6 m²
  • Höhe: Innenzelt 100 cm
  • Anzahl Eingänge: 1
  • Lieferumfang: Zelt, 2 Gestänge, 12 Tri-Peg-Heringe, Sturmleinen 2 mm, Anleitung, diverse Packbeutel
  • Packmass: 52 x 16 cm nachgemessen
  • Grösse: 2-Personen-Zelt
  • Typ: 3-Saison-Zelt, Tunnelzelt
  • 1 Wäscheleine oben, 2 Innentaschen seitlich
  • reflektierende Elemente

Angaben vom Hersteller:

Leicht, luftig und bemerkenswert stabil. Das Anjan ist ein reinrassiges 3-Saison-Tunnelzelt. Das Anjan ist herrlich leicht und trotzdem erstaunlich robust. Es ist die ideale Wahl für die schneefreien Monate des Jahres.

  • Material Aussenzelt: 100 % Polyamid (Kerlon 1000, 20-Denier Ripstop-Nylon, beschichtet mit 3 Lagen Silikon, Beschichtung für erhöhte UV-Beständigkeit, 40 g/m², 2000 mm Wassersäule (ISO 811)
  • Material Innenzelt: 100 % Polyamid (20-Denier Ripstop-Nylon, DWR-impräniert, 30 g/m²) + Netzgewebe
  • Material Boden: 100 % Polyamid (50-Denier Nylon, beschichtet mit 2 Lagen Polyurethan, 75 g/m², 5000 mm Wassersäule)
  • Material Gestänge: DAC Featherlite NSL, Aluminium, ø 9 mm, mit Lock Tip Enden
  • separat erhältlich: Zeltunterlage (deckt Innenzelt ab, nicht Apsis)
  • Garantie: lebenslang
  • Made in Estonia

Praxistest Hilleberg Anjan 2

Ich kann das Hilleberg Anjan 2 testen – meine Augen leuchteten. Trotzdem nahm ich mir vor, das Zelt so unvoreingenommen wie möglich zu bewerten. Unvoreingenommen? Nun, die Marke Hilleberg ist so etwas wie die Speerspitze, die Benchmark in Sachen Zelt. Mein erstes Hilleberg kaufte ich Mitte der 90er-Jahre – ein Nallo 2. Auf dem Weg nach Lappland fuhr ich in Östersund vorbei und schüttelte Bo Hilleberg die Hand, warf einen Blick in die Produktion und lernte die Näherin meines Zeltes kennen. Damals war alles sehr klein und fein.

20 Jahre später hat sich die Marke behauptet und ist in Sachen Funktion immer noch weit vorne. Die Firma haben die Kinder heute übernommen, der Vertrieb wurde ausgebaut. Vieles ist geblieben – auch beim getesteten Anjan 2 steht noch der Name des Nähers im Zelt. In meinem Fall «Urve Reede». Da kann ich sagen, gut gemacht Urve! Das Zelt ist einwandfrei verarbeitet. Dabei sieht man dem Zelt die Detailversessenheit kaum an – vernäht ist es z.B. immer mit einer doppelten Kappnaht.

Hilleberg schreibt: «Dies bedeutet, dass jeder Stich durch 4 Gewebeschichten geht, um ein Höchstmass an Zuverlässigkeit zu erhalten. Ausserdem sind unsere Nähmaschinen mit Kühldüsen an den Nadeln ausgerüstet, um die Stichlöcher nicht unnötig gross werden zu lassen. Das Resultat ist eine Naht mit hoher Festigkeit und Wasserdichtigkeit.»

Die Idee hinter dem Anjan 2 war es, ein leichtes Tunnelzelt zu bauen. Die Aussenzeltwände reichen nicht bis zum Boden und Teile des Innenzeltes sind aus Netzmaterial, die nicht zugedeckt werden können. Und die Tunnelkonstruktion ist immer noch das beste in Sachen Raum-Gewichts-Verhältnis. All das bringt ein relativ geringen Gewicht von 1772 Gramm. Das Zelt ist ein Kompromiss aus Leichtigkeit, Robustheit und Wetterschutz. Hilleberg sagt selber, dass es problemlos möglich gewesen wäre, das Zelt noch leichter zu bauen. Das wäre auf Kosten der Haltbarkeit gegangen. Hier geht Hilleberg auf Nummer sicher – leicht ja, ultraleicht nein. Das Hilleberg Anjan 2 ist ein nachhaltiges Zelt.

Dazu sorgt die Konstruktion für eine sehr gute Belüftung. Kondensationsprobleme hatte ich mit dem Anjan 2 nie. Nicht nur ist der grösste Teil der Tür aus Netzmaterial, man kann an heissen Tagen sogar die gesamte, hintere sowie vordere Aussenzeltseite aufrollen, um das Netzmaterial des Innenzeltes freizulegen.

