Test Compex SP 8.0

Test Compex SP 8 0 20
Test Compex SP 8.0
5.3 / 10 Bewertung
PRO
  • spürbare Stimulation der Muskeln
  • technisch recht weit entwickelt
CONTRA
  • geht kaum nebenher
  • schmerzhaft
  • fraglicher Effekt
  • mitsamt Ladestation/Hülle/Transporttasche sehr voluminös
  • keine Stimulation über den physiologischen Weg (Nervensystem > Muskel)
  • sehr kostspielig in der Anschaffung, nicht günstig im Unterhalt
  • null vernetzt, keine App/Community, keine Updates
Testurteil
Das Compex SP 8.0 tut weh – zum einen durch den saftigen Preis, zum anderen soll es das aber auch. Denn anders funktioniert die elektrische Muskelstimulation nun mal nicht. Dabei ist das Gerät mit seinen zahlreichen Programmen und kabellosen Elektroden einfach in der Bedienung. Der Effekt bleibt aber ein Fragezeichen, auch nach einigen Wochen Anwendung.
Funktion6
Qualität/Verarbeitung7
Gewicht/Packmass4.5
Umwelt/Nachhaltigkeit5
Preis-Leistung4

Fakten

Compex SP 8.0, Farbe: schwarz, Artikelnummer: 2758975

  • Gewicht: keine Herstellerangaben
  • Lieferumfang Set: Zentrale Steuerung, 4 Wireless-Module, Ladestation, Ladegerät, 2 Beutel Snapelektroden 5 x 10 cm, 2 Beutel Snapelektroden 5 x 5 cm, 2 Beutel Snapelektroden 5 x 10 cm (1 Snap), Schutz- und Transporthülle für zentrale Steuerung, Transporttasche, USB-Kabel, CD,  Bedienungsanleitung

Angaben vom Hersteller:

Optimiert Deine Kraft und Ausdauer und verkürzt Deine Regenerationszeit bei gleichzeitiger Vorbeugung von Verletzungen und Linderung bestehender Schmerzen.

Der SP 8.0 ist der König unter den Elektrostimulationsgeräten und für täglich trainierende Athleten geschaffen. Er verfügt über die neuartige mi-Autorange Funktion, die eine kontinuierliche Verbesserung der Ergebnisse ermöglicht. Zudem können Sie über das Compex Portal Ihre Trainingsziele festlege und Diese auf Ihr Gerät übertragen- der SP 8.0 ist somit ein aktiven Trainingspartner.

  • Wireless
  • MI-scan, MI-autorange, MI-tens, MI-action
  • Web-Verbindung
  • Download-Möglichkeiten
  • Laden der Chronik
  • 40 Programme
  • 4 Kanäle
  • Bildschirm: Matrix Farben
  • Leistung: 120 mA, 400 us, 150 Hz
  • Aufladen in weniger als 2 Stunden
  • Made in ? – keine Angaben gefunden
  • Garantie 2 Jahre

Praxistest Compex SP 8.0

Nicht bewegen, aber trotzdem etwas trainieren? Ganz so einfach ist es nicht, aber der Gedanke, die Muskulatur nach einem Tourenwochenende mit einigen Elektroden wieder frisch zu machen, interessierte mich schon immer. Von Jahr zu Jahr landete ich dann immer mal wieder auf der Website von Compex. Nur um diese dann unverrichteter Dinge wieder zu schliessen und die Idee zu begraben.

Auf Twitter folge ich einer Reihe von Bergsportlern, darunter Kilian Jornet Burgada. Sein Foto, wie er mit aufgeklebten Elektroden seinen Ruhetag verbringt, war dann der erneute Anlass, wieder mal bei Compex vorbeizuschauen.


Am Ende musste ich das nun endlich mal testen und erhielt ein Compex SP 8.0 leihweise von Galaxus.

Zur Funktionsweise der Elektrostmulation gibt es ganze Dissertationen. Es gibt also sehr viel zu erklären und erzählen. Gibt man den Begriff in Google ein, landet man aber schnell bei Sextoys. Das Compex SP 8.0 ist aber nun wirklich kein Spielzeug dafür. Unter Elektrostimulation versteht man allgemein die Reizung des menschlichen Körpers bzw. bestimmter Nerven oder Muskeln durch extern angelegte elektrische Felder. Beim Compex SP 8.0 funktioniert das, indem man das zentrale Steuerungsgerät anschaltet, ein Programm auswählt, die Elektroden wie beschrieben aufklebt und dann das Programm startet. Danach fliesst der Strom durch den Körper. Diese elektrische Stimulation eines Muskels (EMS) direkt oder indirekt über Nerven führt zu Muskelkontraktionen.

