Schönste Frühlingstour – Heidi Erlebnisweg

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Der Frühling hat begonnen: es ist langsam zu warm, um Schneesport zu betreiben, aber auch noch zu kalt, um in den Höhen wandern zu gehen. Trotzdem zieht es uns nach draussen. Wir haben uns aus diesem Grund bei rennomierten Buchautoren erkundigt, was sie in der Zwischensaison machen und welche Tour sie für das Frühjahr vorschlagen. In diesem Sinne – die schönste Frühlingstour wartet. Viel Spass beim Entdecken!

Einen weiteren Tipp für die schönste Frühlingstour haben wir vom Autor Jochen Ihle erhalten. Sein Tipp stammt aus seinem Buch «Erlebniswanderungen Schweiz», das in wenigen Tagen (Mai 2016) im Werd & Weber AG Verlag erscheint. Wir dürfen mit dem Heidi Erlebnisweg exklusiv eine Tour aus dem neuen Buch veröffentlichen.

Uns interessierte aber auch, was Jochen Ihle in der Zwischensaison macht und woran er aktuell arbeitet.

Herr Ihle, an welchen Projekten arbeiten Sie zurzeit?

Ich bin hauptberuflich Redaktor beim «Wandermagazin SCHWEIZ» In dieser Tätigkeit bin ich das ganze Jahr über in den Bergen unterwegs und geniesse den abwechslungsreichen Mix aus Büroarbeit und Draussen-sein. Unser Magazin enthält in jeder Ausgabe eine Fülle von sorgfältig recherchierten Wander- und Ausflugstipps für alle Alters- und Interessengruppen – von aktiven Familien über Genusswanderer bis hin zu Senioren. Daneben berichten wir auch über Wissenswertes abseits der Wanderwege, stellen Produkte und Rezepte vor und weisen auf Neuigkeiten aus der Wanderwelt hin. So arbeite ich meist an mehreren Themen gleichzeitig.

Was machen Sie in der Zwischensaison, wenn der Winter vorbei, der Sommer aber noch nicht Einzug gehalten hat?

Das «Wandermagazin SCHWEIZ» erscheint 10-mal pro Jahr. Die Ausgaben von Frühjahr bis Herbst beinhalten Wanderungen aus allen Regionen der Schweiz; und im Winter stellen wir Schneeschuhtouren, Winterwanderungen und Skitouren vor. Eine Zwischensaison gibt es daher für mich nicht. Wir sind laufend am Wandern, Recherchieren und Fotografieren. Ist eine Ausgabe redaktionell abgeschlossen und im Druck, arbeiten wir bereits an den nächsten Ausgaben.

Welche Tour aus Ihrem Buch können Sie für den Frühling besonders empfehlen? Was gefällt Ihnen besonders an dieser Tour?

Die meisten Familien-Touren in meinem Buch sind für die Sommermonate geeignet. Für das Frühjahr empfehle ich den Heidi-Erlebnisweg bei Maienfeld. Den kann man auch mit kleineren Kindern erwandern, zudem ist er kinderwagengängig. Die Kinder erleben hier die Heidigeschichte anhand von mehreren Spielstationen. In den Rucksack gehört natürlich auch Johanna Spyris Klassiker. Dann kann man unterwegs den Kindern daraus vorlesen. Ist man dann schon einmal in der Ferienregion Heidiland, könnte man an den Walensee gehen und dort die Uferwanderung von Walenstadt nach Quinten machen; diese kann man wunderbar mit einer Schiffsfahrt kombinieren. Und noch ein Familientipp aus der Region und auch ein Kapitel im Buch: der Flumserberg mit Sagenerlebnisweg, GeoGalerie und den Seen auf der Seebenalp.

Die schönste Frühlingstour: Heidi Erlebnisweg

Zum Alp-Öhi hinauf

«Vom freundlich gelegenen, alten Städtchen Mayenfeld aus führt ein Fussweg durch grüne, baumreiche Fluren bis zum Fusse der Höhen, die von dieser Seite gross und ernst auf das Tal herniederschauen. Wo der Fussweg zu steigen anfängt, beginnt bald das Heideland mit dem kurzen Gras und den kräftigen Bergkräutern dem Kommenden entgegenzuduften, denn der Fussweg geht steil und direkt zu den Alpen hinauf. Auf diesem schmalen Bergpfade stieg an einem hellen, sonnigen Junimorgen ein grosses, kräftig aussehendes Mädchen dieses Berglandes hinan, ein Kind an der Hand führend, dessen Wangen in solcher Glut standen, dass sie selbst die sonnenverbrannte, völlig braune Haut des Kindes flammenrot durchleuchtete.»

