Als Gletscher noch aus Eis waren Buchrezension

ott Verlag_Als Gletscher noch aus Eis waren
Als Gletscher noch aus Eis waren Buchrezension
5.7 / 10 Bewertung
PRO
  • eindrucksvolles Bildmaterial
  • viel Information zur Region und deren Geschichte
  • Folienbilder erlauben anschaulichen Nachvollzug der verschiedenen Entwicklungsdynamiken von Natur und Kultur der Jungfrauregion der vergangenen ca. 150 Jahre
CONTRA
  • Fokus auf die Gletscherthematik weniger zentral als der Titel es insinuiert; de facto ist es ein Band zur Regionalgeschichte, zu der auch (aber bei weitem nicht nur) die Gletscherentwicklung zählt.
  • durch die Spiralbindung und das Softcover etwas unpraktisch im Handling und mit weniger solidem "Buchcharakter" als es die durchaus nachhaltige Qualität des Bandes nahelegen würde
Testurteil
Das Buch Als Gletscher noch aus Eis waren ist ein lesens- und dank vielfältigem Fotomaterial wie auch Folienbildern betrachtenswertes Buch, bei dem die titelgebenden Gletscher aber weniger im Vordergrund stehen als die untertitelgebende Jungfrauregion. Dafür aber werden viele interessante Einblicke in deren tourismusgetriebene Entwicklung dieser Region gegeben – durchaus auch dahingehend, modellhaft die Entwicklung der Schweiz als Tourismusland in etwas allgemeinerer Perspektive nachvollziehbar zu machen.
Struktur/Aufbau6.5
Preis-Leistung6
sprachlicher Stil5.5
Qualität5.5
Umwelt/Nachhaltigkeit5

Fakten

Als Gletscher noch aus Eis waren – Jungfrauregion einst und jetzt, Autorin: Katharina Balmer Utiger, Verlag: ott verlag, ISBN: 978-3-7225-0086-7

Angaben vom Verlag:

Die faszinierende Naturkulisse und die imposante Gletscherwelt der Jungfrauregion begeisterten bereits die frühen Reisenden, die vor mehr als zwei Jahrhunderten die Alpentäler des Berner Oberlandes besuchten. Trotz der fundamentalen Veränderungen von Natur und Landschaft in jüngerer Zeit hat die Region ihre Anziehungskraft bis heute nicht verloren. Im vorliegenden Bildband wird der Betrachterin und dem Betrachter der eindrückliche Wandel in der Alpenwelt durch fotorealistische Rekonstruktionen und mithilfe einer speziellen Folientechnik vor Augen geführt. Zahlreiche Fotos und Illustrationen dokumentieren neben dem Gletscherschwund auch das rasante Wachstum wichtiger Tourismuszentren wie Interlaken und Grindelwald. Der Begleittext vermittelt Einblicke in die historische und touristische Entwicklung des Berner Oberlandes und der Jungfrauregion von den Anfängen des Fremdenverkehrs bis heute.

  • 1. Auflage 2015
  • 200 Seiten
  • Format: 25 x 19 cm
  • Spiralbindung

Buchrezension von Als Gletscher noch aus Eis waren

Katharina Balmers „Als die Gletscher noch aus Eis waren“ sollte nicht die Erwartung wecken, es mit einem Buch über Gletscher im engeren Sinne zu tun zu bekommen – diese sind vielmehr der Aufhänger für das, was im Untertitel gesagt wird: Eine Auseinandersetzung mit der «Jungfrauregion einst und jetzt». Der spiralgebundene Band mit «23 interaktiven Folienbildern zum Vergleich zwischen Einst und Jetzt» (so ist es auf dem Umschlag vermerkt) bietet zwar auch umfangreiches Bildmaterial zum Thema Gletscherschwund mit dem Ernüchterungs-Effekt, den der beim Umblättern der «War einmal»-Folie freigelegte Ist-Zustand unweigerlich provoziert. Vor allem aber handelt es sich um eine mit vielfältigem Bildmaterial veranschaulichte Geschichte der Jungfrauregion und deren vor allem tourismusinduzierter Entwicklung seit dem späteren 19. bis hin ins 21. Jahrhundert. Dass es dabei nicht nur, ja auch nicht vorrangig um Gletscher geht ist sicher kein Nachteil, insofern man nicht explizit an spezifisch glaziologischen Details interessiert ist und aufgrund des Titels hier zu finden hofft.

Der umfassend recherchierte und vor allem im Bereich der zusammengetragenen historischen Aufnahmen beeindruckende Band zeigt anhand der Jungfrauregion auch modellhaft die Entstehung eines charakteristischen Schweizbildes durch den Tourismus und im Lichte der Wechselwirkungen, durch die dieser mit anderen gesellschaftlichen und politischen Dynamiken korreliert war und ist. So sind etwa die historisch unterschiedlichen Auffassungen von Architektur und Raumplanung sowie die damit verbundenen z.T. massiven Eingriffe in die Umwelt bzw. die Umformatierungen von Landschaft sehr aufschlussreich für eine Rekonstruktion der unterschiedlichen Strategien dafür, die Vorstellungsmarke «Schweiz» zu inszenieren: Klischeebilder scheinbar traditioneller Chalet-Authentizität versus pointiert moderne Architektur, Glamour à la Belle Epoque versus Funktionsbauten für den Massentourismus ab den 1960er Jahren, Erschliessungsmanie à la Jungfraujoch versus unberührte Natur bzw. korrekt gesagt Kultur-Naturlandschaft. Dass dabei auch die Gletscher in fortwährendem Wandel sind und sich, wenn auch eher indirekt, ebenfalls in Folge menschlicher Aktivitäten in neuen Formen manifestieren, passt dabei dann freilich sehr gut ins Bild.

Dem Buch Gletscher noch aus Eis ist anzumerken, dass die Autorin sich hier mit etwas beschäftigt, was ihr am Herzen liegt, nicht nur durch eine Vertrautheit mit der Region (aus der sie selbst stammt) und der damit verbundenen profunden Detailkenntnis, sondern auch im Sinne des Anliegens, mit dem Buch gleichsam darauf aufmerksam zu machen, dass nicht nur auf schwindenden Gletscher, sondern gleichermassen auf vertraute Landschaften zu achten ist, wenn es einen nicht kalt lässt, dass auch diesbezüglich manches zu ver-schwinden droht.

Preis

Das Buch Als Gletscher noch aus Eis waren kostet 42 CHF.

Links

Verlag ott verlag

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ÜBER DEN AUTOR

Jens Badura

Jens Badura testet Ausrüstung für ich-liebe-berge.ch – und schreibt dort wie anderswo regelmässig über alpine Belange diverser Art. Er ist Mitglied der Österreichischen Bergrettung (Ortsstelle Salzburg), Tourenleiter für Berg- und Alpinwandern beim Schweizer Alpenclub (SAC) und Bergwanderführeranwärter beim Verband Deutscher Berg- und Skiführer/Union of International Mountain Leader Association (UIMLA). Er leitet das berg_kulturbüro in Berchtesgaden, führt für die Bergsteigerschule Watzmann und ist Mitglied im Kernteam der Bergwanderakademie „ready to go“ der Bergschule „Alpine Welten“. Er lebt mit seiner Familie und einer Herde Alpiner Steinschafe am Walserlehen in Marktschellenberg.

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