Test Alpride Airbag System

Test Alpride Airbag System
6.4 / 10 Bewertung
PRO
  • leichtes Airbag System
  • attraktiver Preis, günstige Kartuschen
  • simpel, solide, aufgeräumt
  • lässt sich Ausbauen und mit kompatiblen Rucksäcken verwenden
  • für die Mitnahme bei Flügen akzeptiert (gemäss Hersteller)
CONTRA
  • keine Leicht-Kartuschen (aus Carbon) erhältlich
  • Kartuschen nicht wiederauffüllbar
  • teu(r)er: erfordert nach Auslösung neue Kartuschen, die gekauft werden müssen
Testurteil
Das Alpride Airbag System habe ich zusammen mit dem Scott Air Free AP 30 Rucksack getestet. Eine überzeugende Lösung: der Airbag lässt sich ausbauen und auch mit anderen kompatiblen Rucksäcken verwenden. Das System ist eines der leichtesten auf dem Markt, wirkt übersichtlich und durchdacht. Vor allem funktioniert es einwandfrei.
Funktion6.9
Qualität/Verarbeitung7
Gewicht6
Umwelt/Nachhaltigkeit5.5
Preis-Leistung6.8

Fakten

Alpride Airbag System, Modell: Bertol 1

  • Gewicht: Alpride Airbag System 819 g, Cartridges 450 g nachgewogen (Alpride System 440 g, Cartridges 440 g laut Hersteller)
  • Material: anodisiertes Aluminium, Kunststoff Polyamid (PA 66, Nylon, Dupont Zytel® ST, extrem robust, geeignet auch bei sehr tiefen Temperaturen), Polyamid (Cordura)

Angaben vom Hersteller:

  • Alpride Airbag System mit 150 l Airbag
  • Befüllung in 3 Sekunden
  • Auslösung: mechanische Auslösung der Feder (Bowdenzug, neu spannen nach Auslösung)
  • Airbag-System lässt sich ausbauen und bei kompatiblen Rucksäcken verwenden
  • Product Standard: Pr EN 16716:2014
  • Einsatztemperatur -30 bis +50
  • Kartuschen: Stahlkartuschen
  • Füllung: 1 Argon Kartusche (UN 1006), Füllung 26 g + 1 CO2 Kartusche (UN 1013), Füllung 60 g; Druck: 175 bzw. 70 bar
  • die Kartuschen stammen von iSi Components
  • ISPO Award 2014/2015
  • BCN Banque Cantonale Neuchâteloise: Innovation Award 2012      
  • Made in Switzerland/Vietman (Herstellung Motor, Mechanik: Schweiz, Herstellung Bag und Montage: Advance, Vietnam)
  • Garantie: 2 Jahre

Ein Hinweis zu Advance: Hauptsitz in der Schweiz, Produktion in Vietnam. Advance ist v.a. als Hersteller von Gleitschirmen bekannt, somit auf die Herstellung von Sportmaterial und Gewebeverarbeitung mit hohen Sicherheitsanforderungen spezialisiert.

Praxistest Alpride Airbag System

Zu schwer, zu kompliziert und zu teuer? Airbag-Systeme sind nach wie vor ein schwerer Brocken. Das 2008 gegründete Unternehmen Alpride versuchte diese Punkte mit der Entwicklung eines eigenen Systems zu verbessern. Dabei fokussiert sich das Unternehmen auf das Airbag-System und kooperiert mit Rucksack-Herstellern.

Getestet habe ich das Alpride Airbag System mit dem Scott Air Free AP 30 Rucksack (hier der Bericht zum Rucksack). Da sich das System ausbauen lässt, kann man es mit verschiedenen kompatiblen Rucksäcken einsetzen, z.B. in einem kleineren Freeride-Rucksack und einem grösseren Tourenrucksack. Scott hat insgesamt vier Modelle zur Auswahl. Im Winter 2015/2016 wird es weitere Hersteller mit kompatiblen Rucksäcken geben – Millet und Ferrino.

Das Alpride Airbag System ist so konzipiert, dass der Airbag U-förmig entlang der Aussenseiten des Rucksacks verläuft (links, oben, rechts). Der Auslösemechanismus und die Kartuschen werden im Inneren, unten im Rucksack fixiert. Auf diese Weise ist die Gewichtsverteilung im Rucksack optimal. Aber die Lösung beansprucht natürlich Platz im Innenraum.

Das Alpride Airbag System lässt sich gut Ein- und Ausbauen. Dazu muss der Auslösegriff aus dem Träger ausgefädelt werden. Danach wird der Airbag vom Rucksack an den vier Haken gelöst, die zwei Kartuschen entfernt und der Airbag durch die Rucksack-Öffnung gezogen. Schon hat man den Airbag in der Hand. Für den Einbau gilt das Gleiche in umgekehrter Reihenfolge, wobei zusätzlich der Airbag sorgfältig zu versorgen ist. Ich benötigte dazu beim ersten Mal circa zehn Minuten – mit etwas Übung geht dies sicherlich noch zügiger.

