Bericht Alpe San Romerio

Berghaus

Alp San Romeiro – Leben in der Natur, leben mit der Natur

Die Berghütte auf der Alp San Romeiro ist ein kleiner Geheimtipp für Kurzurlaub, um Aufzutanken und Distanz vom Alltag zu bekommen. Ein idealer Ort zum Wandern, Biken, für Seminare oder Familienfeste. Die Berghütte ist von Mai bis Oktober geöffnet.

Anreise zur Alpe San Romerio

Die Anreise ins Valposchiavo ist lange – durch die unterschiedlichsten Gegenden und Klimata führt der Weg. Sowohl mit dem Auto als auch mit Zug und Postauto fährt man vom Lago di Poschiavo, wo es Anfang Juni frühsommerlich warm ist, bis auf 1800 m hoch. Das Postauto fährt auf Voranmeldung bis zum Parkplatz, wo auch das Auto abgestellt werden kann. Das letzte Wegstück geht man zu Fuss. Eine gute Einführung in das Leben auf der Alp, die man in ca. 20 Minuten erreicht. Auf der Alp ist es satt grün und viele Blumen blühen. Die Berggipfel rundherum sind noch teilweise schneebedeckt.

Ankommen auf der Alp

Ein wundervolles Plateau mit drei Gebäuden und einer Kirche öffnet sich nach dem Weg durch waldiges Gelände. Bei meiner Ankunft ist der Himmel verhangen, immer wieder fallen Regenschauer, trotzdem wirkt der Ort offen und freundlich. Von der Hüttenwartin werde ich begrüsst. Auf einer kleineren Rundwanderung auf dem Köhlerweg entdecke ich die nähere Umgebung

Philosophie: miteinander

«Da wir dieses kleine Stück Natur lieben, versuchen wir es bestens zu hegen und zu pflegen, jede Hilfe ist willkommen.»

Gino Bongulielmi betreibt die Alpe landwirtschaftlich, sowie die Pension und Gastwirtschaft gemeinsam mit seiner Familie und mit Unterstützung von Freiwilligen. Pensioniäre, Zivilschützer, Freunde, Praktikanten, kommen für Kost und Logie, um das Leben auf der Alpe zu teilen und ihre Arbeitskraft einzubringen. Gino gibt klare Anleitungen. Er hat einen guten Blick für die Möglichkeiten und Grenzen der Helfenden.

Bericht Alpe San Romerio
6.7 / 10 Testurteil
Lage7
Essen6
Ausstattung/Angebot5.5
Bergsport/Outdoor Region6
Umwelt/Nachhaltigkeit8.5
Preis-Leistung7

Tradition mit Modernem kombiniert

Was es bedeutet an einem Ort an dem es weder Strom, Ölheizung noch Einkaufsmöglichkeiten gibt, eine Gaststätte und Herberge zu betreiben, wird mir in den nächsten Stunden deutlich. Das Gasthaus ist dennoch mit all den Annehmlichkeiten ausgerüstet, die für uns Unterländer so alltäglich geworden sind, dass wir sie nicht einmal mehr zur Kenntnis nehmen.
Strom für Beleuchtung, Staubsauger, Elektrogeräte wird mittels Solarpannelen und einer Wasserturbine erstellt. Gekocht wir ausschliesslich auf einem Holzkochherd. Das Haus ist mit Warmwasser versorgt, so dass man wie gewohnt unter die warme Dusche stehen kann. Dieses Wasser wird über eine Holzheizung und ein Boilersystem gewärmt und verteilt. Sparsamer Umgang mit dieser Ressource versteht sich von selbst.

Auch bei der Vorratshaltung wird Tradition mit Modernem kombiniert. Ein kleiner Teil der Lebensmittel ist im Kühlschrank versorgt. Gemüse, Käse, Getränken und Fleisch werden grösstenteils in den Crot gelagert. Ein Crot ist ein Puschlaver Rundhaus, gebaut aus Natursteinen in dessen innerem eine konstante Temperatur von circa 4 Grad Celsius herrscht.

Dass hart gearbeitet werden muss, wird deutlich, wenn man die vielen Trockensteinmauern, die die Hänge stützen, Wege begrenzen, Terrassen gestalten, sieht.

Gino meint dazu:

«Steine, Holz und Metall sind hier die Baustoffe, mit denen wir den Ort gestalten können.»

Um Weideflächen offen zu halten, ist inzwischen ein regelmässiger Holzschlag notwendig. Zu wenige Tiere fressen die jungen Baumschösslinge, so dass immer mehr Fläche verwaldet. Und dieser Wald ist dicht – Tannen und Lärchen prägen das Bild. Moos und Flechten geben einen märchenhaften Eindruck. Die Waldgrenze ist hier in diesem Südtal weit über 1800 Metern.