Beim Compex SP 8.0 kann man aus insgesamt 40 Programmen wählen. Das Gerät hat fünf Programmkategorien: Konditionstraining, Erholungsmassagen, Schmerzbehandlung, Rehabilitation und Fitness. Pro Kategorie gibt es unterschiedliche Anwendungen – sie reichen von A wie Anti-Muskelkater oder Ausdauer oder Aufwärmen über Krampfvorbeugung oder Muskeltraining oder Nackenschmerzen oder Oberschenkel straffen oder Trainingserholung bis zu 6-Pack-Training.

Klingt nach sehr viel, ist dann aber doch übersichtlich – und zu jedem Programm gibt es eine kurze Erklärung, was sich dahinter verbirgt. Entscheidet man sich für eine, kann man je nach Programm noch zwischen unterschiedlichen Platzierungen wählen. Klar, bei Nackenmassage werden die Elektroden am Nacken angebracht. Beim Programm Entspannungsmassage aber kann man auswählen, ob man den Nacken, Rücken, die Schultern, Arme, Beine oder oder behandeln möchte. Maximal kann man vier Elektrodenpaare dabei verwenden. Diese sind kabellos, haben also einen Akku an Bord, was wirklich ein riesiger Komfortgewinn ist und einen riesigen Kabelsalat verhindert.

Damit die Elektroden bleiben, wo sie hin sollen, werden sie mit Klebepads unterschiedlicher Grösse auf die Haut geklebt. Diese sind wiederverwendbar. Ich hatte ein wenig Mühe, die verwendeten Pads clever aufzubewahren – ich klebte sie schliesslich auf eine saubere, ebene Fläche, auf eine Schranktüre. Bei der fünften bis sechsten Anwendung hatte ich mit einigen Elektroden Probleme und musste sie austauschen. Die Elektroden kann man nachkaufen, günstig sind sie aber nicht.

Vor dem Start eines Programms macht das Compex SP 8.0 einen Test (MI-scan) und schickt dann die richtige Stromstärke durch – diese Stärke kann und soll man jeweils erhöhen, solange man es eben aushält. Die Impulse mit Reizstrom erfolgen jeweils im Wechsel mit kurzen Pausen. Um aber eines gleich klarzustellen – mein Gedanke am Montagvormittag am Schreibtisch zu sitzen, ein paar E-Mails zu beantworten und dank des Compex SP 8.0 ein wenig die müden Beine zu verwöhnen, stellte sich als Unding raus. Erstens zucken je nach Programm die Muskeln recht heftig. Zweitens muss man je nach Programm eine bestimmte Position einnehmen – oftmals im Liegen. Drittens ist das alles insgesamt ein viel aktiverer Prozess, als ich dachte. Ich jedenfalls konnte nicht allzu viel nebenher machen, ausser vielleicht lesen oder fernsehen.

Wie fühlt es sich an? Meine Freundin fand nicht nur die Idee, sich Strom durch den Körper zu schicken unsympathisch, sie brach auch alle Versuche mit dem Compex SP 8.0 schnell wieder ab, da sie es als unangenehm empfand. Meine Neugier war grösser. Ich verwendete das Gerät vier Wochen lang intensiv. Als angenehm würde ich die Stromstösse nicht bezeichnen, denn es geht bis an die Schmerzgrenze. Aber ich fand es auch nicht allzu unangenehm. Vermutlich braucht man aber ein gewisses Mass von Freude am Schmerz für einen guten Zweck.

