Ratgeber Mit dem Camper in die Berge

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Ratgeber Mit dem Camper in die Berge – Tipps für den Urlaub mit dem mobilen Heim

Die Alpen bieten für einen Urlaub mit dem Camper tolle Möglichkeiten für eine Auszeit. Als mobile Basis für die verschiedensten Ausflüge in die Natur ist ein Wohnwagen oder Wohnmobil nicht nur für einen Spontantrip bestens geeignet. Ohne sich vorher Gedanken über eine Unterkunft machen zu müssen, kann mit dem Heim auf Rädern direkt an den Ort des Geschehens gefahren werden.

Statistisch gesehen nahm die Zahl der Neuzulassungen von Wohnmobilen und Caravans in der Schweiz in den letzten Jahren stetig zu, im letzten Jahr wurden erstmalig über 4.800 Neufahrzeuge zugelassen.

Da die letzte Tour oftmals etwas zurückliegt, gilt es für den Lenker, sich erneut mit den gewöhnungsbedürftigen Dimensionen des Gefährts vertraut zu machen. Die engen Passstrassen und Serpentinen fordern die ganze Aufmerksamkeit und einiges an Geschick. Neben einem Anpassen in Fahrweise und Lenkverhalten an die veränderten Umstände lautet das Gebot der Stunde, andere potentielle Gefahrenquellen im Auge zu behalten und sich entsprechend zu verhalten. Es sollte zudem bedacht werden, dass einige Strassen nicht für Wohnmobile freigegeben sind.

Schon mal an ein Fahrtraining gedacht?

Die Dimensionen eines Wohnmobils erfordern Erfahrung, Orientierungsgeschick und eine Portion Know-how. Gefahren machen nun mal keine Ferien, wie Crashtests von Unfallforschern über die Unfall-Risiken durch Wohnmobile, Wohnwagen und Mietfahrzeugen verdeutlichen.

Wohnmobile haben ihre Tücken. Und da die wenigsten von uns tagtäglich per Camper unterwegs sind, bieten sich Trainingseinheiten zum Auffrischen oder Erstlingskurse für Anfänger an.

Viele Anbieter haben sich auf Fahrsicherheits-Kurse für Wohnmobile spezialisiert und bieten ihre Dienste zur Anwendung der erlernten Theorie auf eigens dafür eingerichteten Übungsplätzen an. Im Rahmen von oftmals eintägigen Kursen werden den Probanden nützliche Tipps vermittelt. Das Üben von Ausweichmanövern und Bremsvorgängen wird dabei ebenso geschult wie theoretische Inhalte:

  • Lenkradbedienung: Vermeiden von Fahrfehlern in kritischen Situationen
  • Masse und Gewicht: Welche Masse hat das Fahrzeug und wie sind die Gewichtsverhältnisse gelagert?
  • Sicheres Laden
  • Korrekte Sitzposition
  • Blicktechniken: Vermeiden von Panikreaktionen, realistisches Einschätzen des eigenen, fahrerischen Könnens
  • Berücksichtigung der besonderen Verhältnisse im alpinen Raum oder bei Schnee und Eis
  • Rechtliche Bestimmungen und Neuerungen

Die Last mit der Last

Vorsicht ist beim Verstauen der Ladung angebracht. Wichtig beim Beladen ist, auf die richtige Balance des Anhängers zu achten und schwere Gegenstände in Achsen- und Bodennähe zu platzieren. Teile von instabil gesichertem Gepäck und Campingausrüstung können bei abrupten Ausweich- und Bremsmanövern zu gefährlichen Geschossen werden, durch Verrutschen der Zuladung können sich die Gewichtsverhältnisse zu Gunsten einer instabilen, gefährlichen Situation verändern.

Oberste Priorität muss demnach sein, sämtliche Gegenstände lagestabil zu fixieren, lose Objekte sollten mit Hilfe von Seilen oder Gurten festgezurrt werden.

Als Faustregel gilt: Je schwerer ein Gepäckstück, umso tiefer sollte es im Stauraum gelagert werden, leichte Gegenstände gehören nach oben. Ziel ist eine Schwerpunktverlagerung nach unten. Auch für die Ausrüstung des Wohnmobils sollte sich auf das Wesentliche beschränkt werden. Verschiedene Tipps können hier dabei helfen, Platz und Gewicht zu sparen.

Gefahrengut wie Campinggasflaschen und Treibstoffbehälter müssen unbedingt gesichert aufbewahrt werden. Die Reservekanister für den Kraftstoff dürfen im befüllten Zustand niemals über längere Zeit im Fahrzeug gelagert werden, ausserdem sollten sie möglichst dunkel und kühl verstaut werden. Abgesehen davon sind bei Auslandsfahrten die jeweiligen Länderbestimmungen zu beachten.

