Test Vollebak Condition Black Jacket

Test Vollebak Condition Black Jacket
6.2 / 10 Bewertung
PRO
  • ultrarobust und stark
  • wind- und wasserdicht
  • exklusiv
CONTRA
  • brettig
  • schwer
  • teuer
  • etwas übertrieben
Testurteil
Die Vollebak Condition Black Jacket ist eine ausserordentliche Outdoorjacke, die auf mich eher wie eine Studie des Machbaren wirkt als ein breitentaugliches Produkt. Kompromisslos gestaltet für Anforderungen, die kaum je ein Besitzer an sie stellen wird. Durch geschickte Präsentation stellt sich aber tatsächlich ein Habenwollen-Effekt ein, der durch den absurd hohen Preis eher noch gesteigert werden sollte.
Funktion7.6
Qualität/Verarbeitung9
Gewicht/Packmass5
Umwelt/Nachhaltigkeit5
Preis-Leistung4.6

Fakten

Vollebak Condition Black Jacket, black, Grösse L, Artikelnummer: keine

  • Gewicht: 1360 g nachgewogen (keine Angabe vom Hersteller)
  • Material 1: 81 % Polyester, 11 % Polyurethan, 8 % Elasthan
  • Material 2: 68 % Ceramic/Resin, 30 % Polyamid, 2 % Elasthan

Angaben vom Hersteller:

Das Elitemilitär hat einen Ausdruck für Deinen physischen und mentalen Zustand in einer „auf Leben und Tod“ Situation. Momente in denen Dein Unterbewusstsein wählt zwischen aufgeben und kämpfen. Sie nennen es Condition Black. Der Farbcode für: Das war’s dann vielleicht…
Die Vollebak Condition Black wurde nicht nur dazu entwickelt, solche extremen Situationen zu meistern, sondern um das Ueberleben danach zu sichern. Unzerstörbar designed mit Ceraspace und Nanosphere ist die Jacke wie eine Kampfmontur für Schneesportarten und Abenteuer. Gedacht als äusserste Schicht zum Schutz wenn Du Deine Grenzen in den Bergen weiter steckst, egal ob Backcountry Ski und Snowboard, Bike, etc. Sie kann über allen Kombinationen von Schichten darunter getragen werden.

  • 98 % winddicht
  • wasserabstossend, hydrophob
  • extrem atmungsaktiv
  • hitzeisolierend
  • Feuchtigkeitskontrolle
  • schnell trocknend
  • hoch flexibel
  • schmutzabweisend
  • alle Nähte getaped
  • wasserdichte Reissverschlüsse
  • speziell geschnittene Kapuze
  • hoch geschnittener Kragen
  • 2 äussere, wasserdichte Front-Taschen
  • 1 äussere, wasserdichte Aermeltasche
  • innere Tasche mit Kabeldurchführung
  • Made in Portugal
  • Garantie 2 Jahre

Praxistest Vollebak Condition Black Jacket

Condition black. Erkenntnisse aus Navy, Militär und Nasa lassen die beiden visionären Brüder in ihre exklusiven Produkte einfliessen, von denen es zur Zeit grad mal zwei gibt. Kompromisslos und extrem. Futuristisch und ein bisschen – na ja – verrückt, würde ich mal sagen. Vollebak ist flämisch und bedeutet ungefähr: «alles und noch mehr», das ist das Credo. Daraus gehen Produkte wie das Pink Hoodie und das hier getestete Vollebak Condition Black Jacket hervor. Eine Jacke, fast von einem anderen Stern oder zumindest einer anderen Zeit, weit in der Zukunft. Sie soll bis 120 km/h abriebfest sein und ein Überleben in heftigen Situationen ermöglichen. Und das soll ich testen?! Wer sich darauf freut, den muss ich gleich enttäuschen, diese zwei Funktionen bleiben Fiktion. 🙂

Die Vollebak Condition Black Jacket ist komplett in martialischem schwarz gehalten. Keinerlei Designelemente, und sogar auf ein Firmenlogo verzichten die Gründer der «experimentellsten Sportmarke der Welt». Das Produkt soll für sich selbst sprechen. Einzige Ausnahme: die kryptischen Icons und der Vollebak-Schriftzug in schwarz auf der Kapuze. Hält man die schwer wirkende Jacke in den Händen, fallen sofort die 19 glänzenden, genoppten Ceraspace-Felder auf – geklebt und von Hand aufgenäht, an besonders zu schützenden Stellen. Dieses in der Schweiz entwickelte Keramikmaterial soll stärker als Diamant sein! Das Hauptmaterial, WB-400 von Schöller, wirkt massiv und sollte tatsächlich auch einiges wegstecken. Softshell ist schon fast nicht mehr passend als Bezeichnung.

Zu den weiteren Details: Innen ist die Vollebak Condition Black Jacket angenehm aufgeraut, alle Nähte perfekt verschweisst. Eine kleine Brusttasche mit Reissverschluss ist gerade gross genug für kleine Handys, ein grösseres «muss draussen bleiben», weshalb?! Und, natürlich, eine Durchführung für den Kopfhörer fehlt auch nicht, aber leider zu klein für den Stecker, weshalb?! Eine weitere Tasche findet man aussen, am linken Arm versteckt, und zwei grosse Haupttaschen, vorbildlich mit wasserdichtem Reissverschluss. Der Hauptreissverschluss von YKK ist ebenfalls wasserdicht, hat eine gute Wetterschutzleiste und schliesst bis hoch in den Kragen.

