Test Inov-8 Roclite 288 GTX
Der Inov-8 Roclite 288 GTX ist der derzeit leichteste Wanderschuh der Welt mit Gore-Tex. Ich war anfangs skeptisch und bin heute voll überzeugt. Ich mag diesen Schuh sehr. Mit ein paar kleinen Verbesserungen wäre er Spitzenklasse. Sicher kein Schuh für “Trampeltiere”, aber die richtige Wahl für alle, die leicht unterwegs sind. Ein leichter Wanderschuh für schweres Gelände! Aber auch ein Nischenprodukt. Nicht jeder mag dieses Minimaldesign und -gefühl. Für mich funktioniert es.
Ich-liebe-Ausrüstung-Bewertung
7.2 Punkte
Pro
- Leicht! So wenig Gewicht an den Füssen ist ein Genuss.
- Auch zum Mitragen sind sie leicht genug. Sehr gut dafür sind die Schlaufen zum Aufhängen.
- Fussfixierung an der Ferse perfekt, gleichzeitig Freiheit im vorderen Fussbereich.
- Sehr gutes Laufgefühl. Jede Bodenberührung des Schuhs ist präzise.
Contra
- Gore-Tex-Membrane müsste höher sein.
- Aussenmaterial und Futter am Rand saugt nach einiger Zeit Wasser.
- Sohle bei nassem Fels/Stein nur mittlere Haftung.
- Nahezu kein Zehenschutz vor Stössen.
Fakten
- Gewicht 288 g, wirklich exakt (nachgemessen, Grösse UK 8.5)
Angaben vom Hersteller:
Upper: Synthetic, TPU; Lining: Gore-Tex; Midsole: EVA; Footbed: 6 mm; Sole: Roclite; SHOC-ZONE™: 2; Gewicht: 286 g
Praxistest Inov-8 Roclite 288 GTX
Den Schuh hatte ich bei verschiedenen Touren in den Alpen dabei. Ausserdem war er 3 Wochen im Dauereinsatz beim Trekking in La Réunion. Dort waren die Bedingungen sehr wechselhaft. Oft feucht, noch öfter nass und sehr oft pitschnass.
Am Anfang war der Schuh durchaus gewöhnungsbedürftig. Inov-8 hat ein eigenes Schuhkonzept, dahinter steckt eine Philosophie. Die des Barfusslaufens. Schuhe gibt es grundsätzlich für verschiedene Einsatzbereiche, wobei innerhalb eines Bereiches nach Dicke der Mittelsohle unterschieden wird. Meist gibt es Schuhe mit dicker Mittelsohle (genannt SHOC-ZONE™) bis hin zu Modellen ganz ohne Mittelsohle (genannt ZERO).
Der Roclite liegt im mittleren Bereich, bei Stufe 2. Er hat also nicht die dickste, aber auch nicht die dünnste Mittelsohle. Als Wanderer kannst du mit diesem Schuh einsteigen. Wie gesagt tragen sich die Schuhe anfangs durchaus anders. Im Vergleich zu festen Wanderstiefeln aus Leder wie von Meindl, Hanwag oder Lowa, ist der Inov-8 Roclite 288 GTX deutlich dünner. Er “schützt” den Fuss nicht wie ein fester Wanderstiefel. Wenn man mit dem Inov-8 anfangs an einen Stein schlägt, kann das schon mal weh tun. Ich hatte mich daran sehr schnell gewöhnt. Dazu läuft man mit dem Inov-8 Roclite 288 GTX einfach anders. Und zwar bewusster und weniger tolpatschig. Man bekommt viel mehr mit, worauf man läuft, spürt den Untergrund mehr und erhält auf diese Art ein Feedback vom Schuh. Dahinter steckt sicherlich die Idee des Barfusslaufens. Worin hier die gesamten Vorteile liegen, ist vielfach beschrieben. Bei mir hat der Schuh mit dafür gesorgt, dass ich heute einen stabileren Fuss habe. Umknicken war kein Thema mit dem Schuh. Lange Strecken und viele Kilometer meistert der Schuh tadellos – ich kam mit ihm weitaus besser klar, als mit vielen festen, dicken Wanderschuhen aus Leder.
Das Design ist Geschmackssache, klar. Hervorzuheben ist sicherlich aber der Halt im Schuh. Während vorne angenehm Platz ist, sitzt die Ferse bombenfest. Schuld daran hat das sog. “fascia-band design” von Inov-8. Für mich funktioniert das hervorragend! Das Schnürsystem ist ideal und auch die Schnürsenkel sind hervorzuheben – sie sind dünn, aber die besten, die ich je hatte. Sie haben sich kein einziges Mal gelöst oder gelockert.
Der Schuh ist extrem leicht. Das ist angenehm am Fuss und praktisch, wenn man ihn mal am Rucksack befestigen muss oder ihn länger mittragen muss. In La Réunion, wo ich zig Flüsse durchqueren oder durchwaten musste, war das ideal. Dank der Schlaufen konnte ich sie wie einen Kletterschuh ideal mit einem Karabiner am Rucksack befestigen.
Die Sache mit der Gore-Tex-Membrane finde ich nicht ganz gelungen. Das Gore-Tex ist wie bei allen anderen Schuhen wie eine Art Socken in den Schuh eingenäht. Nur ist dieser Socken zu niedrig und das Aussenmaterial sowie das Futter saugt zu schnell Wasser. So gelangt bei längerem Regen das Wasser über den Schuhrand in den Schuh. Dafür gibt es einen Abzug. Ich muss dem Schuh dabei zugute halten, dass er sich auch pitschnass noch sehr gut läuft und dazu schnell trocknet. Nicht sehr schnell, aber schnell.
Die Sohle ist wunderbar und sehr griffig, vor allem wenn es trocken ist. Das Stollenprofil ist knackig, einzig bei nassem Fels ist der Halt nicht optimal. Aber das ist er auch bei Vibramsohlen meist nicht. Trotzdem gibt es dafür einen Abzug. Haltbar ist sie in jedem Fall und läuft sich nicht zu schnell ab. Erneuerbar ist sie nicht.
Da der Schuh während des Praxistests zum Teil mit Schlamm eingedeckt wurde, ein paar Worte zur Pflege. Ich habe ihn zweimal einfach in die Waschmaschine gepackt und bei 40 Grad gewaschen. Das Aussenmaterial habe ich danach ordentlich imprägniert und weiter gehts.
Preis
Das aktuelle Modell heisst nicht mehr Inov-8 Roclite 288 GTX, sondern Roclite 286 GTX, wiegt also 2 g weniger. 😉
Links
Hersteller Inov-8
Hallo Rüdiger, das nachgemessene Gewicht – gilt das pro Schuh oder für ein Paar schihe (also für beide Schuhe). Letzteres wäre ja extrem wenig. Herzlichen Dank und liebe Grüße
Sebastian
Die Frage ist gut. Das Gewicht bezieht sich immer auf 1 Schuh und nicht auf das Paar.
Dankeschön – und auch vielen Dank für den Test und Bericht. Klasse!
Hallo ,
vielen Dank für den tollen Test und die Erklärungen dazu.
Genau so empfinde Ich es auch.
Ich habe leider 52 Jahre werden müssen um dieses tolle und gesunde ” Barfuß Laufgefühl ” zu entdecken.
Schade des es einfach ( noch ) keinen Markt für solche Schuhe gibt und deshalb eben auch keine Auswahl.
Etwas mit gummierten Sohlenrand und einem Schuhmaterial das sich nicht vollsaugt , z.B.
Gruß,
Michael