Test White Risk

Teil 2 Tourenplanungstool

Test White Risk

Das neue White Risk ist viel “alter Wein in neuen Schläuchen”. Die Web-Plattform hat wenig interaktive Elemente im Teil Lawinenwissen. Neu ist der Teil Tourenplanung. Wie gehabt, ist das Präsentationstool für Kursleiter umständlich und nicht benutzerfreundlich.

Ich-liebe-Ausrüstung-Bewertung

5.1 Punkte

Pro

  • eine Möglichkeit, sich mit dem Thema Lawinenkunde auseinanderzusetzen
  • neues Tourenplanungstool mit genauer Darstellung der Hangsteilheiten in den Karten, Höhenkurve etc.

Contra

  • man benötigt zusätzlich gedruckte Skitourenkarten, da Skirouten nicht im Tourenplanungstool
  • Karten müssen für die App ein 2. Mal bezahlt werden
  • überfrachtete Oberfläche, die sich manchmal horizontal, manchmal vertikal und manchmal überall ausbreitet
  • zu wenig Struktur innerhalb des Wissensteils
  • die Idee der intuitiven Nutzung funktioniert nicht, da sie nicht intuitiv ist
  • Schwerpunkte falsch gesetzt
  • kompliziert zu bedienende, kaum erneuerte Pro-Version
  • keine Präsentations-Vorlagen in Pro-Version (gibt es nun 2015)
  • teuer, durch jährliche Gebühr

Fakten

White Risk, Portal zur Lawinenprävention

Herausgeber: WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF und Suva Freizeitsicherheit; Partner: Schweizerisches Rotes Kreuz

Praxistest White Risk

White Risk gibt es nun schon einige Jahre. Alles finde mal mit einer interaktiven Lern-CD an. Dazu kam die Webseite mit einer Version für Kursleiter. Später folgte die App. Spätestens da brachten es alle immer durcheinander. “Nein, der Inhalt auf der App entspicht nicht dem der CD.” … habe ich glaube ich sehr oft erklären müssen.

Leider ist die neue Website aber nicht der grosse Wurf. Ich bin enttäuscht. Insgesamt lassen sich die Inhalte in 3 Teile unterscheiden:

  1. Wissensteil (genannt Wissen entdecken)
  2. Tourenplanungstool (genannt Touren planen)
  3. Präsentationstool (genannt Präsentieren)

Dass der Wissensteil inhaltlich nichts Neues bringt, ist klar. Das erwartete ich auch nicht. Aber nach der Ankündigung, dass alles grafisch und innovativ aufbereitet wurde, hatte ich mehr erwartet. Sehr viele Inhalte, Grafiken und Filme kenne ich, sie stammen von der CD oder wurden nur leicht geändert. Qualitativ sind sie nicht das, was ich heute von Inhalten im Netz erwarte. Jetzt muss nicht alles HD sein, aber diese teilweise fast unscharfen, kleinen Filme finde ich nicht ausreichend. Auch fehlt mir nun eine klare Struktur, ein Aufbau, der mir klar macht, was worauf warum aufbaut. Die Navigation ist zudem verwirrend. Teilweise hat man oben rechts, mittig rechts und unten überall verteilte Buttons, teilweise schiebt man die Flächen horizontal. Dann wieder gibt es Seiten, bei denen es aber vertikal etwas zu entdecken gibt, also scrollen. Mit einer grafischen Oberfläche habe ich kein Problem, aber diese hier ist total uneinheitlich, unklar und nicht benutzerfreundlich. Ich finde es auch übertrieben, dies interaktiv zu nennen. Wenn ich bei einem Film auf Play drücken kann, ist es dann schon interaktiv?

Was ich bisher an White Risk hervorragend fand, war die Möglichkeit, Feedback zu bekommen. Man konnte Situationen durchspielen und Entscheidungen treffen und bekam eine Rückmeldungen, ob die Entscheidung gut gewesen wäre und die Hintergründe dazu. Für mich war das einer der grössten Pluspunkte … dieser ist nun aber nicht mehr dabei und fehlt im Teil “Wissen”. Schade.

Neu ist Teil 2, dass Tourenplanungstool. Ich kam mir hier vor, wie in einer Schaltzentrale oder einem Mischpult. Es gibt viele Regler und Knöpfe. Wer das mag, wird hier glücklich. Dabei aber alles im Auge zu behalten, ist gar nicht so einfach. Von einer benutzerfreundlichen Oberfläche wie auf Smartphones oder Tablets ist das jedenfalls meilenweit entfernt.

Gut ist die Möglichkeit, sich die Hangneigungen genauer abgestuft anzeigen zu lassen (nicht nur einfach rot, sondern abgestuft von gelb über orange bis rot). Swisstopo hat diese Daten, hier werden sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Update 21. Januar 2014: Die genaueren Hangneigungskarten gibt es auch gratis über die Webseite map.geo.admin oder für den gesamten Alpenraum auf alpenvereinaktiv.com.