So beginnt der Schweizer Kinderbuchklassiker schlechthin: Johanna Spyris «Heidi». Wer hat sie nicht gelesen, die Geschichte vom fröhlichen und natürlichen Waisenkind Heidi, vom liebenswürdigen und immer hungrigen Geissenpeter, vom brummigen, doch gütigen Alp-Öhi. Und wer hat sich nicht geärgert über die ungerechte Frau Rottenmaier und mitgefühlt mit der blinden Grossmutter und der gelähmten Klara aus Frankfurt, die schliesslich oben auf der Alp, bei Heidi, Peter und dem Alp-Öhi, bei Schwänli und Bärli, wieder das Gehen lernte.

Eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert

Johanna Spyri verbrachte ihre Ferien gerne in der Bündner Herrschaft und liess sich von den Kulissen dieser Landschaft zum Heidi-Roman inspirieren: Am Bahnhof von Maienfeld stieg Heidi in den Zug nach Frankfurt und kam Monate später heimwehkrank wieder an, der Weiler Ober-Rofels, oberhalb von Maienfeld, ist in der Geschichte Heidis Winterquartier.

Hinauf nach Ober-Rofels, längst besser bekannt als Heididorf oder «Heidis Village», führt der kleine Heidiweg. Vorbei am Heidibrunnen, welcher zum Gedenken an die Schriftstellerin im Jahre 1953 eingeweiht wurde, direkt vor das 300-jährige Heidihaus, welches als anschauliches Museum eingerichtet ist. Der Blick hinein ist eine Zeitreise in die Schweizer Bergwelt des späten 19. Jahrhunderts. Vom Vorratskeller geht es hinauf zur rustikalen Stube. Zu sehen sind allerhand Utensilien aus der Zeit um 1880, dem Jahr, in dem Johanna Spyri «Heidi» schrieb. Die Kitschgrenze streift der Heidishop nebenan. Dort gibt es alles zu kaufen, was sich nur annähernd mit Heidi vermarkten lässt – Puppen und Tassen, T-Shirts und Tischsets, Bücher und Filme.

Spielposten und Zitate

«Heidi war aufgesprungen und rannte mitten unter den Geissen umher, denn das war ihm ein neuer, unbeschreiblich vergnüglicher Anblick, wie die Tierlein durcheinandersprangen und sich lustig machten, und Heidi sprang von einem zum anderen…» Tauchen wir ein in die Geschichte – auf dem Heidi-Erlebnisweg, der im Jahre 2001 zum 100. Todestag der Autorin eröffnet wurde.

Der Geissenpeter kommt uns zwar nicht entgegen, um uns das Gepäck abzunehmen, wie einst dem Fräulein Rottenmeier, doch Spielposten und Zitate aus dem Buch sorgen für genügend Kurzweil. «…auf einmal fiel über Nacht ein tiefer Schnee, und am Morgen war die ganze Alp schneeweiss und kein einziges grünes Blättlein mehr zu sehen ringsum und um. Da kam der Geissenpeter nicht mehr mit seiner Herde, und Heidi schaute ganz verwundert durch das kleine Fenster, denn nun fing es wieder zu schneien an, und die dicken Flocken fielen fort und fort…» Tafel vier schickt uns in den tiefsten Winter, obwohl doch gerade erst noch Frühling war. Nicht ganz chronologisch geht es zu auf dem Erlebnisweg, doch das stört niemanden. Dafür erfahren wir einiges über einheimische Baum- und Holzarten und erfrischen uns am Brunnen, aus dem schon Peter, Schwänli und Bärli getrunken haben.

Sehnsüchte und drei Tannen

«Aber vor allem anziehend war für das Heidi an solchen Windtagen das Wogen und Rauschen in den drei alten Tannen hinter der Hütte. Da musste es von Zeit zu Zeit hinlaufen von allem anderen weg, was es auch sein mochte, denn so schön und wunderbar war gar nichts wie dieses tiefe, geheimnisvolle Tosen in den Wipfeln da droben. Da stand Heidi unten und lauschte hinauf und konnte niemals genug bekommen, zu sehen und zu hören, wie das wehte und wogte und rauschte in den Bäumen mit grosser Macht.»