Der Aufbau gelingt leicht, vor allem, da Innen- und Aussenzelt gekoppelt sind. (Sowohl Innen- als auch Aussenzelt können aber auch einzeln aufgebaut werden. Allerdings ist der Aufwand recht gross.) Da die beiden Stangen unterschiedlich lang sind, sind sie – wie auch die Eingänge der entsprechenden Stangenkanäle – farblich markiert. Super! Also Stangen rein, Stangenspanner festziehen und das Zelt mit vier Heringen aufstellen. Danach alles abspannen, fertig. Die Abspannleinen braucht es aber nur bei rauem Wetter. Leider sind die Heringe mehr Zeltnägel. Für harten Untergrund sind sie noch gut, für alles andere wenig geeignet. Zudem verbogen einige nach kurzer Zeit.

Hilleberg spricht von «palastartigem Komfort», was sehr übertrieben ist. Das niedrige Gewicht geht auf Kosten des Komforts. Nur ein Eingang, in dem auch das Gepäck lagert, ist nicht das Nonplusultra. (Aber wer mehr Komfort braucht, kann ja entweder das Anjan 3 eine Nummer grösser oder das Anjan 2 GT mit erweiterter Apsis wählen.) Das Innenzelt ist Hilleberg-typisch gelb gehalten. Das ist hell und wirkt auch bei Schlechtwetter noch freundlich. Durch den niedrigen, hinteren Gestängebogen fällt die Höhe stark ab. Alleine sitzt man am Eingang noch halbwegs bequem, zu zweit nicht mehr wirklich. Es ist so oder so kein Zelt, in dem man sich stundenlang, ausser zum Schlafen, aufhalten will. Dafür ist es zu schmal und eng. So eignet sich die Apsis bedingt zum Kochen, aber dann muss das Gepäck weichen. Immerhin ist es eine ordentliche Apsis – im Vergleich zu anderen leichten 2-Personen-Zelten dieser Kategorie ist sie gross.

Bei grossen Personen und dicken Schlafsäcken kann das Fussende das Innen- ans Aussenzelt drücken und einen nasses Fussende ergeben. Verbessern kann man das durch eine mittige Abspannung des Aussenzeltes in diesem Bereich, ganz verhindern kann man es je nachdem nicht.

Bei den Spezifikationen muss ich dem Zelt andere Werte bescheinigen, als jene, die Hilleberg selber angibt. Zum einen ist das Gewicht höher, zum anderen komme ich bei den Berechnungen auf andere Flächenmasse. Hmmm.

Das Tunnelzelt Anjan 2 ist in grün und rot erhältlich. Das Testzelt war grün, was ich auch bevorzuge, da es sich besser in die Landschaft einfügt/besser verstecken lässt.

Das Hilleberg ist in Sachen Zuverlässigkeit und Wetterschutz ein extrem gutes Zelt. Ich verwende es daher sogar im Frühjahr im Schnee. Es ist nicht das leichteste Zelt auf dem Markt, aber das leichteste 2-Personen-Zelt von Hilleberg und sein Gewicht wert. Wer auf Komfort verzichten kann, aber in Sachen Qualität und Haltbarkeit keine Kompromisse eingehen will, investiert das Geld gut in dieses Zelt. Wer mehr Platz braucht, wählt ein grösseres Anjan, wer mehr Wetterschutz braucht, wählt das Hilleberg Nallo 2. Das Hilleberg Anjan 2 ist das derzeit wohl ausgewogenste Zelt auf dem Markt.

Preis

Das Hilleberg Anjan 2 kostet 849 CHF bei Transa, Schweiz.


Links

Hersteller Hilleberg

Auskunft über Hilleberg the Tentmaker AB, Vertrieb in der Schweiz über Transa

ÜBER DEN AUTOR

Rüdiger Bodmer

Rüdiger Bodmer ist ein erfahrener Wanderleiter und Lawinenexperte. Er führt professionell Touren und leitet im Winter Schneeschuhtouren im In- und Ausland. Als Ausbildner des Swiss Mountain Trainings vom Schweizer Bergführerverband gibt er auch Kurse mit Zertifikat. Im Sommer leitet er Wanderungen, Alpinwanderungen, Wanderreisen und Trekkings. Dabei arbeitet er oft mit den Bergsteigerschulen Berg+Tal und Höhenfieber zusammen. Zusätzlich engagiert er sich ehrenamtlich für den Schweizer Alpen-Club (SAC). Für Rüdiger sind Berge etwas Besonderes. Er fühlt sich mit ihnen verbunden und geniesst es, draussen unterwegs zu sein. Privat ist er oft mit Schnee- und Wanderschuhen unterwegs, aber er unternimmt auch gerne Skitouren, Hochtouren, geht Klettern oder Eisklettern. Als Guide ist es ihm vor allem wichtig, schöne Erlebnisse zu teilen und seine Begeisterung weiterzugeben. Dabei legt er grossen Wert auf Sicherheit und bereitet sich gründlich vor. Er bildet sich kontinuierlich weiter und achtet darauf, dass die Anreise zu seinen Touren möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgt und die Natur nicht beeinträchtigt wird. Im Laufe der Jahre hat Rüdiger ein umfangreiches Interesse und Fachwissen im Bereich Ausrüstung entwickelt. Aus diesem Grund hat er ich-liebe-berge.ch gegründet.

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