Test Salewa Ergo Belay System

Salewa Ergo Belay System 6
Test Salewa Ergo Belay System
6.1 / 10 Bewertung
PRO
  • Tuber-ähnliches Handling
  • leicht
  • zuverlässige Bremswirkung
  • ergonomisches Design
CONTRA
  • kein gerätedynamisches Sichern
  • Karabiner kann verklemmen
  • kein totaler Halbautomat
Testurteil
Mit dem Salewa Ergo Belay System bringt der italienische Hersteller ein weiteres Sicherungsgerät für den Sportkletterer auf den Markt. Zwar überzeugen das Handling und die Leichtigkeit des Geräts, trotzdem vermag es die anderen Konkurrenten auf dem Markt nicht auszustechen.
Funktion6.3
Qualität/Verarbeitung6.5
Gewicht/Packmass6.2
Umwelt/Nachhaltigkeit5
Preis-Leistung6.5

Fakten

Salewa Ergo Belay System, Farbe blau-gelb, Grösse 6 x 8.5 x 2 cm

  • Gewicht: 75 g nachgewogen (ohne Karabiner)
  • Material/Zusammensetzung: Metall, gehärteter Plastik

Angaben vom Hersteller:

  • Prototyp-Stadium
  • geeignet für Seildurchmesser 8.6 – 11 mm (optimal für 9.0-10.5 mm)
  • Lebensdauer gemäss Hersteller: bis zu 10 Jahre
  • Norm: EN 15151-2

Praxistest Salewa Ergo Belay System

Salewa reiht sich mit dem Ergo Belay System ein in die Sparte der Produzenten, die dem weit verbreiteten Tuber mit innovativeren Sicherungsgeräten Konkurrenz machen wollen. Als halbautomatisches Sicherungsgerät propagiert, erinnert es vor allem an die ebenfalls weit verbreiteten Geräte Smart, Click-Up und Grigri. Um auf dem Markt bestehen zu können, muss es mit diesen Geräten mindestens mithalten können.

Verarbeitung – beim ersten Kontakt mit dem Salewa Ergo Belay System erstaunt primär das sehr kleine Gewicht des Geräts. Mit 75 Gramm ist es den oben genannten Geräten doch deutlich voraus – doch wie immer, wenn am Gewicht gespart wird, stellt sich die Frage nach der Dauerhaftigkeit und Hochwertigkeit der Verarbeitung. So scheinen beispielsweise die seitlichen Kanten etwas gar grob – hier will man das Seil lieber nicht darüber führen. Wie abriebfest das Plastik ist (gelb im Bild), wird sich erst mit der Zeit erweisen. Immerhin geht Salewa hier Materialtechnisch neue Wege. Es stellt sich die Frage, ob bei einem Sicherungsgerät, das primär für das Sportklettern in Halle und Klettergarten konzipiert ist, tatsächlich an jedem Gramm gespart werden muss? Oder ob man besser beraten wäre, doch ein etwas robusteres Gerät herzustellen und dafür zusätzliches Gewicht in Kauf zu nehmen?

Zum Handling – das Salewa Ergo Belay System liegt sehr gut in der Hand. Es bietet für den gewohnten Tuber-Nutzer durchaus Anreize, dieses Gerät einmal anzubieten. Ist man sich das Handling vom Tuber gewöhnt, braucht es praktisch keine Umschulung. Die Handgriffe bleiben bis aufs Ablassen praktisch dieselben und das Bremshandprinzip wird nie verletzt.

Um schnell Seil auszugeben, ohne das Salewa Ergo Belay System zu blockieren – was bereits bei sehr gemächlichem Ausgeben passiert – kann der Daumen wie beim Smart an der Nase des Geräts die Blockierfunktion verhindern. Das Seil kann so auch sehr ruckartig ausgegeben werden. Die Nase muss allerdings danach wieder frei gelassen werden, um bei einem Sturz den Bremsmechanismus auszulösen.

