- umfangreiches, gut recherchiertes Material
- abwechslungsreich und gut lesbar strukturiert
- vielseitige Stimmen und Perspektiven zu Heini Holzer
- Bilder und Bildlegenden teilweise sehr klein
Fakten
Heini Holzer. Meine Spur, mein Leben. Grenzgänge eines Extrembergsteigers, Edition Raetia, Autor: Markus Larcher, ISBN: 978-88-7283-294-3
Angaben des Verlags:
Heini Holzer war der Steilwandfahrer der Siebzigerjahre. Als Gratwanderer zwischen Erfolgszwang und Todessehnsucht war er einer der ersten und besten seiner Zunft. Am 4. Juli 1977 starb er im Alter von 32 Jahren beim Versuch, die Nordostwand des Piz Roseg in der Berninagruppe zu befahren. Es war seine 104. Steilwandfahrt.
Holzer war ein außergewöhnlicher Mensch: Aus einfachsten Verhältnissen stammend, klein von Statur, aber zäh und willensstark, bewältigte er höchste Schwierigkeitsgrade in Eis und Fels. Als Hirte und Kaminkehrer blieb er aus Überzeugung Amateur, spielte aber in den Sechziger- und Siebzigerjahren im Wettbewerb um Erstbesteigungen und -befahrungen der verbliebenen weißen Flecken der Alpen ganz vorne mit. Sein Können als Kletterer stellte er unter anderem als Seilgefährte von Sepp Mayerl, Peter Habeler oder Günther und Reinhold Messner unter Beweis. Seine Welt war jene des VI. Schwierigkeitsgrades (damals der höchste) und der 55°-Wände. Im Steilwandfahren entwickelte er seinen eigenen Stil und befuhr die Wände nur, nachdem er sie im Aufstieg bezwungen hatte. Niemals bediente er sich eines Helikopters.
Der Journalist Markus Larcher hat aus dem umfangreichen Nachlass an Tage- und Tourenbüchern sowie Erinnerungen von Weggefährten ein Buch geschaffen, welches zugleich auch alpine Zeitgeschichte schreibt.
- Paperbackausgabe
- 17 x 24,5 cm
- 184 Seiten
- Broschur
Rezension Heini Holzer. Meine Spur, mein Leben. Grenzgänge eines Extrembergsteigers
Es gibt auch im Alpinismus prägende Persönlichkeiten und Pioniere, die mit der Zeit etwas in Vergessenheit geraten sind. Zu diesen ist wohl auch der früh am Berg verunglückte Heini Holzer zu rechnen: Er war mit dabei, als in den 60er- und 70er-Jahren die Grenzen des alpinen Kletterns neu vermessen wurden und am Seil mit den VIPs der Zunft, vor allem aber auch ein Pionier des extremen Steilwandfahrens und zugleich scharfzüngiger Kommentator der Entwicklungen im Alpinismus seiner Zeit, dessen Spektakelchakater und kommerzielle Ausrichtung er vehement ablehnte.
Holzer war ein vehementer Vertreter traditioneller Bergsteigerwerte: Wo man hoch will, muss man auch selbst hochkommen, vielleicht nicht ganz so radikal wie Paul Preuss, der Grundhaltung nach aber durchaus in dessen Tradition stehend. Ausufernde Sicherungsmassnahmen oder technische Aufstiegshilfen waren seiner Überzeugung nach eine Banalisierung der Berge. Konsequent war Holzer auch in anderer Hinsicht: Trotz der Möglichkeit, sich mit seinen alpinistischen Leistungen so zu vermarkten, dass er hätte davon leben können, beharrte er auf der Beibehaltung seines klassischen Berufs als Kaminfeger. Am Berg frei sein hiess eben auch, frei von der Pflicht zur Erbringung fremdbestimmter Leistungen bzw. Inszenierungen zu sein und selbstbestimmt Höchstleistungen zu vollbringen – bis zu seinem frühen Tod am Piz Roseg im Engadin.
Markus Lacher hat im Buch «Heini Holzer. Meine Spur, mein Leben. Grenzgänge eines Extrembergsteigers» eine Vielzahl von Dokumenten versammelt, in denen Holzer selbst und diverse Zeitzeugen zu Wort kommt bzw. kommen, gerahmt durch eine umfassende, mit vielfältigem Bildmaterial versehene biographische Darstellung von Holzers sicher nicht immer einfachem Leben, die Lacher beisteuert. Es entsteht so ein sehr perspektiv- und aufschlussreicher Einblick in das eigenwillige Leben eines ebenso eigenwilligen Menschen – das Porträt einer Person, die nicht nur neue Standards im Alpinismus (mit-)gesetzt, sondern auch für die Auseinandersetzung mit den aktuellen Entwicklungen im Bergsport äusserst bedenkenswerte und nachgerade prophetische Überlegungen formuliert und verkörpert hat.
Preis
Das Buch Heini Holzer. Meine Spur, mein Leben. Grenzgänge eines Extrembergsteigers kostet 19,90 Euro bzw. 22.90 CHF.
Links
Verlag Raetia
Auskunft und Vertrieb über den Verlag