Die richtige Gewichtsklasse

Für jedes Wohnmobil gilt ein maximales Gesamtgewicht, welches im Fahrzeugschein ausgewiesen ist. Die latente Gefahr, beim Beladen des Gefährts den zulässigen Gesamtwert zu überschreiten, kann im Ernstfall schwerwiegende Folgen haben. Gerade bei steilen Serpentinen in den Bergen wird ein Wohnmobil sonst zudem zu einem ärgerlichen Verkehrshindernis für andere Fahrzeuge, wenn ein Vorwärtskommen nur noch im Schneckentempo möglich ist.

Wie travelnews.ch informiert, sind derzeit kleinere Modelle gefragt, die unter einem Gesamtgewicht von 3.5 Tonnen bleiben. Innerhalb dieses Limits werden die Fahrzeuge in der Schweiz als leichte Motorwagen angesehen, die in punkto Strassenverkehrsvorschriften mit Personenwagen gleichgestellt sind – das heisst, hier gelten auch die gleichen Höchstgeschwindigkeitsregelungen und Anhängervorschriften wie für PKW. Sie sind oftmals für die beengten Strassenverhältnisse in den Bergen besser geeignet. Wird das oben genannte Gewicht und die Sitzplätze überschritten, wird das Fahrzeug als Gesellschaftswagen angesehen, für den eine Höchstgeschwindigkeit von 80 Kilometern pro Stunde ausserhalb von Orten und 100 Kilometer pro Stunde auf Autobahnen und Autostrassen gilt.

Auf Grund des höheren Gewichts und einer ungleichmässigen Nutzung des Reisegefährts über das Jahr gesehen, unterliegen die Reifen einem hohen Verschleiss und Alterungsprozess. Daher wird der Austausch nach spätestens sechs Jahren für Wohnwagen, Wohnmobile und Anhänger empfohlen. Um Schleuderrisiken und Verschleiss entgegenzuwirken, ist regelmässiges Kontrollieren des Reifendrucks wichtig.

Riecht’s hier nach Gas?

Zum Kochen, Heizen oder Kühlen im Wohnmobil, ist ein sachgerechter Umgang mit der Flüssiggasanlage unverzichtbar, um potentielle Gefahren im Vorfeld einzudämmen.

Alle drei Jahre sollte die Anlage einem Check unterzogen werden. Dabei werden Dichtheit und Funktion der Gasanlage sowie Alter der Geräte wie Heizung, Schläuche und Regler überprüft.

Normalerweise gasförmig, verflüssigt sich die Substanz unter starkem Volumenverlust bereits bei geringem Druck von rund acht bar und lässt sich bequem in Flaschen abfüllen. Sie sollten durch Halterungen unverrückbar und fest mit dem Fahrzeug verbunden und gegen Verdrehen gesichert sein.

Flüssiggasgeräte dürfen beim Tanken, in Parkhäusern oder Garagen nicht verwendet werden, da sich Gase in geschlossenen Räumen gefährlich konzentrieren können. Gerade Tankvorgänge bergen erhebliches Gefahrenpotential, da Gasgeräte stets mit offenen Flammen arbeiten.

Eine weitere, nicht zu unterschätzende Gefahr stellt eine Erhöhung der Gaskonzentration beim Kochen im Camper dar, freiwerdendes Kohlendioxid und -monoxid kann zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen bis hin zu Bewusstlosigkeit und Vergiftungserscheinungen führen. Daher ist regelmässiges Lüften der Wohninnenräume unabdingbar.

Bei austretendem Gasgeruch sollte zeitgleich alle offenen Flammen gelöscht und alle Geräte ausgeschaltet werden; Vorsicht vor dem Betätigen von elektrischen Schaltern!

Aussen hui, innen – auch hui

Schreckensszenarien wie Brände können einerseits durch Anbringen eines Feuerlöschers und Warnmelder, sowie eine Sicherheits-Ausstattung mit Löschdecken vorgebeugt werden. Fertige Löschboxen aus dem Fachhandel beinhalten in der Regel ein Pulver- oder Schaumlöschmittel samt Löschdecke.

Wohnwagen bieten zwar durch die metallene Aussenhaut einen Schutz vor Blitzeinschlägen, jedoch sollten bei Unwetter alle Fenster und aufklappbaren Öffnungen verschlossen sowie die externe Stromversorgung durch Herausziehen des Steckers unterbrochen werden. Die Leitung sollte sich in einem Mindestabstand von einem Meter zum Wohnwagen befinden. Antennen müssen geerdet und das Antennenstandrohr mit dem Metallrahmen des Wagens verbunden sein. Alternativ kann auch eine Verbindung mit einem im Erdboden eingeschlagenen Erder-Spiess hergestellt werden.

Besonders gefährlich wird’s, wenn die Gasleitung durch einen Blitzeinschlag undicht wird. Ein Überprüfen der Gasanlage auf Druckabfall nach einem Gewitter sollte nicht versäumt werden.

