Lebensdauer Laufschuhe – ein Interview mit Markus Walther hat mich neulich schlauer gemacht. Es geht hier um die Frage, wie oft man die Laufschuhe erneuern soll. Die Frage ist relativ klar zu beantworten, nämlich laut ihm jedes Jahr (als Fausregel). Laufschuhe verlieren nach 600 bis 1000 Kilometern etwa 50 % ihrer Dämpfung. Wobei es auf das Gewicht des Sportlers und den Untergrund auch noch ankommt. Wer mehr als 20 bis 30 Kilometer pro Woche läuft, sollte entweder mehrere Paare Schuhe haben oder öfter die Schuh erneuern. Sobald der Schuh an einer Seite stärker abgelaufen ist, wird es Zeit für einen neuen.
Doch damit nicht genug. Walther nimmt auch Stellung zu den unterschiedlichen Schuhkonzepten. War vor Jahrzehnten das Konzept “Stützen, Dämpfen, Führen” angesagt, ist das heute eher out. Die Forschung konnte nämlich die positiven Effekte nicht bestätigen. Nur ist das bei den meisten doch bis heute nicht angekommen. Die Hersteller indes bieten natürlich einfach alles an: Schuhe mit viel Führung, Schuhe, die den Fuss korrigieren, Schuhe mit übergrosser Dämpfung, Schuhe ohne jegliche Dämpfung. Klar. Bei Wanderschuhen wiederum kann man die wenigen Modelle suchen, die den Fuss nicht so fest einpacken wie Ikea seine Möbel.
Liest man das Interview mal aufmerksam durch, ist das eigentlich eine klare Absage an:
- Schuhe mit starker Führung oder gewisse Einlagen, denn die Pronation will man heute nicht mehr durch stützende Elemente verhindern – das Einsinken des Längsgewölbes ist ein natürlicher Mechanismus, quasi ein Stossdämpfer.
- Schuhe mit grosser Dämpfung, denn der Abstand der Gelenke zum Boden nimmt zu und erzeugt so einen grossen Hebelarm. Je mehr Dämpfung, desto höhere Kräfte wirken auf den Fuss ein. Hebelarme sind der Feind einer natürlichen Fussbewegung. Das ist eine klare Absage an Konzepte wie Hoka One One, oder?
Daher versuchen immer mehr Hersteller, die “Hebelarme” des Schuhs so gering wie möglich zu halten. Durch weiche Materialien oder gegeneinander verschiebbare Kunststoffschichten. Ein gutes Beispiel in dem Zusammenhang sind für mich die adidas Terrex Fast, bei denen die Ferse extra beweglich gedämpft ist.
Das Interview ist in jedem fall lesenswert – er erschien in der NZZ und auch im Spiegel: Richtige Laufschuhe: “Den Unterschied zwischen Asphalt und Steppe ausgleichen”
Übrigens –soll man lieber auf Asphalt oder Waldboden laufen? Nun, Waldboden ist zwar angenehmer, aber es steigert das Verletzungsrisiko und das wiederum das Arthrose-Risiko. Wer hier noch Einwände hat: Es gibt nur eine Gruppe von Läufern, die eine erhöhte Arthrose-Rate haben gegenüber der Allgemeinbevölkerung: Cross-Läufer und Bergläufer, weil sie auf unebenen Böden unterwegs sind. Da stellst sich am Ende die Frage, ob “Trail Running” wirklich so ein Trendsport ist oder je werden wird? Das jedenfalls nimmt dem Ganzen Wind aus den Segeln.