Beim Ablassen des Kletterers wird das Salewa Ergo Belay System mit der Sensorhand umfasst und langsam gelöst. Die Ablassgeschwindigkeit kann man dabei durch die Neigung des Bremsgeräts, aber auch mit der Bremshand regulieren. Mit etwas Übung lässt sich der Kletterer durchaus auch ziemlich zügig abseilen – bei den ersten Versuchen klappte das Ablassen allerdings nur harzig. Die Führung des Seils ist dabei ungenügend, oft rutscht das Seil seitlich über die groben Metallkanten und verläuft nicht wie gewünscht dem gelben Plastikstrang entlang. Dies reduziert zwar nicht die Sicherheit, dürfte aber weder der Haltbarkeit des Gerätes, noch der des Seils dienen.

Im Vergleich zum Grigri kann das Seil auch verkehrt in das Salewa Ergo Belay System gelegt werden – es wirkt dann wie ein Tuber. Allerdings muss im Gegensatz zum Grigri das Seil weiterhin (wie bei Click-Up und Smart) in den Karabiner eingehängt werden, was von gewissen Experten bemängelt wird und deshalb nicht durchwegs als kompletter Halbautomat bezeichnet wird. Durch das schnelle Einrasten der Bremsfunktion kann zudem nicht dynamisch gesichert werden.

Salewa schreibt in der Beschreibung des Geräts ausdrücklich, dass das Salewa Ergo Belay System nur mit dem mitgelieferten HMS Belay Twist Lock verwendet werden darf. Die Bremsleistung verschlechtere sich mit anderen Karabinern – im Test hat das Salewa Ergo Belay System allerdings auch mit ähnlichen Karabiner (Durchmesser ~12 mm) blockiert. Und genau an dieser Stelle muss Salewa wohl nochmals das Konzept des Ergo Belay Systems noch überarbeiten. Einerseits ist es mutig, einen Twist-Lock Karabiner mitzuliefern, die bekanntermassen in der Kletterwelt umstritten sind. Andererseits, und dies kann tatsächlich auch ein Sicherheitsdefizit sein, verklemmt der Drehverschluss bei unkonzentrierter Handhabung im Führungsschlitz des Geräts und kann so den Twist-Lock sogar aufdrehen! Unter Umständen wäre es also sogar besser, einen Karabiner zu verwenden, der einen etwas breiteren Drehverschluss aufweist, der nicht im Führungsschlitz verklemmen kann.

Fazit – alles in allem ist das Salewa Ergo Belay System ein solides Sicherungsgerät für den Sportkletterer. Das ergonomische Design wiegt zwar einige Nachteile auf, trotzdem vermag das Ergo Belay System die bereits bekannten Geräte auf dem Markt nicht zu übertrumpfen. Bei einem Wechsel vom Tuber auf ein System mit Blockierfunktion, lohnt es sich, auch das Gerät von Salewa in Betracht zu ziehen. Der Wechsel von einem bekannten Gerät mit Blockierfunktion zum Salewa Ergo Belay System ist den Aufwand aber nicht wert.

Preis

Das Salewa Ergo Belay System kostet 79 CHF.

Händlersuche/Storefinder

Links

Hersteller Salewa

Auskunft und Vertrieb über den Hersteller

Funktion0
Qualität/Verarbeitung0
Gewicht/Packmass0
Umwelt/Nachhaltigkeit0
Preis-Leistung0

ÜBER DEN AUTOR

Thomas Hug

Thomas Hug testet Ausrüstung für ich-liebe-berge.ch – schon als Kind zog es ihn oft in die Berge. Damals noch zum Wandern von den Eltern überredet, steht nun das Sportklettern im Sommer im Vordergrund. Aber auch eine Hochtour ab und an gehört zum sommerlichen Pflichtprogramm. Die Snowboardtouren sorgen in der kalten Jahreszeit für seine verschriebene Ration Berge. Als Highlights prägen abenteuerliche Reisen in fremde Länder sein Leben. Für diese verschiedensten Aktivitäten testet Thomas gerne eine Vielfalt an interessanten Produkten. Besonders wichtig sind ihm neben der zwingenden Funktionalität aber die Sicherheit und Dauerhaftigkeit der Produkte. Thomas freut sich, die neusten Innovationen für ich-liebe-berge.ch unter die Lupe zu nehmen.

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