Im Falle von Unwettern empfiehlt electrosuisse.ch für wesentlich schwächer geschützte Wohnmobile aus Fiberglas ohne Metallkonstruktion:

  • Vermeiden des Aufstellens an exponierten Stellen wie Anhöhen, am Waldrand, unter Bäumen (Astbruchgefahr) oder direkt neben Stangen und Masten
  • Unterbrechen aller zum Stellplatz geführten Leitungen durch Herausziehen der Stecker
  • Abziehen des 230Volt-Kabels am Wagen zum Schutz vor Überspannung

Nur keine Eile!

Gerade das Fahren in engen Kurven und schnelle Richtungswechsel nötigen dem Lenker eines Wohnwagens oder Caravans so einiges ab. Die Schweizer Bergwelt hat dafür einige kurvenreiche Strecken zu bieten. Vor allem aber für ältere Camper ohne den Schleuderschutz ESP bereitet der hohe Schwerpunkt des Fahrzeugs mancherlei Schwierigkeiten. Für Neuwagen gehört das ESP hingegen seit dem 1. November 2014 zur Pflichtausstattung, nach Sicherheitsgurten und Airbag ist es mittlerweile das drittwichtigste Sicherheitssystem.

Das Assistenzsystem wirkt einem Schleudern des Wohnmobils durch gezieltes Abbremsen einzelner Räder wirkungsvoll entgegen. Dabei werden Schleuderbewegungen bereits im Ansatz mit Hilfe von Sensorsignalen durch Abgleich der vom Fahrer gewünschten mit der tatsächlichen Fahrzeugbewegung erkannt.

Am häufigsten tritt Schleudergefahr auf, wenn …

  • plötzliche, heftige Windböen besonders von der Seite auf das Fahrzeug treffen;
  • das Fahrzeug und/oder der Hänger zu ungleichmässig beladen ist;
  • der Fahrer ein plötzliches Ausweichmanöver durchführen muss.

Wohnmobile zeichnen sich im Gegensatz zu PKW durch einige fahrtechnische Besonderheiten aus. Dazu zählen eine höhere Seitenwind-Anfälligkeit und erhöhtes Schleuderverhalten. Daher sollten besonders Kurven besonnener angegangen und rechtzeitiger der Fuss vom Gas genommen werden.

Ausserdem bedingt das höhere Eigengewicht längere Beschleunigungs- und Bremswege. Daher sollte der Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug grösser als beim PKW bemessen werden. Für Überhol-Vorgänge sollten längere Strecken mit einkalkuliert werden.

Da Wohnmobile länger dimensioniert sind, ist bei Kurvenmanövern ein grösserer Abstand zum Seitenrand einzuhalten, damit die Hinterräder nicht an den Bordstein oder Randstreifen geraten. Das Gleiche gilt beim Rechtsabbiegen an Kreuzungen und Einmündungen. Besondere Vorsicht ist auch an Felsüberhängen geboten. Das hohe Dach kann vom Fahrersitz aus schlecht eingesehen und abgeschätzt werden. Zur Not muss angehalten und überprüft werden, ob eine unbeschadete Durchfahrt möglich ist.

Eine weitere Besonderheit stellt das stärker eingeschränkte Sichtfeld nach hinten und seitwärts dar, was Park- und Rangiermanöver mitunter zu einem kniffligen Unterfangen macht. Zusätzlich angebrachte Rückspiegel sind ebenso empfehlenswert wie eine nachrüstbare Videoanlage im Heckbereich, verbunden mit einem Monitor am Armaturenbrett.

Natur respektieren

Die wunderschöne Schweizer Bergwelt lädt dazu ein, auch mit dem Komfort eines Wohnmobils die wilde Natur zu geniessen. Dabei sollten jedoch einige Regeln berücksichtigt werden. Wildes Campen ist hierzulande grundsätzlich verboten. Um negative Auswirkungen auf die Natur zu verringern ist es sinnvoller, auf offiziellen Stellplätzen zu übernachten.

Wer nicht unbedingt auf Campingplätze zurückgreifen will und noch näher an der Natur sein möchte, könnte beispielsweise auch bei Bauern anfragen, ob auf deren Gelände geparkt werden darf. Ein Stellplatz sollte dabei jedoch stets so hinterlassen werden, wie er vorgefunden wird. Dann können vom eigenen Verhalten später möglicherweise auch noch andere profitieren.

Quellen Mit dem Camper in die Berge

Wer nicht mit dem Camper in die Berge fahren will, sondern etwas Wilderes sucht, findet hier Infos im Ratgeber Wild Zelten Schweiz und Europa.

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ÜBER DEN AUTOR

Urs Winkler

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1 Kommentar zu „Ratgeber Mit dem Camper in die Berge“

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