Test Via Spluga Tingle-Trail

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7.8 / 10 Testurteil
Pro
  • Trails durch abwechslungsreiche Landschaft und auf variierendem Untergrund (von einfachen bis anspruchsvollen Trails, über Feldwege und Forststrassen sowie Teerabschnitte)
  • ausgezeichnete Beschilderung
  • Durchquerung des Naturspektakels Viamala-Schlucht
  • sportlich auf der Spur des Handelsweges, der bereits von den Römern genutzt wurde
  • viele Sehenswürdigkeiten entlang der Route
  • Verpflegungsmöglichkeiten unterwegs
  • Top-Unterkünfte
  • sehr gut organisiert, super freundlich und hilfsbereiter Service
Contra
  • oft hörbarer Strassenlärm von der nahegelegenen und stark befahrenen Strasse
  • wenige flowige Trailabschnitte
Testurteil

Trailrunning-Route auf historischem Handelsweg von Thusis über den Splügenpass nach Chiavenna. Ein abwechslungsreiches Drei-Tages-Arrangement mit Gepäcktransport, welches ein schönes Naturerlebnis, unterschiedlichste Wegabschnitte und Geschichte vereint.

Lage9.5
Essen8.5
Ausstattung/Angebot8
Bergsport/Outdoor Region8
Umwelt/Nachhaltigkeit6
Preis-Leistung7

Fakten

Package:

  • 3 Übernachtungen im Hotel, Kategorie B, Doppelzimmer mit Frühstück (1 x in Thusis, 1 x in Splügen, 1 x in Chiavenna)
  • Via Spluga-Wanderkarte
  • Postkarte/Via Spluga-Souvenir
  • Gepäcktransport Thusis-Splügen und Splügen–Chiavenna
  • buchbar vom 6. Juni bis 11. Oktober 2015
  • Preis pro Person: CHF 294.00, Standard-Zimmer mit Dusche/WC; plus CHF 45.00 Einzelzimmer-Zuschlag (3 Nächte)

Route:

  1. Tag: Thusis-Splügen: 32 km, 1700 Höhenmeter (Via Spluga Etappe 1 und 2)
  2. Tag: Splügen-Chiavenna: 38 km, 900 Höhenmeter (Via Spluga Etappe 3 und 4)

Link zur Route

Unterkünfte:

Praxistest Via Spluga Tingle-Trail

Vor einigen Jahren wurde die historische und einst am meisten begangene Handelsroute von Italien in die Schweiz mit dem Weitwanderweg Via Spluga wiederbelebt. Wo man gut lange wandern kann, kann man auch Trail Running betreiben ‒ überlegten sich wohl die Regionenvermarkter. Und so erstellten sie unter dem Namen Tingle-Trail ein auf Trail Runner zugeschnittenes Angebot.

Dabei wurden die vier Wanderetappen der Via Spluga auf zwei Tages-Runs zusammengelegt und das Ganze mit drei Übernachtungen am Startort Thusis, Zwischenstopp Splügen und Zielort Chiavenna kombiniert. Beim Via Spluga Tingle-Trail-Package ist der Gepäcktransport von Hotel zu Hotel inklusive. Ausserdem erhält man ausreichend Infomaterial und eine detaillierte, wasser-bzw. schweissfeste Karte mit eingezeichneter Route. Dieses Trail Running-Angebot haben wir zu zweit an einem Wochenende im Hochsommer getestet.

Am ersten Tag standen nur die Anreise nach Thusis und die Übernachtung vor Ort auf dem Programm. Dementsprechend sind wir auf den Abend angereist, so dass wir noch an der geführten und inszenierten Tour Viamala Notte teilnehmen konnten (Angebot von Viamala Gästeinformation, nicht Teil des Arragements, findet im Sommer jeden Donnerstag statt). Im Rahmen einer 90-minütigen szenischen Darstellung steigt man in die Tiefe der nächtlichen Schlucht und man erlebt durch Erzählungen und Schauspiele stimmungsvoll die einstigen Hochzeiten des stark genutzten Säumerwegs.

Mit diesem schönen Erlebnis freuten wir uns umso mehr, am Folgetag die sieben Kilometer lange Schlucht auf dem ursprünglichen Handelsweg zu durchlaufen. Doch davor durften wir den Tag mit einem reichhaltigen Frühstücksbuffet im sehr gepflegten, freundlichen und modernen Hotel Weiss Kreuz in Thusis beginnen. Dann wurde die Sonnencrème eingeschmiert, die Schuhe gebunden und los gings.

Wie erwartet war der Weg durch die Schlucht ein Naturspektakel: naturbelassener Wald, hohe Felswände, tiefe Schlucht und klares Wasser, das sich durch die Engen und Wendungen des Gesteins schlängelt. Einzig Schade war, dass dieser Genuss vom stetigen Strassenlärm begleitet wurde. Durch die Schlucht führen neben dem Wanderweg auch die Hauptstrasse und Autoroute (St. Bernardino-Route), welche durchschnittlich ein gemeinsames Verkehrsaufkommen von 30’000 Autos pro Tag haben. Besonders am ersten Tag begleitete uns die Geräuschkulisse auch auf den darauf folgenden Abschnitten immer wieder.

