40 Jahre Nationalpark Berchtesgaden

40 Jahre Nationalpark Berchtesgaden 36

Eine Reise in die deutschen Alpen verspricht viel Unvorhersehbares, was meine Neugierde und Motivation steigern lässt. Die knapp 450 km von Flims (CH) bis nach Berchtesgaden (D) wollte ich nicht einfach so abspulen. Auf der Reise durch das Fürstentum Liechtenstein, vorbei am Arlberg machte ich einen Stop in Innsbruck sowie einen Bikestopp auf dem Samerberg, bevor es weiterging bis nach Schönau am Königssee.

Für den kommenden Tag ist eine Erkundungstour mit dem Mountainbike vorgesehen. Das Wetter ist perfekt und die mit etwas Zufall entdeckte Tour entpuppt sich als Glückstreffer. Die Schmuckenstein Umrundung (im Familienskigebiet-Hochschwarzeck) ist herausfordernd, jedoch absolut lohnenswert.

Am Nachmittag treffen wir uns alle im Hotel Explorer in Berchtesgaden. Nach einer kurzen Programmeinführung steht die junge, charmante Hotelmanagerin Carina uns Journalisten und Journalistinnen Rede und Antwort. Das Konzept der wachsenden Hotelkette (vier Standorte in Österreich und drei Standorte in Deutschland) soll ein trendiges Basislager für sportliche Alpenentdecker darstellen. Mein Urteil fällt absolut positiv aus. Von der Hotelmanagerin empfangen und gleich ein „Du“ angeboten zu bekommen, macht es persönlich, nah und sympathisch.

Der Nationalpark Berchtesgaden – erster Tag

Jetzt beginnt der Hauptteil der Tage. Wir gehen gemeinsam mit Jens Badura (Gepr. Bergwanderführer) und Hansi Stöckl (Staatl. gepr. Berg- und Skiführer IVBV) von der Watzmann Bergsteigerschule für zwei Tage in den 40-jährigen Nationalpark Berchtesgaden.

Schon der Anfang ist ein Abenteuer. Wir fahren per Elektromotorboot über den Königssee nach St. Bartholomä. Diese knapp 30-minütige Fahrt ist kurzweilig, da ein humorvoller Bootsbegleiter die Fahrt mit historischen, geographischen und musikalischen Finessen bereichert. Den Startpunkt im Nationlpark Berchtesgarden per Boot zu erreichen, ist eine bequeme und erlebnisreiche Möglichkeit, welche empfehlenswert ist.  Bei der Ankunft in St. Bartholomä gibt es einiges zu sehen – so sind die katholische Kapelle oder auch das schmucke Fischrestaurant einen Besuch wert.

Unser Bergwanderführer Jens Badura (auch Hochschuldozent für Philosophie in Zürich) begeistert uns am ersten Tag mit einem enormen Know-how über den Nationalpark Berchtesgaden. Er verknüpft Theorie und Praxis elegant, streut philosophisches Gedankengut mit ein und erzählt kritisch sowie sympathisch über Gott und die Welt. Themen wie Planung, Orientierung, Erste Hilfe, Wetterkunde, Gehtechnik u.v.m. finden während der kurzen Pausen grossen Anklang.

Das Wegnetz des Nationlparks Berchtesgarden ist grosszügig (265 km). Für falst alle Schwierigkeitsstufen ist etwas dabei. Wir dürfen am ersten Tag von St. Bartholomä bis zum Kärlingerhaus DAV, (1638 m), durch die berüchtigte Saugasse wandern. Meines Erachtens sind die Steige zu sehr ausgebaut. Im Wissen jedoch, dass jährlich etwa 1.6 Millionen Besucher durch den Nationalpark wandern, verstehe ich es ansatzweise. Die Philosophie der Nationalpark-Betreiber ist schlicht „Natur Natur sein lassen“. Die Landschaft verändert sich je höher oder näher wir an unserem heutigen Ziel, dem Kärlingerhaus, gelangen. Das Haus hat etwa 220 Betten und ist sehr gut besucht.

Abstecher zum Bergbrenner Lukas

Nur unweit vom Kärlingerhaus ist eine schlicht eingerichtete Schnapsbrennerei. Der 21-jährige Lukas ist nach seiner 3-jährigen Ausbildung als Destillateur nun der einzige Schnapsbrenner, welcher das Recht besitzt, im Nationalpark Berchtesgaden nach Enzianwurzeln zu graben und sie zu Schnaps zu verarbeiten. Durch die Hilfe seiner Freunde kommt er auf eine Unmenge von Enzianwurzeln heran. Für 1 Liter Schnaps braucht er etwa 8 kg Wurzeln. Lukas destilliert etwa 300 Liter Enzianschnaps pro Jahr und lässt uns grosszügig degustieren.

Das bitterste Gewächs, dass es überhaupt gibt, kennt keine Feinde, daher wächst es vielerorts auf dieser Höhe. Den ganzen Sommer verbringt Lukas um und in der gemütlichen Hütte, doch, wenn er destilliert, sitzen 1-2 Zollbeamte bei ihm und kontrollieren das Geschehen.  Die Enzianbrennerei Grassl, unten in Berchtesgaden, dient ihm im Winter für Experimente, wobei er seiner Kreativität freien Lauf lassen kann.