Die drei Tannen sind für Heidi elementar, Sinnbild für ihre Sehnsucht nach den Bergen. Wer hört das Rauschen der Bäume, den Wind, das Pfeifen der Vögel und andere Geräusche im Wald? Auch die weiteren Spielposten fordern auf zum Mitmachen: Ein schmaler Holzbalken verleitet zum Balancieren, mit Holzteilen kann man versuchen eine Melodie zu spielen und von einem Baumhaus schauen wir in alle vier Himmelsrichtungen – wie die Heidi in Frankfurt, als sie einen Turm bestieg, in der Hoffnung, ihr Zuhause zu sehen.

Nach zwei Stunden Aufstieg ist man angekommen auf der Heidialp, die so gar keine Ähnlichkeit hat mit derjenigen in Büchern oder Filmen. Trotzdem lohnt eine Rast und bei einem weiten Blick übers Land fühlt man sich ein bisschen wie Heidi, als sie nach ihrem langen Aufenthalt in Frankfurt wieder den ersten Abend beim Grossvater verbrachte: «…es hatte alle Berge und Felsen wieder im Abendglühen gesehen, es hatte die Tannen rauschen gehört, es war wieder daheim auf der Alp.»

Heidi Erlebnisweg – Routenbeschreibung

  • Anreise/Rückreise: Mit der Bahn nach Maienfeld. Vom Bahnhof zu Fuss (ca. 30 Minuten) oder mit dem Heidi-Express per Bus zum Hotel Heidihof, ab da in 10 Min. zum Heididorf Ober-Rofels.
  • Route: Maienfeld (510 m) – Ober-Rofels/Heididorf (660 m) – Ochsenberg/Heidialp (1111 m) – auf selbem Weg zurück.
  • Wanderzeit: 3 Stunden mit jeweils 600 Metern Auf- und Abstieg.
  • Tourencharakter: T1. Kinderleichter Erlebnispfad mit zwölf Stationen über Heidi und ihre Welt. Durchgehend markierter Weg in grosszügigen Kehren durch den Luvawald, hinauf zu den Alpweiden des Ochsenberges am Fusse des Falknis.
  • Erlebnisse: Erlebnisposten, die zum Spielen und Mitmachen einladen sowie zum Entdecken der Natur auffordern.
  • Varianten:
    • Kleiner Heidiweg: vom Bahnhof Maienfeld durch das Dorf und vorbei am Schloss Brandis. Am oberen Dorfrand mündet der Weg in die Rebberge und man gelangt zum Heidibrunnen. Ab hier zum Heididörfli und über Rofels wieder hinab nach Maienfeld. Wanderzeit ca. 1.5 Stunden mit jeweils 140 Metern Auf- und Abstieg. Rote Wegweiser.
    • Grosser Heidiweg: vom Ochsenberg weiter hinauf auf zum Kaltboden. Ein schöner Aussichtspunkt, von dem der Abstieg nach Jenins beginnt. Bei Rofels mündet der Pfad wieder in den Kleinen Heidiweg. Wanderzeit ca. 4.5 Stunden mit jeweils 860 Metern Auf- und Abstieg. Blaue Wegweiser
  • Beste Jahreszeit: Mai bis Oktober.
  • Hinweis: Heidihaus und Ausstellung «Johanna Spyri’s Heidiwelt» geöffnet von Mitte März bis Mitte November, 10–17 Uhr.
  • Verpflegung/Unterkunft: Heidialp (nicht immer bewirtschaftet); Dorfladen beim Heididorf; Hotel Heidihof; Hotels und Restaurants in Maienfeld.

Der Beschrieb des Heidi Erlebnisweges stammt aus dem Buch Erlebniswanderungen Schweiz von Jochen Ihle:

  • Titel: Erlebniswanderungen Schweiz
  • Autor: Jochen Ihle
  • WERD & WEBER AG
  • 372 Seiten, 14,4 x 21,5 cm, gebunden, Softcover. Mit zahlreichen farbigen Abbildungen.
  • ISBN: 978-3-85932-794-8

Die schönste Frühlingstour – die ganze Reihe/weitere Touren findest Du hier.

ÜBER DEN AUTOR

Giuliana Schintu

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