Was aber enttäuscht, ist, dass alle Skirouten und für Snowboardtouren geeigneten Routen sowie Schneeschuhrouten, wie sie in den Skitourenkarten von swisstopo verzeichnet sind, im Tourenplanungstool fehlen. Das bedeutet man braucht zum Online-Tool die gedruckte Karte, will man die Touren ansehen/einzeichnen etc. So erfüllt das Online-Winter-Tourenplanungstool einen zentralen Wunsch nicht.

Jetzt kommt noch ein Nachteil. Hat man eine Tour eingezeichnet und aufs Smartphone übertragen, kann man sich dort die Route mit einer topografischen Schweizer Karte von swisstopo nur ansehen, wenn man für die Karten bezahlt. Lizenzen hin oder her, das ist nervig. Und an keiner Stelle wird man anfangs darauf hingewiesen.

Wer als Experte oder Kursleiter auf eine Verbesserung gehofft hat, wird leider enttäuscht. Was früher kompliziert war, bleibt heute genau gleich. Wieder muss man die Präsentationen innerhalb des vorgegebenen Tools basteln. Dabei ist ein Import alter Präsentationen, die mit dem Instructor erstellt wurden, nicht möglich. Auch gibt es keinerlei Vorlagen. Weder für die Folien selbst (z.B. Titel, Folie mit Text, Folie mit Text und Bild/Film), noch für Kurse selbst – dabei hätte man doch gut Präsentationen für Lawinenkurse anbieten können. So bleibt jedem, der am Ende die Filme und Grafiken verwenden will, wieder nur die stundelange Arbeit am Rechner. Klar ist, dass damit die Inhalte geschützt werden sollen. Unklar ist, warum? Wäre eine Verbreitung und ein leichter Zugang nicht im Sinne der Idee, ein Präventions-Tool anzubieten?

Zum Schluss kommen die Kosten. Mit der CD sind auch die einmaligen Kosten verschwunden. White Risk wird damit teurer.

Alles in allem ist die Online-Plattform White Risk für mich nicht empfehlenswert.

Preis

White Risk kann in der Gratis-Version kostenlos genutzt werden, darin stehen nur wenige, ausgewählte Teile zur Verfügung. Die Lizenz für die komplette Nutzung des Bereichs „Explore“ und „Tour“ kostet 29 CHF pro Jahr. Die Lizenz für alle Bereiche inklusive „Pro“ kostet 58 CHF pro Jahr.

(Während 24 Stunden kann man White Risk vollumfänglich gratis testen.)

Links

«White Risk»-Webplattform

«White Risk»-App

Auskunft über WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF oder Suva Freizeitsicherheit

Bilder: Screenshots ©whiterisk.ch

Update

Die Plattform www.whiterisk.ch wurde für die Saison 2015/16 weiterentwickelt. Die grosse Neuerung ist das E-Learning-Modul „LEARN“. Aber auch in den bereits bestehenden Bereichen „EXPLORE“, „TOUR“ und „PRO“ gibt es diverse Neuerungen. Alle Features von White Risk kann man auch zuerst gratis ausprobieren: Die Trial-Version bietet 24 Stunden Zugang zu allen Inhalten von White Risk.

Funktion0
Qualität/Verarbeitung0
Gewicht/Packmass0
Umwelt/Nachhaltigkeit0
Preis-Leistung0

ÜBER DEN AUTOR

Rüdiger Bodmer

Rüdiger Bodmer testet Ausrüstung für ich-liebe-berge.ch – der ausgebildete Wanderleiter des Schweizer Bergführerverbands (SBV) sowie Wanderleiter mit eidg. Fachausweis führt professionell Touren. Im Winter leitet er Schneeschuhtouren im In- und Ausland. Dazu gibt der Lawinenexperte Kurse und Vorträge. Auch Kurse mit Zertifikat leitet er als Ausbildner des Swiss Mountain Training vom Schweizer Bergführerverband. Im Sommer leitet er Wanderungen, Alpinwanderungen, Wanderreisen und Trekkings. Viele seiner Touren führt er in Zusammenarbeit mit den Bergsteigerschulen Berg+Tal und Höhenfieber durch. Ehrenamtlich leitet er zudem Touren für den Schweizer Alpen-Club (SAC). Berge sind etwas Wunderbares für Rüdiger. Für ihn sind es Orte, denen er sich verbunden fühlt, an denen er sich wohlfühlt. Und davon gibt es einige. Er geniesst es draussen unterwegs zu sein. Privat ist er viel mit Schnee- und Wanderschuhen unterwegs, unternimmt aber gerne auch Skitouren, Hochtouren, geht Klettern oder Eisklettern und was man sonst noch so draussen anstellen kann. Als Guide will er aber vor allem eins – schöne Erlebnisse teilen und ein Stück seiner Begeisterung weitergeben. Bei seinen Touren legt er besonderen Wert auf die Sicherheit – neben einer guten Vorbereitung bildet er sich ständig weiter. Neben der Aus- und Fortbildung achtet er darauf, dass, wenn immer möglich, bei seinen Touren die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgt und die Natur möglichst nicht beeinträchtigt wird. Über die Jahre hat Rüdiger ein grosses Interesse und Know-how im Bereich Ausrüstung entwickelt. Er hat ich-liebe-berge.ch gegründet.

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1 Kommentar zu „Test White Risk“

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