Interview zum Buch Gipfelrausch von Philipp Laage

Buch Gipfelrausch von Philipp Laage: Eine Reise zu den Höhenpunkten der Welt

Philipp Laage, ein in Berlin lebender Journalist und Autor, ist bekannt für seine fesselnden Reisereportagen und seine Liebe zu abgelegenen und atemberaubenden Berglandschaften. In Gipfelrausch von Philipp Laage werden wir auf eine persönliche und tiefgründige Reise zu den Gipfeln der Welt mitgenommen.Von den Alpen bis zum Grossen Kaukasus, von den Mondbergen bis zum wilden Pamir, schildert Laage Erlebnisse voller Schönheit, Entbehrung und Grenzerfahrung.

Philipp Laage: Zwischen Berggipfeln und Tiefgründigkeit

In diesem einzigartigen Interview nähern wir uns Philipp Laages Welt aus einer ungewöhnlichen Perspektive: durch die Augen eines alten, weisen Berges. Diese metaphorische Herangehensweise ermöglicht es uns, tiefgründige und symbolische Fragen zu stellen, die sowohl die physische als auch die philosophische Dimension des Bergsteigens beleuchten. Der Berg, ein stummer Zeuge vieler Geschichten und Veränderungen, wird hier zum Fragenden, der Laages Erfahrungen und Gedanken aus einer ganz anderen, erdverbundenen Sichtweise erkundet. Mit dieser unkonventionellen Methode tauchen wir in eine Welt ein, in der Natur und Mensch miteinander interagieren und kommunizieren.

Im Gespräch mit dem Berg 🏔️: Ein aussergewöhnliches Interview über Gipfelrausch von Philipp Laage

  1. 🏔️ Warum suchst Du die Einsamkeit meiner Höhen?

«Ich lasse dort das Grundrauschen der Täler hinter mir und bin ohne Ablenkung mit meinen Ängsten, Wünschen und Träumen allein. Ich kann mit Abstand auf mein Leben schauen und Dinge deshalb klarer sehen. Weil ich mich durch eine Landschaft bewege, die mir eine grosse Wachheit abverlangt, kommen die Gedanken erst richtig in Fahrt. Das ist etwas anderes als eine Kanutour im Spreewald oder eine Wanderung im Harz.»

  1. 🏔️ Wie fühlst Du Dich, wenn Du auf meinem Gipfel stehst?

«Anstandshalber antwortet man darauf am besten: dankbar und demütig. Und beides stimmt auch. Auf dem Gipfel weicht all das Grüblerische, Kleinliche und Missgünstige, dem man allzu oft Raum gibt, einem warmen Gefühl der Dankbarkeit. Wie sagt der Musiker Casper: Alles war schön und nichts tat weh. Das ist das Empfinden. Natürlich bin ich aber auch stolz, es auf den Gipfel geschafft zu haben. Ich bin froh, ein Ziel erreicht zu haben.»

  1. 🏔️ Welche Lektionen hast Du aus meiner rauen Natur gezogen?

«Ich mag die Natur der Berge gerade deshalb, weil sie rau ist. Stunden durch Nieselregen laufen, im Nebel das Wanderzeichen suchen, auch mal frieren und sich wieder warmlaufen: Das sind für mich schöne Erfahrungen. Widrigkeiten gehören zum Leben, sie werden niemals verschwinden, und je früher man das akzeptiert, umso einfacher wird alles. Das wäre so eine Lektion.»

  1. 🏔️ Erzähle mir von einem Moment, in dem Du Dich mir besonders nah gefühlt hast.

«Das war in Russland, vor einigen Jahren. Ich bin alleine nachts auf den Elbrus gestiegen, mein kettenrauchender russischer Bergführer war zurückgefallen. Woanders am Berg waren mein Bruder und ein Freund unterwegs. Ich wusste, ich würde sie später einholen, und war komplett im Flow. Langsam dämmerte der Morgen, und ich fand alles so wunderbar, dass mir die Tränen kamen.»

  1. 🏔️ Wie würdest Du die Veränderungen beschreiben, die Du an mir im Laufe der Jahre beobachtet hast?

«Es steht dir nicht gut, dass dein Eis verschwindet. Aber wer bin ich, das zu beklagen? Mein Lebensstil trägt dazu bei, dass deine Gletscher schmelzen, anders geht es nicht. Du schickst jetzt immer häufiger Steine herab, vielleicht um den Leuten zu sagen: Seht ihr, euer Verhalten bleibt nicht folgenlos.

  1. 🏔️ Wie siehst Du das Gleichgewicht zwischen dem Erkunden und dem Schützen der Berge?

«Man kann die Berge naturverträglich erkunden, denke ich. Allein schon, weil man sich zu Fuss bewegt und selbst versorgen kann. Die Anstrengung limitiert den Andrang auf natürliche Weise, aber natürlich nicht überall. Schwierig wird es dann, wenn mit dem Berg Geld verdient werden muss, etwa mit Seilbahnen und Skigebieten. Dann gibt es einen Konflikt, wie in allen anderen Bereichen des Tourismus. Der begrenzte natürliche Raum wird übernutzt.»