Einrichtung und Gastfreundschaft auf der Alpe San Romerio

Die Zimmer sind einfach, sauber und gemütlich eingerichtet. Alles ist in Holz gehalten, nützliche Details auf kreative Art gelöst. Ein Ort um sich wohlzufühlen. In der klaren Bergluft mit rundum Stille vom Zivilisationslärm lässt es sich ausserordentlich tief und erholsam schlafen. Es stehen unterschiedliche Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung vom Zweier-, Vierer- über Mehrbettzimmer. Je nach Budget kann mit Bettwäsche oder im eigenen Schlafsack übernachtet werden. Kosten pro Nacht zwischen 36 und 52.50 CHF.

Nicht nur für die Seele, auch für den Leib wird kulinarisch gut gesorgt. Morgens gibt es ein Frühstücksbuffet das sowohl Brot, Käse, Wurst sowie Müesli bietet. Frische Kräutertees, Kaffee und Milchgetränke werden gereicht. Desweiteren finden sich auf der Speisekarte einfache, herzhafte von der regionalen Küche geprägte Gerichte. Es werden lokale Produkte verwendet. Da finden sich Gemüse-Alpenkräuter-Gnocci, Polenta mit unterschiedlichen Fleischsorten, Risotto, Gemüse und Fleisch gebraten auf der Piöda (heisser Stein), Lüganighi (Puschlaver Würste), hausgemachte Pizzoccheri mit Mortadella, Taiadin (Breite Nudeln) und vieles mehr.
Frische Salate und Alpenkräuter wie beispielsweise Bistorta aus dem eigenen Garten oder von den Wiesen gesammelt, sind frische Ergänzungen. Für die süssen Gelüste finden sich feine Kuchen.

Was kann man hier oben tun?

San Romeiro ist ein Kraftort. Hier kann wunderbar auf einem der zahlreichen Bänkchen Stille und die Kraft des Ortes getankt werden. Ein idealer Ort, um sich an die Natur zurückzubinden, Einfachheit und Ruhe wieder zu entdecken.

Es gibt viele Wandermöglichkeiten, einige Trails eignen sich fürs Trailrunning andere fürs Biken. Ich erklomm den Hausberg den Cornasc. Der Weg ist nicht immer eindeutig zu finden, doch wenn man sich nach oben ausrichtet, erreicht man den Grat, der zum Gipfel führt. Von dort hat man eine wunderbare Aussicht über das gesamte Tal – vom Bernina bis nach Tirano. Der Lago die Poschiavo glitzert im Tal. Die Gipfel rund um den Bernina sind schneebedeckt und ragen mit ihren 3000 m in den blauen Himmel.

Der alte Säumerweg Via Valtellina, der von Tirano über den Berninapass, den Scalettapass, das Schlappinerjoch bis ins österreichische Gargellen geht, führt hier vorbei.

Mit Kindern kann man sich im märchenhaften Wald gut verweilen und sich zum Geschichten erzählen inspirieren lassen. Es können auch Waldunterschlupfe gebaut werden.

Auf der Yogaplattform, von der man eine phantastische Aussicht hat, kann meditiert, Yoga, Pilates, oder Qi Gong geübt werden. Sie ist auch geeignet für das morgendliche Fitnessprogramm in frischer kühler Bergluft.

Der Ort ist gut geeignet, um mit einer kleineren Gruppe ein Seminar abzuhalten, oder ein Bergfest im Familienkreis zu feiern.

Die kleine Kirche San Romeiro hat eine bewegte Geschichte. Sie strahlt noch heute eine besondere, kraftvolle Atmosphäre aus und kann auch von innen besichtigt werden.

Tipps zur Alpe San Romerio

Es lohnt sich für mindestens zwei Nächte hier zu bleiben, um die volle Kraft und Natürlichkeit des Ortes zu spüren und sich vom Alltag zu lösen. Wer länger bleibt wird allenfalls einen Ausflug nach Poschiavo oder Tirano unternehmen, den See geniessen oder mit der Rhätischen Bahn fahren. Es gibt vieles zu Entdecken in diesem südlichen Zipfel der Schweiz.

Meine Abreise rückt näher, bei strahlender Sonne verabschiede ich mich von diesem berührenden Ort. Danke an Gino und sein Team für den schönen Aufenthalt. Ciao und auf ein Wiedersehen.

ÜBER DEN AUTOR

Clarina Barell

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