Zwischen dem Kärlingerhaus und der Schnapsbrennerei liegt der idyllische Funtensee, welcher zu einer kleinen Abkühlung einlädt. Das Haus hat sich gefüllt und die etwa 200 Gäste machen sich bemerkbar. Es sind vorwiegend deutsche Touristen (etwa 95 % der Besucher im Nationalpark sind deutsche Staatsbürger) im Haus. Jedoch höre ich vereinzelt auch skandinavische und osteuropäische Sprachen. Das Essen ist sehr gut für meinen Geschmack. 

Der Geschäftsführer des Deutschen Alpenvereins (DAV) der Sektion Berchtesgaden, Bernhard Kühnhauser, gibt uns danach Einblick in Zahlen und Fakten. Er ist sehr zufrieden mit den Belegungszahlen des Kärlingerhauses. Die Gäste sollten aber seines Erachtens auf die umliegenden Hütten besser verteilt werden, da es zeitweise Monate vorher ausgebucht sei.

Der Nationalpark Berchtesgaden – zweiter Tag

Früh aufstehen sollte die Devise am vorherigen Abend sein. Nun gesagt, getan. Wir sind um 6.45 Uhr bereit für die ambitioniertere Variante ins Tal. Jens Badura begleitet, erläutert und bereichert mit seinem umfangreichen Wissen uns auf dieser knapp 8-stündigen Wanderung durch das Steinere Meer Richtung Wimbachgries. Die Beschriftungen der Wegweiser sind eindeutig, deutlich und sinnvoll, jedoch braucht es etwas Hintergrundwissen. Die vielfältige Landschaft ist atemberaubend, wir sind auf etwa 2000 m unterwegs. Es ist karg, weitläufig und die Berge sind für mich als Bergbewohner tatsächlich Berge.

Einer sticht ins Auge: der Watzmann mit Watzmannfrau und den sogenannten Watzmannkindern. Es hört sich schon fast kitschig an, doch würde ich den Watzmann gerne überschreiten. Als ich dann aber sehe, dass sich fast schon Kolonnen hinaufschieben, löscht es mir etwas ab. Der Watzmann (2713 m) sieht jedoch fantastisch aus und wurde schon zum schönsten Berg der Welt gewählt.

Ein kurzer Abstecher auf den Hirschwieskopf (2114 m) ist lohnend. Er bietet eine überwältigende Aussicht auf den Königssee und auf die Ostflanke des Watzmanns. 

Das Wimbachtal scheint endlos und der Abstieg verläuft mit zwei kurzen Alm-Trink-Pausen dann doch kurzweilig.

Angekommen im Wellnesshotel Edelweiss in Berchtesgaden stehen Erholung, Entspannung und Fussball-WM auf dem Programm. Das Hotel bietet eine enorm grosse Saunalandschaft, ein Panoramahallenbad auf dem Dach, grosszügige Zimmer, eine feine Küche und natürlich vieles mehr. Das Morgenbuffet verdient einen extra Stern, einfach unglaublich.

Das Haus der Berge

Das Haus der Berge in Berchtesgaden ist nicht einfach eine Schlecht-Wetter-Variante. Es ist ein komplexes Informationszentrum in moderner, architektonischer Form. Die Führung durch den Event- und Kulturmanager vom Haus der Berge, Oliver Pohl, ist sehr empfehlenswert. Jedes Detail ist durchdacht. Die ganze Geschichte des Nationalparks Berchtesgarden kann audiovisuell erfahren werden. Die Begeisterung soll jung sowie alt wecken, um danach in den Nationalpark zu gehen. Die ausgestopften Tiere, sowie die Bilder oder Filme über die tolle Landschaft haben mich berührt. Der ganze Eingangsbereich ist kostenfrei, um jedoch die Reise vom Königssee bis zum Watzmann zu machen, muss man einen geringen Beitrag bezahlen.

Fazit zur Tour 40 Jahre Nationalpark Berchtesgaden

Die Tage in Berchtesgaden haben mich positiv überrascht. Die Berge sind tatsächlich felsiger und steiler, als ich dachte. Wanderwege gibt es in allen Schwierigkeitsstufen.

Mir waren teilweise die Massen an Besuchern etwas zu viel. In der Nebensaison (Juni und September) ist es sicherlich etwas ruhiger und genau so schön. Die Gastfreundschaft in den Hotels, auf Hütten und Almen ist bemerkenswert – ich habe mich stets willkommen gefühlt. Der Nationalpark Berchtesgarden hat viel zu bieten. Die ganze Region Berchtesgaden ist ein hübscher Fleck in Bayern. Eine Entdeckung, die wiederholt werden sollte. 

Quelle: Fotos wurden von mir persönlich sowie von Frau Monika Neiheisser gemacht.

ÜBER DEN AUTOR

Severin Hirzel

Severin Hirzel testet Ausrüstung für ich-liebe-berge.ch – der Sozialpädagoge mit Zusatzausbildung Outdoor-Guide ist zurzeit in der Weiterbildung zum Erwachsenenbildner und Praxisanleiter. Aufgewachsen in Laax/Falera ist er seit über 20 Jahren ein Herzblut-Snowboarder. Wo er auf dem Splitboard im Winter in ganz Graubünden/Tessin unterwegs ist, dort trifft man ihn im Sommer mit dem Mountainbike. Bushcraft ist seine neue Leidenschaft und er verbringt viel Zeit im Wald. Abseits der Menschenmenge fühlt er sich am wohlsten, egal ob zu Fuss, mit dem Splitboard oder dem Mountainbike.

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