- unterhaltsam und abwechslungsreich dargebotene Anekdoten aus der Geschichte des Alpinismus, deren roter Faden eine mehr oder weniger chronologische Ordnung des Geschehens ist
- der programmatische Verzicht auf Quellenverweise im Text lässt den historisch interessierten Leser etwas unbefriedigt zurück
- Ungenauigkeiten bei den Details
- im Stil zuweilen etwas manieristisch und dramaturgisch schematisch
Fakten
Alpingeschichte(n) – Von den Anfängen bis auf den Mount Everest, Autor: Stefan König, Verlag: AS Verlag, ISBN: 978-3-906055-39-8
Angaben vom Verlag:
Eine Durchquerung der Berge in 24 erzählerischen Etappen
Statt Tausende von Daten und Fakten zu servieren, nimmt Stefan König die Leser mit auf eine erzählerische Reise durch die Zeiten, durch die Alpen, durch die Bergregionen der Welt.
Grosse Berge und grosse Persönlichkeiten treten in den Blickpunkt: Montblanc, Matterhorn, Drei Zinnen. El Capitan und Cerro Torre. Annapurna, Everest und Nanga Parbat. Whymper und Messner, Buhl und Bonatti, Herzog und Hasse. Kaltenbrunner und Destivelle. Und zudem: Grosse Fragen, auf die er in seinen 24 Essays oft ganz unkonventionelle Antworten gibt. Faszinierende und höchste unterhaltsame «Alpingeschichte(n)».
Zu den herausragenden Eigenschaften des Buches gehört aber, dass nicht nur die alpinistischen Höchstleistungen und Sensationen geschildert werden, sondern dass vielmehr die Aspekte Kultur, Spiritualität und Tourismus gleichberechtigt Raum einnehmen – wenn der Autor die Themen Krieg, Kolonialismus, ökologische Ausbeutung anspricht, wird klar, dass die Gebirge nie eine heile Welt waren, heutzutage so wenig wie früher.
- 288 Seiten
- 25 Abbildungen einfarbig
- 13,5 x 21,5 cm
- Hardcover mit Schutzumschlag
Buchrezension Alpingeschichte(n) von Stefan König
Seit der Veröffentlichung von «Sternstunden des Alpinismus» im Jahr 1991 (München: Bruckmayer Verlag) ist Stefan König im Kreise der Alpinthemen-Autoren kein Unbekannter mehr – fand doch dieses „literarische Sachbuch“ (so Königs eigene Genrebezeichnung auf seiner Website) damals einige Aufmerksamkeit und gewann nicht zuletzt den Literaturpreis des Deutschen Alpenvereins. Der Autor ist zweifellos ein Kenner der alpinismushistorischen Materie und vielseitig die Textsorten betreffend, mittels derer er diese Materie verhandelt: Sachbücher wie Biografien einerseits, belletristische Romane (zumeist Krimis) andererseits.
Das «literarische Sachbuch» liegt dazwischen – es sind aus historischen Quellen inspirierte Geschichten, die Fakten durch Fiktionales zu anschaulichen Erzählungen verweben sollen. Hier wird also der Doppelsinn des Begriffs «Geschichte» – einerseits als Historiographie, andererseits als fiktionale Erzählung – quasi zu formatgebenden Programmatik. Ein solcher Hybrid ist auch sein neues Buch Alpingeschichte(n) – Von den Anfängen bis auf den Mount Everest.
Unterhaltsam, wie vom Verlag angekündigt, sind diese Geschichten von mehr oder weniger bekannten Abenteuern und Protagonisten des Alpinismus allemal, obgleich es zuweilen im Stil etwas manieristisch, von allzu vielen Auslassungspunkten andeutungsüberladen und dramaturgisch etwas plakativ gerät. Aber, und das ist ein Zusammenhang, den man ja auch vom historischen Roman und den verschiedenen Varianten der Dokufiktion her kennt: So ganz wohl ist es einem vor allem deshalb nicht bei dem Ganzen, weil der Geltungsanspruch der jeweiligen Darstellungen allzu sehr schillert. Was hier Wahrheit und was Dichtung ist bleibt stets in der Schwebe. Das einfach zum Programm zu erklären, wie es der Autor einleitend und im Buchtitel tut, zugleich aber stets mit einem Unterton der Alpinismus-Geschichtsschreibung Authentizität zu insinuieren, ist positiv formuliert eine heikle Gratwanderung. Sicher sind die Alpingeschichte(n) nicht mit einem Anspruch zu bewerten, der an ein wissenschaftliches Werk zu stellen wäre: also der systematische Ausweis der Quellen zur Ermöglichung des Nachvollzugs von Argumentationen durch die Leser. Auch ist positiv zu bewerten, dass die Erzählweise das Zusammenführen von Kontexten der jeweiligen Geschichte ermöglichst, die in dieser Form wohl kaum im Rahmen einer akademischen Vorgehensweise zusammenzubringen wären, gleichwohl aber immer wieder erhellende Momente bewirken.
Dennoch wäre es an diversen Stellen (und zwar vor allem da, wo die zahlreichen direkten Zitate eingebaut werden) wünschenswert, doch etwas mehr an Referenzen in das recherchierte Material hinein anzugeben. Die im Anhang genannten, allgemeinen Hinweise befrieden da nicht wirklich. Wenn sich dann auch noch in Details Falschinformationen finden – eigentlich nicht der Rede werte Kleinigkeiten, aber im Lichte des eben beschriebenen Problematik eben doch spezifisch irritierend – dann entsteht ein gewisser Verdacht, hier nicht nur im etwas freihändigen Narrativ launig durch die Historie geführt, sondern vielleicht doch auch ein wenig für dumm verkauft zu werden. So ist z.B. Hans Kammerlander kein Vorarlberger Bergsteiger, wie von König behauptet, sondern stammt aus Südtirol. Wie gesagt, eine Kleinigkeit, hier aber mit nachhaltig zweifelstiftender Wirkung.
Alpingeschichte(n) ist somit ein Buch, das manch interessante Information und Gedanken enthält. Zugleich aber ist Vorsicht angeraten, wenn man diese Informationen und Gedanken in den eigenen Wissensschatz die Geschichte des Alpinismus betreffend aufnehmen möchte, da sollte eine substantielle Nachrecherche vorgeschaltet werden.
Preis
Das Buch Alpingeschichte(n) kostet 26.90 € / 29.80 CHF.
Links
Verlag AS Verlag
Auskunft beim Verlag