Test Gregory Alpinisto 35

Test Gregory Alpinisto 35

Der Gregory Alpinisto 35 ist ein empfehlenswerter Alpinrucksack mit vielen kleinen Detaillösungen. Er hat ein extrem gutes Tragesystem. Nur die neue Pickelhalterung taugt nichts.

Ich-liebe-Ausrüstung-Bewertung

6.8 Punkte

Pro

  • schlicht, aber umfangreich ausgestatteter Alpinrucksack
  • Kompressionsriemen lassen sich auch über den gesamten Rucksack verbinden
  • sehr gute Verarbeitung
  • Hüftgurt und Stabilisierungsrahmen entfernbar, dann aber sehr instabiler Rucksack

Contra

  • Hauptverschluss zu weit unten, liegt ständig im Dreck
  • Pickelhalterung ist nicht ausreichend, mehrfach Pickel verloren
  • unnötige Ausstattung: Sitzmatte

Fakten

Gregory Alpinisto 35, Grösse Medium, Farbe Alpine Gold, Artikelnummer GM59526

  • Gewicht für Grösse Medium: 1475 g nachgewogen (maximal 1500 g, 1000 g minimal laut Hersteller)
  • Volumen: 35 l / 2136 cu in
  • Geeignet für Beladung bis 16 kg
  • Zugriff von oben sowie von der Seite

Angaben vom Hersteller:

Die Alpinisto Linie ist für Profis und anspruchsvolle Alpinisten konzipiert und kommt bei extremen Unternehmungen weltweit zum Einsatz. Die Rucksäcke sind einzigartig in ihrer Leistungs- und Strapazierfähigkeit und im Tragekomfort im alpinen Bereich. Sie nehmen die komplette benötigte Ausrüstung für ausgedehnte Bergabenteuer auf und sind vielseitig genug, um sie auch am Tag der Gipfelbesteigung einzusetzen.

  • Fusion Flex Tragesystem
  • Verstaubare Steigeisentasche aus TPU-Material, damit kein Rucksackinhalt beschädigt wird
  • Beidseitig Befestigungen für Eispickel, mit allen modernen Eisgeräten kompatibel
  • Fixes, speziell geformtes Deckelfach für genügend Bewegungsfreiheit mit Helm
  • Hauptverschluss mit einzelner, eloxierter Hakenschliesse für maximale Strapazierfähigkeit
  • Abnehmbare Hüftgurtpolsterung zur Vereinfachung und Gewichtseinsparung

Beschränkte Garantie auf Lebenszeit.

Praxistest Gregory Alpinisto 35

Getestet habe ich den Gregory Alpinisto 35 im Sommer auf Hochtouren sowie bei einer Expedition im indischen Himalaya. Dabei ist mir der Alpinisto kein Unbekannter – ich besass auch schon das Vorgängermodell. Dazu hatten wir schon über die Neuheit berichtet – Neues Produkt: Rucksack Gregory Alpinisto … hier folgt der Testbericht.

Der Gregory Alpinisto 35 ist zwar ein schlichter Rucksack, aber durch seine Farbgebung sehr auffällig. Er hat grundsätzlich ein grosses Hauptfach, ohne Unterteilung. Auf das Fach kann man von oben und der Seite zugreifen. Der Deckel ist fix angenäht und nicht verstellbar, was ich aber mag, da er sich so nie verstellt und perfekt bedienen lässt.

Zur Befestigung hat er wenig, aber eigentlich die richtigen Sachen angebracht. Besonders positiv hervorzuheben sind dabei die seitlichen Kompressionsriemen, die man jeweils auch in der Mitte zusammenschliessen kann. Sie sollten allerdings 10-15 cm länger sein, damit man auch ein paar voluminösere Schneeschuhe leichter darunter packen kann. So spannen sie sehr und es braucht viel Kraft.

Was mir so gar nicht gefallen hat, war der neue, zentrale Verschluss. Das Band mit Halen ist sehr weit unten am Rucksack fixiert. Öffnet man den Rucksack, liegt es immer sofort im Dreck. Das nervt. Ausserdem muss man sich immer weit nach unten bücken, um ihn zu schliessen.

Auch ein anderes Detail, auf das man bei Gregory besonders stolz ist, hielt ich schlicht für unbrauchbar: die Pickelfixierung. Während man den Schaft oben nach bewährtem System mit einem Velcro-Verschluss sichern kann, kann man die Haue unten nicht mehr per Kompressionsband sichern, sondern nur noch, indem man das Aluplättchen durch das Loch in der Haue führt und quer legt. Bei meinem Pickel gelang das zwar, aber das Plättchen rutsche regelmässig von alleine raus. Leider ging das soweit, dass ich während des Gehens den Pickel verlor. Ich hatte Glück, da ich gerade nicht an einer abschüssigen Stelle stand. Aber es kann heikel sein, den Pickel zu verlieren. Es ist einfach keine sichere Fixierung möglich. Diese war früher eindeutig besser! Auch ist ein einfacher Riemen mit Verschluss deutlich einfacher und schneller zu bedienen, erst Recht bei Kälte und mit Handschuhen. Zusammengefasst: die neue Pickelhalterung mit diesen Plättchen sieht zwar lustig aus, taugt aber nichts. Für mich eine Spielerei, die in der Praxis nicht funktioniert.