Beim ausgebauten Alpride Airbag System fällt mir der simple, aber durchdachte Aufbau auf: Ventilsystem, Auslösemechanik, zwei Kartuschen, Kabel mit Auslösegriff, ein 150 Airbag, fertig. Dank diesem Aufbau kommt das Airbag-System auf nur knapp über 800 Gramm, wobei noch die beiden Kartuschen mit insgesamt 450 Gramm dazukommen. Somit hat man mit 1260 Gramm ein vollständiges Airbag-System. Das ist leicht.

Beim Alpride Airbag System ist ausschliesslich ein Typ von Kartuschen erhältlich: Stahlkartuschen. Diese können nur einmal verwendet werden. Danach können sie via Metallsammlung entsorgt werden. Leider gibt es keine Alternative – wie bei anderen Herstellern – in Form von Carbon-Kartuschen. Das Konzept von Alpride ist hier klar: keep it simple.

Die Kartuschen sind zwar relativ günstig (49 CHF pro Paar), müssen aber nach jeder Auslösung neu gekauft werden. Vergleicht man das mit einer Kartusche bei Mammut, bei der man eine leere Kartusche kostenlos gegen eine neue eintauschen und so üben bzw. zur Probe auslösen kann, ist hier das Alpride Airbag System auf Dauer teurer.

Das Grundprinzip vom Alpride Airbag System mit zwei Kartuschen ist mit jenen von Schwimmwesten vergleichbar. Eine Kartusche ist gefüllt mit Argon, eine mit CO2 – zusammen sichern sie zusammen mit dem Luftzug (Venturi-Effekt) ein schnelles und vollständiges Aufblasen des Airbags. Damit die Kartuschen korrekt montiert werden, haben die beide Kartuschen (und entsprechend die Auslöse-Einheit) unterschiedlich grosse Gewinde.

Laut Hersteller ist es ein Vorteil, dass man das Alpride Airbag System im Flugzeug problemlos mitnehmen kann (IATA approved) – aber dies geht auch mit allen anderen Systemen, siehe unseren Beitrag zum Thema: Lawinenairbag Transport Flugzeug.

Das System füllt den 150-Liter-Airbag innerhalb von rund drei Sekunden. Dies haben wir natürlich ausprobiert und aufgenommen. Im Praxistest funktionierte die Auslösung einwandfrei. Der Zug am schrägen Griff war problemlos und brauchte nicht viel Kraft. Der mechanische Bowdenzug erlaubt es, die Auslösung ohne Patronen wiederholt zu üben, ohne dass Auslösepatronen oder ein Service notwendig sind.

Der Airbag ist im aufgeblasenen Zustand rund und soll Rücken und Kopf des Sportlers gut schützen und trotzdem den Blick frei lassen. Ob dies im Falle eines Lawinenunfalles wirklich relevant ist, kann ich nicht beurteilen.

Gut gefallen hat hat mir die Anleitung für das Zusammenpacken, die direkt auf den Airbag aufgedruckt ist. Hat man das Alpride Airbag System schon lange nicht mehr gebraucht, ist das hilfreich. Das Wieder-Einpacken geht relativ einfach. Sehr empfehlenswert sind auch die Anleitungsfilme, die man sich vorab anschauen sollte.

Fazit: Das Alpride Airbag System ist ein reduziertes, leichtes, simples, durchdachtes und wirksames System. Aber es ist keine Revolution. Vielmehr setzt es auf Bewährtes. Freude machen das geringe Gewicht und die einfache Handhabung. Kombiniert mit einem entsprechenden Rucksack hat man somit eine gute Lösung für spannende Ski- und Freeride-Unternehmungen.

Preis

Das Alpride Airbag System ist derzeit nur in Kombination mit einem Rucksack erhältlich – der getestete Scott Air Free Alpride 30 Rucksack kostet dann 799 CHF.

Ein Ersatz-Kartuschen-Set (z.B. Scott Cartridge Set) kostet 49 CHF.

Links

Hersteller Alpride

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ÜBER DEN AUTOR

Christian Denzler

Christian Denzler testet Ausrüstung für ich-liebe-berge.ch – seit der Jugend haben den Soziologen und IT-Berater Outdoor und Bergsport begeistert. Dies können Hoch- und Klettertouren sein, Fahrrad- & Mountainbike-Unternehmungen. Mit seinen Kids ist er wandernd und mit Zelt unterwegs – oder übernachtet unter freiem Himmel. Und wenn der Winter kommt, dann ist sowieso Hochsaison: Die Tourenskis können ausgepackt werden.

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