- alpinistische Details zu verschiedenen Routen durch die Eigernordwand
- stilistisch ungelenk und konzeptuell unterbestimmt
Fakten
Nordwand, Mein Leben mit dem Eiger, von Robert Jasper, Delius Klasing Verlag, ISBN 978-3-667-10295-9
Das sagt der Verlag:
In diesem Buch erzählt Extrembergsteiger Robert Jasper von seinen Erfahrungen als Sportler mit und seiner besonderen Beziehung zur Eiger Nordwand.
Robert Jasper gilt als der Eiger-Nordwand-Experte schlechthin. Dort feierte er viele seiner bisher größten Erfolge. Bereits 1991 sorgte der Extrembergsteiger in der Öffentlichkeit für Furore, als er innerhalb eines Jahres solo die drei größten Nordwände der Alpen (Eiger, Matterhorn und Grandes Jorasses) in Rekordzeit durchstieg.
In „Nordwand. Mein Leben mit dem Eiger“ lässt Jasper tief in seine Bergsteigerseele blicken und offenbart die Motivation dahinter, sich immer wieder neuen Herausforderungen an „seiner“ Wand zu stellen. Dynamische Bilder gewagter Kletterszenen sowie Bildmaterial aus dem Anderl-Heckmair-Archiv zeigen nicht nur Robert Jasper als Extrembergsteiger, sondern machen auch seine Faszination für die Eiger-Nordwand verständlich.
- 1. Auflage 2015
- 160 Seiten, 106 Farbfotos, 9 S/W Fotos, 1 farbige Abbildung
- Format 25 x 30,8 cm
- gebunden mit Schutzumschlag
Rezension Nordwand von Robert Jasper
Die Kategorie “Ich erzähle von meinen Abenteuern” ist eine Traditionstextsorte auf dem Alpinbuchmarkt: aus durch beachtliche bergsteigerische Leistungen bekannt gewordene Namen, berühmte Wände oder Gipfel und viele grossformatige Photos werden mehr oder weniger stringente autobiographische Berichte zu meist gut verdaulichen Bildbänden komponiert. Der Titel «Nordwand – Mein Leben mit dem Eiger» von Robert Jasper ist auch dieser Kategorie zuzuordnen: hier berichtet der vor allem für seine extremen Soloklettereien bekannte Kletterer Jasper wie im Titel versprochen von seinen zahlreichen, auf teilweise neuen und in höchsten Schwierigkeitsgraden verlaufenden Routen realisierten Besteigungen der berühmten Eiger-Nordwand, fortlaufend begleitet von einer Grossformatfotospur. All das entlang von Anekdoten über Tourenverläufe und Erlebnisse mit Bergpartnern und insbesondere auch Berg- und Lebenspartnerin Daniela Jasper.
Historische Einschübe zur Besteigungsgeschichte des Kultbergs im Berner Oberland fehlen dabei ebensowenig wie Bildmaterial zur Routenführung inklusive manch interessanter Details zu technischen Herausforderungen der Besteigung, zugleich aber auch Notizen aus der Jugend, zu den Vorbildern und prägenden Einflüssen sowie etwas bemühte Reflexionen dazu, woher die eigene Faszination an Bergen im allgemeinen und dieser Wand im speziellen wohl kommen mag – und wohin diese mit zunehmendem Alter und als Familienvater noch führen könnte. Ein kurzes Kapitel zu «neuen Wegen», die Jasper zusammen mit Stefan Glowacz zwischenzeitlich nach Patagonien geführt hatten, wird auch – etwas unvermittelt – eingeschoben.
Dabei bleibt Jaspers Schreiben oft hölzern, ungelenk oder klischeehaft im Ausdruck – eine genrestilitische Souveränität und reflexive Dimension à la Reinhold Messner oder aber die charmant-unbedarfte Eindrücklichkeit eines Reinhard Karl lässt sich hier leider nicht entdecken. Die demonstrierte Offenherzigkeit und Authentizität, mit der der Kletterer Zugang zu seiner «Bergsteigerseele» gewähren will, wirkt sehr gewollt. Das hätte ein etwas beherzteres Lektorat vielleicht abfedern können – aber der erklärte Anspruch des Verlags, mit dem Band einen «faszinierenden Einblick in ein Leben voller Extreme» zu geben ist nicht nur deshalb nicht aufgegangen. Genauso prägend dafür ist nämlich, dass insgesamt allzu verkrampft versucht wird, den «weltweit erfolgreichen Extrembergsteiger» in eine schicksalhaft überhöhte Intimität mit dem einem seinerseits schon legendär überhöhten Berg zu zwingen. Dies vor allem auch dadurch, dass mittels einer überdeutlich retroästhetischen Gestaltung der grossformatigen Fotos im Bildbandfarbstil der 80er-Jahre «sein [Jaspers] Leben mit dem Eiger» wie in einem privaten Fotoalbum inszeniert wird – inklusive nicht selten allzu launiger oder plakativ ausfallender Bildunterschriften, die ebenfalls eher an Einträge in familiären Urlaubsfotoalben erinnern als an eine formatangemessene Bildlegende.
Auch wenn nach der Lektüre des Buchs kaum Zweifel daran besteht, dass die Eigernordwand für Jasper wirklich eine biographisch zentrale Bedeutung besitzt, nicht nur als Eyecatcher funktioniert und auch nicht ausschliesslich aufgrund seiner dort vollbrachten herausragenden alpinistischen Leistungen zu seinem Thema wird, bleibt man als Leser am Ende ohne rechten Ertrag. Nordwand – Mein Leben mit dem Eiger mag als privates Erinnerungsprojekt seinen Wert haben, als Alpinliteratur in aufwendiger Buchform mangelt es ihm an konzeptueller und stilistischer Kraft.
Preis
Das Buch Nordwand von Robert Jasper aus dem Delius Klasing Verlag kostet 29.90 € (D), 30.80 € (AT).
Links
Verlag Delius Klasing Verlag
Auskunft über den Verlag