- eindrucksvolle Auswahl an historischem Bildmaterial
- klar strukturiert
- informativ konzeptualisiert
- detaillierte Informationen zu den Plakatkünstlern fehlen
Fakten
Die Kunst des Skifahrens. Vintage Plakate 1890-1960, von Jenny de Gex, Christian Brandstätter Verlag Wien 2015, ISBN 978-3-85033-845-5
Angaben vom Verlag:
Ende des 19. Jahrhunderts schufen ein paar Pioniere und Visionäre die Grundlage für eines der lukrativsten Unterfangen aller Zeiten: den Aufstieg der Wintersportorte und die Begeisterung für das Skifahren. Wie beim Autorennen oder Fliegen lockte die neue Sportart mit einer prickelnden Kombination aus Nervenkitzel, Geschwindigkeit und der Lust, sich stilvoll und modisch zu kleiden. In atemberaubenden Berglandschaften, die verkehrstechnisch immer besser erschlossen wurden, bot dieser Sport seinen Fans die Romantik des Reisens und den Zauber des Après-Ski.
In Europa standen St. Moritz, Chamonix und Davos auf dem Kalender der Reichen und Schönen, in Nordamerika entstanden die eleganten Skiorte Stowe in Vermont, Aspen und Vail in Colorado oder Banff-Lake Louise in Kanada. Wintersportorte und Eisenbahngesellschaften beauftragten die bekanntesten Maler und Grafiker ihrer Zeit, um Plakate zu schaffen, die für die neue, stilbewusste Bewegung Werbung machen sollten. Die Bilder, die dabei entstanden, erzählen bis heute von jenem Glamour, der dem Wintersport seit seinen goldenen Anfangsjahren anhaftet.
Autorin: Jenny de Gex ist eine leidenschaftliche Sammlerin von Plakaten, Drucken und Alltags-Druckerzeugnissen vor allem aus dem frühen 20. Jahrhundert. Sie ist die Autorin von Asian Style und Herausgeberin zahlreicher Bildanthologien. Ihre Veröffentlichungen umfassen über hundert Beiträge in Büchern zu Themen der bildenden Kunst, Architektur und Design, Geschichte und Kultur des Reisens.
- Format: 24 x 29 cm
- 160 Abbildungen
- 200 Seiten
- Einband: Hardcover
Buchrezension Die Kunst des Skifahrens
Der Titel “Die Kunst des Skifahrens” ist in Jenny de Gex gleichnamigem Band nicht auf die Qualitäten des Könnens bei der Ausübung des Skisports gemünzt, sondern auf dessen Repräsentation im Medium des historischen Werbeplakats. Solche Plakate – mit den unterschiedlichsten Sujets – haben ja lange schon ihren Platz in der gehobenen Dekorationskultur, man denke nur an die zahllosen Repros von Toulouse Lautrec-Motiven oder aber jene von historischen Transatlantik-Reiseanbietren. De Gex aber geht es in ihrem Buch nicht vorrangig um die dekorativen Qualitäten der Retro-Plakatästhetik. Ihr Anliegen ist es vielmehr, eine Art visuelle Kulturgeschichte des Wintersports zu liefern. Die Vintage-Plakate aus dem Zeitraum von 1890-1960 dienen dazu als Medium:
«Ziel der vorliegenden Auswahl (…) ist es, die Freude am Wintersport wiederzugeben, die den Profi genauso erfasst wie den Anfänger» (S. 14).
Das Material stammt aus der Sammlung Mason Beekleys, die neben besagten Plakaten vor allem auch skibezogene Literatur sowie Malerei und Skulpturen zum Thema umfasst.
Gegliedert ist das Buch Die Kunst des Skifahrens geographisch und dabei erfreulicherweise nicht auf Europa beschränkt: Beginnend mit einer informativen historischen Einleitung zur Geschichte des Wintersports allgemein behandelt der erste Teil europäische, der zweite Teil nordamerikanische Skidestinationen. Diese sind dann jeweils nochmal nach Ländern bzw. Regionen untergliedert: Skandinavien, Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien und die Schweiz für Europa, dann die westliche und die östliche USA sowie Kanada. Die Einzelbilder sind in jeweils detaillierten Legenden kommentiert.
Die Vielfalt der in Die Kunst des Skifahrens abgebildeten Motive ist beeindruckend. Ebenfalls eindrucksvoll ist die Entwicklung der Bildsprache durch die Zeit hindurch, jeweils in Resonanz mit den aktuellen ästhetischen (und auch politischen) Entwicklungen. Und: es zeigt sich auch nach und nach eine Differenzierung der Bildsprache in Abhängigkeit von den jeweils beworbenen Destinationen, also eine Art Genealogie der visuellen Identitäts- und Markenbildung von Wintersportorten sowie, allgemeiner gesprochen, der Konstruktion von Alpenbildern durch touristische Werbestrategien.
Zudem macht das Buch Die Kunst des Skifahrens den Unterschied zwischen Plakatkunst und Gebrauchsgrafik augenfällig: die teilweise hohe malerisch-technische Qualität und künstlerisch anmutende Originalität der Umsetzung eines Werbeanliegens in Bildkompositionen ist immer wieder bemerkenswert – und die Kategorisierung als PlakatKUNST mithin voll gerechtfertigt. Da liegt dann aber auch der Schwachpunkt von de Gex Buch: die Urheber der Plakate werden zwar überwiegend benamst, doch wünschte man sich etwas mehr zu erfahren über diese – und das ist mitnichten abfällig gemeint – Plakatkünstler.
Insgesamt ein empfehlenswertes Buch nicht nur für die, die an der Geschichte der Plakatmalerei oder des Wintersports und -tourismus interessiert sind, sondern auch für jene, die sich für die ästhetische Konstruktion der Vorstellungen von Bergen und Bergsport interessieren.
Preis
Das Buch Die Kunst des Skifahrens kostet 29,90 €.
Links
Verlag Christian Brandstätter Verlag