Freeride Livigno

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Es gibt viele Gründe um Livigno im Winter zu besuchen. Die Berge um Livigno, deren Freeride Potential und die Aussicht auf gutes Essen waren für mich Grund genug mich auf die Reise zu machen.

Livigno? An der Grenze zur Schweiz gelegen

Livigno liegt direkt an der Schweizer Grenze, gleich hinter dem Engadin. Ein Katzensprung also. Und tatsächlich ist die Anreise aus Zürich mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln bequem in gut drei Stunden zu schaffen. Insbesondere die Fahrt mit dem Bus ab Zernetz durch einen Teil des Schweizer Nationalparks und dann, nach dem Durchqueren des einspurigen Tunnels ins Livigno-Tal entlang des Lago di Livigno ist Landschaftlich spektakulär.

Das Reiseziel Livigno ist bis anhin unter anderem bekannt für seine Duty Free Shopping Meile. Wenn man in dem wunderschön gelegenen Dorf auf einer Höhe von 1816 Metern ankommt sind die Werbebanner, die an den Fassaden der vielfach schönen Häuser hängen, sehr augenfällig.

Wer den Ort aber bloss auf billigen Schnaps und Modeläden reduziert, macht einen grossen Fehler. In Livigno dreht sich längst nicht alles um den zollfreien Verkauf von allerlei Waren. Die ansässigen Familien fokussieren sich spätestens seit den sechziger Jahren, seit das Dorf ganzjährig aus Italien und der Schweiz erreichbar ist, auf den Tourismus.

Dabei waren sie schon öfters innovativ. Nach dem Mountain Bike Weltcup 2001 hat sich Livigno als eine der ersten Winterdestinationen Europas, konsequent auf den Bike-Tourismus ausgerichtet. Mit einer Menge Trails in allen Schwierigkeitsgraden gehört es zu den Top-Adressen Europas. Was im Sommer so erfolgreich umgesetzt wurde und im Winter mit den 115 km Skipisten schon lange funktioniert, soll nun mit einer ebenso konsequenten Ausrichtung auf das Skifahren abseits der Pisten realisiert werden.

Livigno – Freeride in all seinen Facetten

Das grosse Potential von Livigno als Freeride Gebiet lässt sich schon vom Tal aus erahnen. So richtig offenbart es sich aber erst nach einigen Tagen im Gelände. Die Umgebung Livignos bietet mehrere wunderschöne Bergtäler und eine Vielfalt an Terrains. Man findet sowohl weite Hänge wie auch alpines Gelände mit steilen Couloirs. Und unterhalb der Baumgrenze taucht man in wunderbar offene Lärchenwälder!

Sowohl die linke Talseite mit dem Skigebiet Motolino wie auch die rechte Talseite mit Carosello 3000 sind sehr gut erschlossen. Auf beiden Seiten erreicht man Hänge zwischen 1800 und knapp 3000 Metern über Meer in den Expositionen West, Nord und Ost. Da das Gelände so weitläufig ist, findet man auch Tage nach dem letzten Schneefall noch unverspurte Lines.

Felle und Guide für Einsamkeit

Noch spannender wird es, wenn man die Felle anschnallt. Mit kurzen Aufstiegen gelangt man in wunderbar alpines Gelände. Da kann man je nach Können, Kondition und der nötigen Kartenkenntnis, viele individuelle Varianten fahren.

Wer sich tiefer in die Bergwelt um Livigno vorwagen will, nimmt sich einen lokalen Guide. Ich habe sie als äusserst motiviert erlebt. Alles enthusiastische Skifahrer, die immer auf der Suche nach einer guten Abfahrt sind, dabei aber top professionell bleiben und das Gesamtbild im Kopf haben.

Heliski in den Alpen

Als weiteres Highlight bietet Livigno – als einer von wenigen Orten in den Alpen – Heliski an. In einem eigens dafür definierten Teilabschnitt des Tals gibt es diverse Landemöglichkeiten die zu Abfahrten auf weiten Hängen oder durch steile Rinnen führen. Man kann frei entscheiden, ob man mehrer Runs bucht und dann wieder zurückkehrt. Oder, was ich sehr verführerisch finde, einen Heliflug mit einer Skitour kombiniert und so an einem Tag eine Rundtour schafft, die als klassische Skitour sonst nicht möglich wäre. Zum Beispiel eine Rundtour mit Heli- und Liftunterstützung bis nach Lagalp und Diavolezza im Engadin und zurück.

