Die Expedition Double8 endet in Katastrophe und dem Tod zweier Teilnehmer. Leider.
Am 19. September waren die Teilnehmer der Expedition noch zuversichtlich gewesen. Oder mussten es sein. Liest man den Bericht von damals, wurde bereits deutlich, dass die Lawinensituation sehr angespannt war:
Die letzten Tage vor dem Start waren geprägt von Vorbereitungs-Skitouren bis 7000 m. Aufgrund des vielen Schnees war die Spurarbeit sehr anstrengend aber die Abfahrten dafür umso lohnender. Noch einmal wurden die Schneebedingungen vor Ort beobachtet und erst dann hat sich das Team für den Start des Gipfelversuchs entschieden.
Der Startschuss für die 7-tägige Speed Expedition war gefallen und wurde wieder abgebrochen! Für Benedikt, Sebastian und Andrea war es nicht möglich den Gipfel des Shisha Pangma (8.013m) zu besteigen. Schneetreiben, zu anstrengende Spurarbeit und Lawinengefahr machten ein Vorankommen unmöglich. Das Team entschied sich somit um 6 Uhr Ortszeit auf einer Höhe von knapp 7700 m umzukehren.
Die Jungs haben vor einer Woche Gesellschaft von einem weiteren Expeditionsteam bekommen. Mit von der Partie ist der bekannte Schweizer Extrembergsteiger Ueli Steck.
Darauf folgte eine Entscheidung und so wurde ein erneuter und letzter Gipfelversuch für den 23. September geplant. Hier standen Zweifel weiterhin ganz oben auf der Liste. Doch entschied man sich für einer erneuten Versuch:
Seit ihrer Umkehr haben sich die Bergsteiger viele Gedanken gemacht, ob und wann ein neuerlicher Versuch möglich ist. Nun ist eine Entscheidung gefallen: Das Team wird morgen 23. September um ca. 14.00 Uhr Ortszeit einen weiteren Gipfelversuch starten. Die Bedingungen am Shisha Pangma sind weiterhin sehr schwierig. Viel Schnee und Wind erschweren die Spurarbeit und führen nach wie vor zu einer angespannten Lawinensituation. Die Wetterbedingungen für morgen sind allerdings gut – moderater Wind und Temperaturen um die -10 bis -20 Grad.
Für den zweiten Versuch gibt es im Expeditionsteam leichte Veränderungen:
- Ueli Steckwird gemeinsam mit Beni vom ABC den Gipfelversuch starten.
- Basti Haag ist etwas erkrankt, wird aber von Lager 1 den Gipfel in Angriff nehmen.
- Andrea Zambaldi wird bei Lager 2 zur Gruppe stoßen.
- Norbu Sherpa wird nicht mit hochgehen.
Der Vorteil der Gruppe ist, dass sie bereits wissen, was sie am Berg erwartet. Basierend auf dieser Wissensgrundlage haben sie auch ihre Strategie geändert. In drei Teams mit jeweils 2 starken Partnern werden sie sich alle 15 Minuten mit der Spurarbeit abwechseln. So erhoffen sie sich, den Gipfel des 8.013 Meter hohen Shisha Pangma am 24. September morgens zu erreichen. Die Chancen auf einen Erfolg liegen laut Benedikt bei 50 % – ein Erfolg ist grösstenteils abhängig von der Lawinensituation und der Spurarbeit. Falls sie den Gipfel nicht schaffen, werden sie am 25. September mit dem Rad Richtung Cho Oyu aufbrechen. Einen dritten Versuch wird es nicht geben.
Doch leider endete der erneute Gipfelversuch in einem Lawinenunglück. Am Morgen des 24. September 2014 löste sich am Shisha Pangma (8.013m) eine Lawine. Die Teammitglieder Sebastian Haag und Andrea Zambaldi fielen der Lawine zum Opfer. Benedikt Böhm teilte aus dem Basecamp mit:
Am Nachmittag des 23. September um 16.30 starteten Benedikt Boehm und Ueli Steck vom Basecamp (5600 m) die Speed-Begehung. Ihr Plan war, am Morgen des 24. gemeinsam mit den Teammitgliedern Sebastian Haag, der von Camp 1 (6300 m) aus startete und Martin Maier sowie Andrea Zambaldi, die beide von Camp 2 (6800 m) aus starteten, den Gipfel zu erreichen.
Wie geplant haben sie Haag um 20 Uhr am Camp 1 getroffen und sind zusammen weitergegangen.
Zur selben Zeit sind Maier/Zambaldi am Camp 2 in Richtung Gipfel gestartet.
Die fünf Bergsteiger sind um 1 Uhr am 24. unterhalb von Camp 3 (ca. 7200 m), auf ca. 7100 m, zusammengetroffen und haben Lager 3 um 2 Uhr erreicht.
Als erste Bergsteiger über Camp 2 hat das Team Maier/Zambaldi + Haag kontinuierlich Spurarbeit leisten müssen. Um 6:50 Uhr befand sich das Team ca. 100 Höhenmeter unterhalb des Gipfels. Die Zuversicht und Motivation waren hoch, da das Team gut zusammenarbeitete. Sie waren sicher um 8 Uhr den Gipfel zu erreichen.
Um 6:55 Uhr wurden Haag, Zambaldi und Maier auf 7900 m, knapp 100 m unterhalb des Gipfels, von einer Lawine erfasst. Sie wurden ca. 600 Höhenmeter über steile Gletscher und in einen anderen Bereich des Hanges nach unten gerissen.
Boehm und Steck haben umgehend das Basecamp um Hilfe und Unterstützung gebeten, während sie auf der Aufstiegsroute in Richtung Camp 3 abgestiegen sind, um die Lawinenzone zu durchqueren und nach den drei Bergsteigern zu suchen. Über vier Stunden lang haben sie versucht von verschiedenen Seiten in die Lawinenzone zu gelangen, aber sie mussten schliesslich umkehren, da der Zustieg nicht möglich war.
Am Morgen des 25. konnte Maier, der selbständig Camp 3 erreicht hatte, von einem Sherpa-Rettungsteam bei Bewusstsein in Empfang genommen werden und ist auf dem Weg ins Basecamp.
Haag und Zambaldi sind von der Lawine verschüttet und konnten nicht gefunden werden.
Unser tiefes Mitgefühl gilt den Familien und Freunden der verstorbenen Teammitglieder.
Damit nimmt die Speed-Expedition ein trauriges Ende. Benedikt Böhm und Ueli Steck mussten und werden sich natürlich nun viele Fragen gefallen lassen müssen – die Fragen, ob ein solches Unternehmen nicht zu riskant ist bzw. der Erfolgsdruck zu hoch war, stehen im Raum.