  1. 🏔️ Was denkst Du, was ich, der Berg, über die Menschen denke?

«Du denkst bestimmt, dass unser Streben, auf deinem Gipfel zu stehen, recht putzig und vielleicht auch etwas bemitleidenswert ist. Der Schweiss und die Anstrengungen, die Kälte und die Erschöpfung – für was? Eine verständliche Sichtweise für einen jahrtausendealten, mit der Erde verwachsenen Giganten, der die Ruhe weg hat. Aber du musst uns verstehen. Wir haben nur dieses kleine Leben und wollen es mit Dingen füllen, an die wir uns gerne erinnern.»

  1. 🏔️ Wie hat sich Deine Wahrnehmung von Zeit und Raum in meiner Gegenwart verändert?

«Im Gebirge fühle ich mich klein, aber auf die gute Art: Ich nehme mich nicht so wichtig, weil ich erkenne, wie unbedeutend ich bin. Der Ballast fällt von mir ab, Optimismus greift plötzlich um sich. Dann fühle ich mich paradoxerweise doch ganz gross und wirkmächtig und will auf einmal Sachen anpacken.»

  1. 🏔️ Was ist die grösste Herausforderung, die Du beim Besteigen von Bergen wie mir erlebt hast?

«Das ist ein Klischee, aber es stimmt: Mir einzugestehen, dass ein Aufstieg unmöglich ist, wegen Faktoren, die ich nicht beeinflussen kann. Je häufiger man umkehren muss, umso einfacher wird es.»

  1. 🏔️ Wie interpretierst Du die Stille und Geräusche in meiner Umgebung?

«Ich glaube, ich interpretiere sie nicht, sondern geniesse sie einfach: die völlige Abwesenheit von Geräuschen, aber auch das Prasseln von Tropfen im Wald oder das Läuten der Kuhglocken. Das erinnert mich an meine Kindheit.»

  1. 🏔️ Was glaubst Du, was ich Dir beibringen kann?

«Meist ahnen wir ja, wie wir unser Leben besser gestalten können. Aber im Alltag vergessen wir oft, was wir schon wissen, weil wir ständig müde oder beschäftigt sind. Die Berge erinnern mich immer daran, dass die Natur der Ort ist, an dem ich mich am wohlsten fühle, dass Annehmlichkeiten und Komfort nicht unbedingt zufrieden machen, und vor allem, dass das Glück nichts Kompliziertes ist, für das es irgendeine Geheimzutat braucht. Einen Berg zu besteigen, ist eine denkbar einfache Sache: Man geht hinauf und wieder hinunter. Und fast immer war es ein erfüllender Tag.»

  1. 🏔️ Beschreibe, wie Du Dich fühlst, wenn Du Dich von mir, dem Berg, entfernst.

«Je höher, anstrengender und unwirtlicher du bist, umso schöner das Gefühl, in die Zivilisation zurückzukehren. Das fängt mit dem beruhigenden Wissen an, keine gefährlichen Passagen mehr überwinden zu müssen, die Erleichterung setzt noch während des Abstiegs ein. Nicht mehr laufen müssen – das ist das nächste Wohlgefühl. Diese körperliche Erschöpfung, die irgendwie auch den Geist beruhigt, tut wahnsinnig gut. Dann die Sehnsucht nach Wärme, endlich nicht mehr frieren: wunderbar. Im Tal wartet eine warme Mahlzeit. Schliesslich möchte man einfach nur noch die Menschen, die einem im Leben wichtig sind, wiedersehen. Die Rückkehr von einem solchen Berg endet nicht im Basislager, sondern einige Tage danach, in eher unscheinbaren Momenten.»

🏔️ Vielen Dank für das Interview, Philipp.

Das Buch Gipfelrausch von Philipp Laage: Einblicke und Entdeckungen jenseits der Gipfel

Warum steigen Menschen auf Berge? Philipp Laage gibt darauf seine ganz persönliche Antwort – in einer eindringlichen, leichtfüssigen Sprache.

Seine Reisen führen ihn in die Alpen und den Grossen Kaukasus, in die abgelegenen Mondberge und den wilden Pamir, auf den Kilimandscharo und Japans heiligen Berg. Es sind Erzählungen von Schönheit und Entbehrung, von Genuss und Grenzerfahrung, von kleinen Schritten und grossen Höhen, Triumph und Scheitern.

Unterwegs stösst er auf Fragen, die über das Bergsteigen hinausgehen: Ist tatsächlich immer der Weg das Ziel? Und was haben wir davon, ganz oben zu stehen?

  • Titel: Gipfelrausch. Warum ich auf Berge steige
  • Autor: Philipp Laage
  • Verlag: Reisedepeschen Verlag
  • Seiten: 288
  • Grösse 18,5 × 12,2 × 3 cm
  • Gewicht 0.5 kg
  • ISBN: 978-3-96348-019-5

Fotos Gipfelrausch von Philipp Laage: ©Philipp Laage/©Reisedepeschen Verlag; Foto Buch: @Laura Droße

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