Kommen wir also zum guten Zweck – was bringts? In der Theorie stimuliert es die Muskeln – Ausdauer wird natürlich nicht trainiert, ebensowenig die Koordinationsfähigkeit. Im Praxistest konnte ich auch nach vier Wochen keine grossen Unterschiede oder Effekte feststellen. Bei mir bleiben mehr Zweifel. Aber auch in der Theorie bleiben bis heute Zweifel an der Methode: Die wissenschaftliche Datenlage zur Wirksamkeit ist insgesamt sehr dünn und zeigt keinen vergleichbaren Effekt zu körperlichem Training. [vgl. F. M. Santos, R. G. Rodrigues, E. M. Trindade-Filho: [Physical exercise versus exercise program using electrical stimulation devices for home use]. In: Revista de saúde pública. Band 42, Nummer 1, Februar 2008, ISSN 0034-8910, S. 117–122, PMID 18200348.]

Natürlich gibt es auch andere Stimmen – auch wenn man die Aussagen von Kilian Jornet Burgada aus der Perspektive der Werbung lesen muss, möchte ich sie hier zitieren:

Welche Nutzen oder Vorteile hat der Compex Wireless dir hinsichtlich deiner Leistung gebracht?

Kilian Jornet Burgada: Dank ihm kann ich an Wettkampftagen auf 100 % meiner Muskelleistung kommen – frisch, aber mit Tonus. Vor allem aber erholen sich meine Beine nach langen Läufen schneller, so dass ich danach früher wieder mit dem Training anfangen kann.

Welches sind deine Lieblingsprogramme und wann wendest du sie an?

Kilian Jornet Burgada: Aktive Erholung, Erholung plus, Kapillarisation: nach langen Läufen und vor Wettkämpfen nach der letzten Trainingseinheit. Zu Beginn der Saison „Trail Kraft“, nach dem Skifahren, um meine Muskeln schneller an das Gelände zu gewöhnen.

Insgesamt würde ich mir bei dem Gerät mehr Möglichkeiten der Auswertung wünschen. Eine App oder Anbindung an eine Website gibt es nicht. Ich vermisste Protokolle und Daten zu erfolgten Stimulationen, die Möglichkeit Feedback zu geben, sich auszutauschen oder in einer Community Fragen zu stellen. Auch wäre es gut, man könnte das Gerät über den Weg aktualsieren oder evtl. zusätzliche Programme laden.

Alles in allem bleibt das Compex SP 8.0 für mich ein Gerät für Spitzensportler, Rehabilitation oder eben alle, die entweder sehr neugierig sind oder auf Schmerzen stehen oder einfach nichts unversucht lassen wollen, aus das letzte bischen zu optimieren. Da Compex immer wieder Testwochen anbietet, kann ich solch einen Test nur empfehlen.

Preis

Das Compex SP 8.0 kostet bei Galaxus 999 CHF (Stand 03.2017) – die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers beträgt 1299 CHF.

Händlersuche/Storefinder

Links

Hersteller Compex

Auskunft und Vertrieb über den Hersteller

ÜBER DEN AUTOR

Rüdiger Bodmer

Rüdiger Bodmer ist ein erfahrener Wanderleiter und Lawinenexperte. Er führt professionell Touren und leitet im Winter Schneeschuhtouren im In- und Ausland. Als Ausbildner des Swiss Mountain Trainings vom Schweizer Bergführerverband gibt er auch Kurse mit Zertifikat. Im Sommer leitet er Wanderungen, Alpinwanderungen, Wanderreisen und Trekkings. Dabei arbeitet er oft mit den Bergsteigerschulen Berg+Tal und Höhenfieber zusammen. Zusätzlich engagiert er sich ehrenamtlich für den Schweizer Alpen-Club (SAC). Für Rüdiger sind Berge etwas Besonderes. Er fühlt sich mit ihnen verbunden und geniesst es, draussen unterwegs zu sein. Privat ist er oft mit Schnee- und Wanderschuhen unterwegs, aber er unternimmt auch gerne Skitouren, Hochtouren, geht Klettern oder Eisklettern. Als Guide ist es ihm vor allem wichtig, schöne Erlebnisse zu teilen und seine Begeisterung weiterzugeben. Dabei legt er grossen Wert auf Sicherheit und bereitet sich gründlich vor. Er bildet sich kontinuierlich weiter und achtet darauf, dass die Anreise zu seinen Touren möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgt und die Natur nicht beeinträchtigt wird. Im Laufe der Jahre hat Rüdiger ein umfangreiches Interesse und Fachwissen im Bereich Ausrüstung entwickelt. Aus diesem Grund hat er ich-liebe-berge.ch gegründet.

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