Viel Augenmerk wurde auf eine gute Kapuze gelegt. Sie ist gross geschnitten und verstellbar, passt somit perfekt auch über einen Helm. Im hohen Kragen integriert sind Lüftungslöcher eingearbeitet. Die Ärmel sind lang, vorgeformt und eher schmal ausgeführt, ohne jegliches Bündchen oder Abschluss vorn, einzig das Daumenloch vermag hier eine eigentlich sonst nicht vorhandene Lieblosigkeit zu kaschieren. Eine Besonderheit der Vollebak Condition black sind die magnetgeschlossenen Eingriffe beidseitig auf Schlüsselbeinhöhe. Sie erlauben eine wärmende Handposition bei der empfohlenen Überlebungshaltung. Auf dem linken Aermel aufgedruckt findet man eine Überlebensanleitung … Die Verarbeitung erscheint durchwegs erstklassig, ich bin gespannt, wie lange diese «unzerstörbare» Jacke halten wird!

So weit, so gut. Anprobe! Durch das Ceraspace und das robuste Schoeller wirkt die Jacke brettig und lässt sich etwas widerwillig handeln, sitzt aber recht gut. Mich erinnert mein Spiegelbild jetzt eher an eine Mischung aus Taucher, Stuntman und Sci-Fi-Convention-Teilnehmer, als an einen Outdoorsportler. Sehr speziell!

Das Einsatzgebiet dieser «Rüstung» sieht Vollebak in allen Extrem-Sportarten, als äusserste Schicht. Ich möchte der Vollebak Condition Black Jacket diese Eignung nicht absprechen, aber etwas relativieren. Man muss sich bewusst sein, dass diese extreme Robustheit auch ihre Kehrseite hat – die Jacke ist schlichtweg einfach nicht bewegungsfreundlich und behindert einem oft. Das reduziert für mich die Alltagstauglichkeit doch ziemlich. Bis 120 km/h abrieb- und stossfest, okay, braucht man vielleicht einmal, wer weiss. Aber eine im Dunklen leuchtende Überlebensanweisung und extra Handeingriffe? Dann ist schon was sehr falsch gelaufen. Und für das dafür mit einer brettigen Rüstung kämpfen, die zudem ausgezogen übermässig viel Platz im Rucksack braucht, da muss man seine Prioritäten setzen …

ABER: Muss immer alles einen Sinn machen? Oder kann es einfach cool sein, eine sündhaft teure Premium-Jacke zu tragen, für die es im Internet sogar ein speziell kreiertes Audiofile gibt? Die so exklusiv ist, dass nur die wenigsten Leute überhaupt etwas von ihrer Existenz ahnen? Aufmerksamkeit ist dem Träger auf jeden Fall sicher, auch wenn ich eher Lächeln als Verständnis geerntet habe. Eine Jacke für starke Individualisten, denen das Beste gerade gut genug ist! Vielleicht ist auch die Outdoorwelt einfach noch nicht bereit für die Visionen von Steve and Nick Tidball?

Ich habe die Vollebak Condition Black Jacket dieses Jahr bei einigen «Ruinen-» und Wildnis-Unternehmungen getragen. Hier spielte sie ihre Robustheit aus, Geländekontakt ist einem egal, mal ganz etwas anderes als mit der gewohnten ultraleichten und dementspechend heiklen Laufbekleidung. Auch bei dichtem Schneetreiben überzeugte der Wetterschutz und die Atmungsaktivität allerdings wirds doch eher schnell zu warm. Überzeugt hat sie mich jedoch beim Gleitschirmfliegen. Eine ausgezeichnete Winddichtheit macht sie dazu geradezu perfekt, und die fehlende Beweglichkeit stört nur unwesentlich. Aufgrund der oben bereits erwähnten Nachteile schaffte es die Vollebak Condition Black Jacket bei mir aber trotzdem nicht, zu meiner Lieblingsjacke zu werden.

Preis

Die Vollebak Condition Black Jacket kostet 750 £.

Onlineshop

Links

Hersteller Vollebak

Auskunft und Verkauf direkt über den Hersteller

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ÜBER DEN AUTOR

Stefan Hollenstein

Stefan Hollenstein testet für ich-liebe-berge.ch – mit Bruder und Schwester wuchs er in einer naturverbundenen Familie in Chur auf. Von klein auf in den Bergen unterwegs, der Vater eher botanisch, die Mutter eher alpin interessiert, bald schon aktiv in der JO-Rätia des SAC. Rasch wurden die Touren schwieriger und extremer – Sportklettern, Skitouren, Mixed … Und dann immer mehr das Umdenken, die Einsicht, dass  «schwieriger» nicht automatisch «schöner» bedeutet. Parallel dazu die Gleitschirm-Ausbildung, und die liess ihn nicht mehr los. Schon 1992 erwarb er Doppelsitzer- und Fluglehrer-Brevet, seit 1994 leitet er das Flugcenter Grischa, zuerst in Davos, Klosters und heute in Fanas. Draussen sein, Berge und Sonne geniessen, die Passion wurde mit dem Beruf verbunden. Nach wie vor ist er sehr viel zu Fuss unterwegs, sei dies beim Trailrunning, bei mehrtägigen Speedhike- Biwak- und Trekkingtouren im In- und Ausland, gerne natürlich mit der leichtesten Gleitschirmausrüstung um sich die Abstiege zu ersparen … Ob zu Fuss oder in der Luft, eine optimale Ausrüstung ist ihm wichtig. Priorität haben dabei ganz klar die Funktionalität und die Qualität, Optik und Label sind eher weniger entscheidend.

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