Und warum dann nicht das Ganze mit einer Übernachtung in einer der zahlreichen Hütten rund um Livigno kombinieren? Die meisten Berghütten sind auf Höhe der Baumgrenze angesiedelt, die kleine Hütte „Rifugio Mont da li Resia“ aber liegt auf 2900 Metern über Meer und bietet gerade Nachts eine spektakuläre Aussicht auf Livigno.

Livigno Freeride Project

Die Ausrichtung Livignos aufs Freeriden ist einmalig in Italien. Sie beinhaltet eine enge Zusammenarbeit mit dem Lawinenwarndienst von Bormio und dem SLF (Schweizer Lawinen Forschungsinstitut) in Davos. Hinter dieser Zusammenarbeit und dem Livigno Freeride Project steckt Fabiano Monti, einst Wissenschaftler am SLF und heute verantwortlich für die täglichen Lawinenbulletins in Livigno. Aus Liebe zum Skifahren und dem Glauben, dass Eigenverantwortung gestützt auf fundierte Informationen, die beste Prävention vor Lawinenunfällen ist, setzen er und seine Kollegen sich täglich für mehr Sicherheit in den Bergen Livignos ein.

In den letzten Jahren wurden im ganzen Skigebiet, bei den Bergstationen und an den wichtigsten Zugängen ins Gelände Informationsbildschirme und Tafeln montiert, die täglich aktuell über die Schneedeckenstabilität Auskunft geben. Damit die Skifahrer diese Infos auch richtig interpretieren können, bieten die lokalen Guides jeden Sonntag ein Lawinentrainig an. Dabei lernt man den Umgang mit LVS, Schaufel und Sonde und erlangt das nötige theoretische Wissen, um die oben erwähnten Infos interpretieren zu können. Dieses tolle Angebot ist umsonst und sehr zu empfehlen!

Das Lawinenbulletin kann man selbstverständlich auch im Internet abrufen oder per App direkt auf sein Handy laden. Damit aber nicht genug. Zusätzlich wird jeweils ein sogenanntes „Snow quality bulletin“ veröffentlicht. Das wiederum gibt einen kurzen Überblick über die zu erwartende Qualität des Schnees, bezogen auf die Exposition und die Höhe im Gebiet.

Wer so umfassend informiert den Tag plant, muss selbstverständlich auch an die Verpflegung denken. Gutes Essen muss dabei in Livigno nicht lange gesucht werden. Schliesslich befindet man sich in Italien. Vom sensationellen Frühstücksbuffet im „Rifugio Costaccia“, dem Brunch im Restaurant „Tresenda“ einem authentischen Mittagessen im „Ristorante Ermellino“ bis zum Abendessen im Bergrestaurant „Carosello 3000“. In Livigno kann man sowohl Skifahrerisch wie auch Kulinarisch auf Tour gehen.

Vielseitiges Livigno

Auch für Familien, Geniesser und Sportler anderer Gattung bietet Livigno einiges. Von Eislaufen, Baden, Rutschen und Wellness im Aqua Grande über Schneemobil Miete, Shopping, Fat-Biken, Schneeschuhwandern oder Eisklettern bis zum Seilpark oder den Langlauf Loipen.

Es gibt also viele Gründe um im Winter nach Livigno zu reisen. Über die 10 Gründe das schöne Tal im Sommer zu besuchen haben wir ja bereits an dieser Stelle berichtet. 

ÜBER DEN AUTOR

Deny Fousek

Deny Fousek testet Ausrüstung für ich-liebe-berge.ch – dem selbständigen Grafiker und CGI-Artisten kann es nie steil genug sein. In Sachen Sport ist die Gravitation sein bester Freund. Egal ob Ski, Snowboard oder Skateboard, Tempo und Technik sind seine Leidenschaft. Um die besten Runs zu finden, überwindet er aber auch gerne mal die Schwerkraft – Hiken und Touren sind Teil des Spiels. Auf der Suche nach den besten Abfahrten hat er neben unzähligen Spots in den Alpen schon so einige Hänge auf Kamtschatka, in Kanada, den USA und Korsika befahren.

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