Grössen der Lawinen neu benannt

Grösse 1: Rutsch oder kleine Lawine (früher: Rutsch), Länge ca. 10 bis 30 m, Volumen ca. 100 m3 (Foto: SLF)

Wie gross ist eine grosse Lawine?

Um Lawinen zu beschreiben – zum Beispiel im Lawinenbulletin, nach Unfällen oder für Rückmeldungen aus dem Gelände – sollten für ihre Grösse einheitliche Bezeichnungen verwendet werden. Die Lawinengrössen wurden auf den Winter 2018/19 hin angepasst, um die Verständlichkeit für Wintersportler zu verbessern. 

Diese Woche war im Lawinenbulletin sinngemäss mehrfach zu lesen «Diese [Lawinen] können gross werden». Das klingt eindrücklich – aber was genau bedeutet es? Als wie gross eine Lawine wahrgenommen wird, ist nämlich oft subjektiv und von den Umständen abhängig. Die europäischen Lawinenwarndienste haben die Grössen der Lawinen dennoch schon vor längerem offiziell definiert. Die Begriffe sind aber wenig bekannt – wahrscheinlich auch, weil sie dem Empfinden der meisten Wintersportlerinnen und Wintersportler nicht entsprechen. So waren bisher viele tödliche Unfall-Lawinen offiziell «klein». Daher wurden auf den Winter 2018/19 hin die Begriffe angepasst; und die typischen Skifahrerlawinen sind neu «mittel»-gross:

Warum braucht es Definitionen für die Grössen der Lawinen?

Die Grössenbezeichnungen werden im Lawinenbulletin oft verwendet: Nebst der Auslösewahrscheinlichkeit ist nämlich auch die Grösse der zu erwartenden Lawinen wichtig, um die Gefahrensituation zu beschreiben. Nur wer diese Begriffe korrekt verstanden hat, kann das Lawinenbulletin richtig interpretieren. Umgekehrt kann auch der Lawinenwarndienst Rückmeldungen nur dann korrekt einordnen, wenn er verlässliche Informationen zur Grösse der Lawinen hat. Mit der Umbenennung der fünf Lawinengrössen werden die Begriffe hoffentlich besser verständlich und damit auch vermehrt korrekt verwendet.

Eine genaue Beschreibung der Lawinengrössen findet sich hier: https://www.slf.ch/de/lawinenbulletin-und-schneesituation/wissen-zum-lawinenbulletin/lawinengroesse.html

Wie kann man die Grösse einer Lawine abschätzen?

Die Grösse einer niedergegangenen Lawine kann man anhand von drei Eigenschaften abschätzen:

  1. Reichweite/Länge: Diese ist relativ einfach zu bestimmen. Wenn im Steilgelände aber nur wenig Schnee (kleines Volumen) über mehrere hundert Meter abstürzt, wird die Lawinengrösse oft deutlich überschätzt.
  2. Ausmass/Volumen: Dieses kann bei «kleinen», «mittleren» und «grossen» Lawinen anhand des Ausmasses der abgeglittenen Schneetafel geschätzt werden. Dabei werden deren Länge, Breite und Höhe des mittleren Anrisses multipliziert. Bei «sehr grossen» und «extrem grossen» Lawinen ist das schwieriger, vor allem wenn die Lawine Schnee aus der Sturzbahn aufgenommen hat.
  3. mögliche Schadenswirkung/Schadenpotezial: Diese Eigenschaft kann man weder abschätzen noch im Kopf berechnen. Voraussetzung ist eine gewissen Vorstellung darüber, welche Lawinen welche Schäden verursachen können.

Beobachtungen dem SLF melden

Hast Du auf einer Tour eine Lawine oder andere Alarmzeichen beobachtet? Melde dem SLF Deine Beobachtungen, und schicke ein Bild. Dadurch hilfst du mit, die Qualität des Lawinenbulletins zu verbessern. Am besten online beim SLF, per White Risk App, per Mail an lwp(at)slf.ch oder Gratis-Telefonnummer 0800 800 187.

Links

European Avalanche Warning Services EAWS: http://www.avalanches.org

Quelle: SLF

ÜBER DEN AUTOR

Rüdiger Bodmer

Rüdiger Bodmer ist ein erfahrener Wanderleiter und Lawinenexperte. Er führt professionell Touren und leitet im Winter Schneeschuhtouren im In- und Ausland. Als Ausbildner des Swiss Mountain Trainings vom Schweizer Bergführerverband gibt er auch Kurse mit Zertifikat. Im Sommer leitet er Wanderungen, Alpinwanderungen, Wanderreisen und Trekkings. Dabei arbeitet er oft mit den Bergsteigerschulen Berg+Tal und Höhenfieber zusammen. Zusätzlich engagiert er sich ehrenamtlich für den Schweizer Alpen-Club (SAC). Für Rüdiger sind Berge etwas Besonderes. Er fühlt sich mit ihnen verbunden und geniesst es, draussen unterwegs zu sein. Privat ist er oft mit Schnee- und Wanderschuhen unterwegs, aber er unternimmt auch gerne Skitouren, Hochtouren, geht Klettern oder Eisklettern. Als Guide ist es ihm vor allem wichtig, schöne Erlebnisse zu teilen und seine Begeisterung weiterzugeben. Dabei legt er grossen Wert auf Sicherheit und bereitet sich gründlich vor. Er bildet sich kontinuierlich weiter und achtet darauf, dass die Anreise zu seinen Touren möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgt und die Natur nicht beeinträchtigt wird. Im Laufe der Jahre hat Rüdiger ein umfangreiches Interesse und Fachwissen im Bereich Ausrüstung entwickelt. Aus diesem Grund hat er ich-liebe-berge.ch gegründet.

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