RECCO Rettungssystem

An und in vielen Jacken und Hosen ist es drin: RECCO. Ein Reflektor, durch den die die organisierte Rettung Verschüttete unter einer Lawine orten kann. Es ersetzt nicht die Standard-Sicherheitsausrüstung (LVS, Sonde, Schaufel), aber ergänzt sie bzw. dient als Backup – sagt man. Doch was ist es eigentlich genau?

Die Entwicklung des RECCO Rettungssystems begann in 1960er-Jahren. Mit einer Lawine, die über eine Piste in einem Skigebiet ging.  Niemand wusste, wer oder wie viele Menschen von der Lawine mitgerissen wurden. Aufgrund des Unfalls in Åre dachte Magnus Granhed über die Möglichkeiten eines elektronischen Lokalisierungsgeräts für Verschüttete nach. Sie experimentierten mit LVS, mit Wärmebildkameras und kamen so zum passiven Reflektor, der im RECCO-System resultierte.

Das ursprüngliche Problem wurde mit harmonischem Radar gelöst. Wie heute auch, bestand der Reflektor aus einer Diode, die eine Oberschwingung auslöst, wenn das Radarsignal des Suchgerätes auf sie trifft. Das zurückkehrende Signal ist jedoch viel schwächer als das gesendete, und darin bestand die grosse Herausforderung. Anfangs war die Reichweite daher gering und das Suchgerät sehr gross und schwer. Heute ist die Reichweite gross und der Detektor deutlich leichter und kleiner.

Das RECCO Rettungssystem ermöglicht durch hochentwickelte Radar-Technologie eine schnelle und punktgenaue Ortung eines Lawinenverschütteten.

Das zweiteilige System besteht aus den RECCO REFLEKTOREN, die in Bekleidung, Helmen, Protektoren oder Schuhen von mittlerweile über 200 Outdoor-Marken integriert sind und dem RECCO DETEKTOR, der von den Einsatzkräften eingesetzt wird.

Der RECCO Reflektor

  • enthält eine Diode und eine Kupferantenne
  • wiegt 4 Gramm
  • der Träger benötigt weder Fachwissen noch Batterien damit er funktioniert
  • der Reflektor ist permanent in die Ausrüstung integriert
  • er ist immer “an” und bereit, er muss nie angeschaltet werden
  • ist wartungsfrei, seine Lebensdauer ist praktisch unendlich, er kann seine Funktion zu keinem Zeitpunkt verlieren
  • er ist in Bekleidung, Helmen, Protektoren und Schuhen integriert
  • der Reflektor ist kein Ersatz für sondern eine Ergänzung zum LVS-Gerät im Backcountry

Der RECCO Detektor R9

  • der Detektor ist ein Sender-Empfänger
  • er wiegt 980 g, sehr kompakt
  • er sendet ein gerichtetes Suchsignal aus
  • wenn das Signal einen RECCO Reflektor trifft, wird es auf der doppelten Frequenz (harmonisch) zum Detektor zurück reflektiert, wodurch der Retter ein Tonsignal wahrnimmt und so den Suchenden zum Reflektor führt
  • der Detektor ist mit einem 457 kHz (LVS) Empfänger ausgerüstet, was eine gleichzeitige Suche nach Lawinenverschütteten mit sowohl LVS als auch RECCO ermöglicht
  • die Betriebszeit beträgt 2 Stunden (Li-Ion Akkus)
  • der Detektor kann problemlos zur Lawine gebracht und zu Fuss, auf Ski oder sogar vom Helikopter aus eingesetzt werden
  • die Suche per Helikopter ermöglicht eine schnelle Suche in grossen oder gefährlichen Gebieten
  • die maximale Reichweite beträgt 200 m im freien Raum und 30 m durch Schnee, ist aber abhängig von der Feuchtigkeit des Schnees, der Topographie sowie der Ausrichtung von Suchgerät und Reflektor
  • er wird von der Pistenrettung, der Bergrettung und Helikopterrettung weltweit eingesetzt

Trotz des frühen Erfolgs wurde RECCO erst in den 1990er-Jahren von Rettungsdiensten akzeptiert. Tatkräftige Hilfe kam dabei von der Mobilfunkindustrie. Mitte bis Ende der 1990er-Jahre wuchs die Nachfrage nach Mobiltelefonen extrem an. Das Ergebnis waren kleinere und billigere Komponenten. Diese Entwicklung führte gleichzeitig auch zu deutlich kleineren und leichteren RECCO-Detektoren, die einfacher von den Rettungskräften einzusetzen waren. Heute wird das RECCO System systematisch von über 700 Rettungsorganisa­tionen weltweit zur Suche nach Lawinenopfern eingesetzt.

Es ersetzt, wie gesagt, im ungesicherten Gelände nicht LVS, Sonde und Schaufel, dennoch ist es für professionelle Einsatzkräfte ein nützliches Tool.

Ortovox stattet seine LVS übrigens seit 2013 zusätzlich mit einem RECCO Reflektor aus.

Das RECCO System from RECCO AB on Vim

Quelle: RECCO

ÜBER DEN AUTOR

Rüdiger Bodmer

Rüdiger Bodmer ist ein erfahrener Wanderleiter und Lawinenexperte. Er führt professionell Touren und leitet im Winter Schneeschuhtouren im In- und Ausland. Als Ausbildner des Swiss Mountain Trainings vom Schweizer Bergführerverband gibt er auch Kurse mit Zertifikat. Im Sommer leitet er Wanderungen, Alpinwanderungen, Wanderreisen und Trekkings. Dabei arbeitet er oft mit den Bergsteigerschulen Berg+Tal und Höhenfieber zusammen. Zusätzlich engagiert er sich ehrenamtlich für den Schweizer Alpen-Club (SAC). Für Rüdiger sind Berge etwas Besonderes. Er fühlt sich mit ihnen verbunden und geniesst es, draussen unterwegs zu sein. Privat ist er oft mit Schnee- und Wanderschuhen unterwegs, aber er unternimmt auch gerne Skitouren, Hochtouren, geht Klettern oder Eisklettern. Als Guide ist es ihm vor allem wichtig, schöne Erlebnisse zu teilen und seine Begeisterung weiterzugeben. Dabei legt er grossen Wert auf Sicherheit und bereitet sich gründlich vor. Er bildet sich kontinuierlich weiter und achtet darauf, dass die Anreise zu seinen Touren möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgt und die Natur nicht beeinträchtigt wird. Im Laufe der Jahre hat Rüdiger ein umfangreiches Interesse und Fachwissen im Bereich Ausrüstung entwickelt. Aus diesem Grund hat er ich-liebe-berge.ch gegründet.

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2 Kommentare zu „RECCO Rettungssystem“

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