Nach der Durchquerung der Viamala-Schlucht (inkl. der spektakulären Hängebrücke Traversinersteg) öffnete sich das Tal wieder. In einem munteren Auf und Ab führte der Weg an Dörfern vorbei weiter Richtung Splügen. Dabei ist anfangs auch einiges an geteerten Abschnitten dabei, dafür kann man dabei auch die kleinen, netten Orte entlang der Route zu durchlaufen. Nach Andeer wird das Tal dann wieder enger und man läuft zuerst, die Passtrasse ein paar Mal querend, Richtung Rofflaschlucht. Der darauf folgende Abschnitt ist landschaftlich wunderschön, hat 100% Trailanteil, ist aber wegen des welligen Profils auch (psychisch) anstrengend zu joggen. Das letzte Stück vor Splügen geht dann wieder gemütlicher entlang bzw. oberhalb des Sufersees bis man den historisch bedeutsamen und wunderschön erhaltenen Ort Splügen erreicht.

Wir genossen es, mit nur minimalstem Tagesgepäck unterwegs zu sein. Der organisierte Gepäcktransport funktionierte stets einwandfrei. Und so kamen wir am Zielort stets in den Genuss sämtlicher Utensilien und des Komforts, den wir eingepackt hatten.

Auch die zweite Nacht logierten wir ausgezeichnet, nämlich im Hotel Bodenhaus in Splügen. Das Gasthaus in historischem Gemäuer vereint schönes Ambiente, gutes Essen und Erholung inkl. Sauna und Pool.

Die zweite Etappe mussten wir leider bei widrigsten Wetterbedingungen starten, die sich bis Chiavenna auch kaum besserten. Aber sobald einmal alles durchnässt ist, ist auch der Regen nicht mehr so schlimm und solange man in Bewegung ist hat auch die Kälte keine Chance … Am Splügenpass blieb uns leider die schöne Aussicht verwehrt und der peitschende Wind drängte zum raschen Vorwärtskommen. Umso spezieller war es, auf gut erhaltenen Abschnitten des alten Handelsweges zu laufen. Wie einst die Säumer schlängelten wir Serpentine um Serpentine den Wiesen-/Felshang zur Passhöhe hoch und wieder nach Montespluga runter, wo wir einen wärmenden Tee genossen. Hier trennte sich der Trail von der heutigen Passstrasse und führt über Stock und Stein am Stausee entlang und über die Staumauer in die Cardinello-Schlucht. Ein atemberaubend schöner Wegabschnitt. Im Fels eingehauen und später durch Alpwiesen und lichte Wälder führt er der Schlucht entlang nach Isola. Anschliessend beginnt das klassische Talauslaufen, wobei der Trail von flowigen Waldstücken über Kiesstrassen bis hin zu sehr steinigen und technischen Wanderwegen variiert.

Oft und insbesondere am zweiten Tag sind die Trails sehr technisch. Viele Schritte ‒ besonders wenn es nass ist ‒ müssen konzentriert gesetzt werden. Der Regen machte die Steine sehr rutschig. Das bremst das Tempo und Trailerlebnis etwas aus und auch ein kleiner Sturz liess sich nicht vermeiden. Wer schnell Kilometer machen will, sollte die zweite Etappe nur bei trockenen Verhältnissen absolvieren. Beide brauchten wir zudem auf dem letzten Drittel des zweiten Tages viel länger als kalkuliert – was auf der Karte als gemütliches Auslaufen bergab nach Chiavenna aussah, erwies sich als sehr anspruchsvoller, grober Trail.

Am Zielort Chiavenna erwartete uns das Drei-Sterne-Hotel Albergo Crimera. Das Hotel ist gut gelegen, sauber und ok ‒ aber nicht mehr. In puncto Ambiente und Gastfreundschaft kann es mit den beiden Schweizer Häusern aber nicht mithalten.

Alles in allem war der Via-Spluga Tingle-Trail ein sehr schönes Erlebnis, welches sportlich wie auch von der Natur und der Historie einiges zu bieten hat: steile Schluchten, weite Täler, nette Dörfer, wunderschöne Säumerwege, wilde Landschaften und gepflegte, freundliche Unterkünfte mit Charme. Auch der abendliche/nächtliche Besuch der Viamala Notte ist sehr empfehlenswert.

Preis

Der Tingle-Trail ViaSpluga kostet 294.00 CHF (Hotelkategorie B, Standard-Zimmer mit Dusche/WC) und 45.00 CHF Einzelzimmer-Zuschlag für drei Nächte.

Links

Anbieter Viamala Gästeinformation

Auskunft und Vertrieb über Viamala Gästeinformation

ÜBER DEN AUTOR

Thomas Reinthaler

Thomas Reinthaler testet Ausrüstung für ich-liebe-berge.ch – der Ausdauersportler, der sowohl im Sommer als auch im Winter den Kampf um Höhenmeter und Sekunden liebt, weiss wie wichtig das richtige Equipment ist und worauf es bei funktioneller Ausrüstung ankommt.

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