Im Gegensatz zum alten Alpinisto wurde die zentrale Steigeisenhalterung ebenso überarbeitet. Wo früher zwei Riemen waren, ist heute eine richtige Tasche. Sie funktioniert, ist aber extrem massiv und wiegt auch einiges mehr. Naja. Insgesamt aber liebe ich die Anbringung aussen, da man so extrem schnell auf die Steigeisen zugreifen kann und sie sicher aufbewahren kann, ohne irgendetwas anderes zu durchlöchern.

Der Deckel ist perfekt geformt und stört auch vollgeladen nicht am Kopf. Lediglich die Tasche unter dem Deckel fand ich deutlich zu klein. Dazu könnte man den Reissverschluss auf der Deckeltasche aussen weiter in das Zentrum verschieben, wodurch einem nicht gleich alles entgegen fallen würde, wenn man sie öffnet. Das hat beispielsweise Arc’teryx bei vielen seiner Rucksäcke mittlerweile besser gelöst als hier Gregory.

Der Rucksack hat eine komfortable Ausstattung. Im Inneren kann man z.B eine Sitzmatte herausziehen. Das ist nett, bei einem alpinistischen Rucksack aber für meinen Geschmack total überflüssig. Ich habe sie trotzdem verwendet – es sitzt sich gut darauf. Nur einmal rausgezogen, bekommt man sie nicht wieder in den Rucksack, solange der beladen und voll ist. Naja.

Besonderes Highlight am Gregory Alpinisto 35 ist, dass man den Stabilierungsrahmen sowie den Hüftgurt abnehmen kann. Dadurch verringert sich das Gewicht deutlich. Ich probte das vor meinem Gipfeltag und kam am Ende zum Entschluss, dass sich der Rucksack durch diese Modifikation so dermassen viel schlechter tragen lässt, dass ich es wieder einbaute. Auch für den Gipfeltag. Ohne hängt alles durch und ich kann das Gewicht nur auf den Schultern tragen. Für mich jedenfalls ist die Option nicht notwendig. Mit Tragesystem trägt sich der Rucksack hervorragend, auch mit schweren Lasten!

Sehr gut kann man einen Trinksack im Inneren anbringen, es hat auch einen Ausgang für den Schlauch.

Hervorzuheben ist auch die Verarbeitung und Qualität. Der Gregory Alpinisto 35 ist ein echtes Schmuckstück. Die Schulterträger sind sehr schmal und dünn, trotzdem komfortabel. Dazu ist das Material insgesamt sehr robust.

Alles in allem ein guter Alpinrucksack, der viele gute Details aufweist, aber auch einige unnötige sowie einige Verbesserungen, die leider nicht besser sind. Hier sollten die Produktdesigner selber den Rucksack mal in der Praxis ausgiebig testen, um die Schwächen zu entdecken. Was gut aussieht, ist nicht immer auch funktionell, wie das Beispiel Pickelhalterung zeigt.

Preis

Der Gregory Alpinisto 35 ist erhältlich für 159.95 €.

Auch in der Schweiz erhältlich für 199 CHF.

Links

Hersteller Gregory Mountain Products

Auskunft und Vertrieb in der Schweiz über Gregory Mountain Products Europe, Black Diamond Equipment AG

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ÜBER DEN AUTOR

Rüdiger Bodmer

Rüdiger Bodmer ist ein erfahrener Wanderleiter und Lawinenexperte. Er führt professionell Touren und leitet im Winter Schneeschuhtouren im In- und Ausland. Als Ausbildner des Swiss Mountain Trainings vom Schweizer Bergführerverband gibt er auch Kurse mit Zertifikat. Im Sommer leitet er Wanderungen, Alpinwanderungen, Wanderreisen und Trekkings. Dabei arbeitet er oft mit den Bergsteigerschulen Berg+Tal und Höhenfieber zusammen. Zusätzlich engagiert er sich ehrenamtlich für den Schweizer Alpen-Club (SAC). Für Rüdiger sind Berge etwas Besonderes. Er fühlt sich mit ihnen verbunden und geniesst es, draussen unterwegs zu sein. Privat ist er oft mit Schnee- und Wanderschuhen unterwegs, aber er unternimmt auch gerne Skitouren, Hochtouren, geht Klettern oder Eisklettern. Als Guide ist es ihm vor allem wichtig, schöne Erlebnisse zu teilen und seine Begeisterung weiterzugeben. Dabei legt er grossen Wert auf Sicherheit und bereitet sich gründlich vor. Er bildet sich kontinuierlich weiter und achtet darauf, dass die Anreise zu seinen Touren möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgt und die Natur nicht beeinträchtigt wird. Im Laufe der Jahre hat Rüdiger ein umfangreiches Interesse und Fachwissen im Bereich Ausrüstung entwickelt. Aus diesem Grund hat er ich-liebe-berge.ch gegründet.

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2 Kommentare zu „Test Gregory Alpinisto 35“

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