Test Cyrus CS27

Smartphone Cyrus CS 27_2
Test Cyrus CS27
5.8 / 10 Bewertung
PRO
  • die zentralen Outdooreigenschaften (Wasserfestigkeit, Stossfestigkeit und Temperaturtoleranz) sind solide erfüllt
  • gegenüber vom Leistungsspektrum her vergleichbaren Geräten relativ leicht und dezent
CONTRA
  • zumindest das Testgerät wies anfangs Schwächen in der Zuverlässigkeit auf
  • Ladebuchse nicht robust verarbeitet
  • Rückseite nicht rutschfest
  • Einstellungen für das mobile Netz bestimmter Mobilfunkanbieter lassen sich nicht ohne grösseren Recherchenaufwand vornehmen
Testurteil
Das Cyrus CS27 bietet eine solide Performance in den für die Outdoor-Nutzung zentralen Funktionsbereichen Wasserfestigkeit, Stossfestigkeit und Temperaturtoleranz vor allem im Kältebereich. In der Smartphone-Preismittelklasse angesiedelt sind die sonstigen Features wie Kamera usw. nicht herausragend, aber in Ordnung. Technisch wie von der Verarbeitung leidet das Gerät noch an einigen Kinderkrankheiten. Die Behauptung, dass es sich bei dem Gerät um „Understatement in seiner schönsten Form“ handele“ ist allerdings diskussionswürdig.
Funktion6.5
Qualität/Verarbeitung5.5
Gewicht/Packmass6
Umwelt/Nachhaltigkeit5
Preis-Leistung6

Fakten

Cyrus CS27, Artikelnummer B01AVAT6XU.

  • Gewicht: 195 Gramm nachgewogen (190 Gramm laut Hersteller)

Angaben des Herstellers:

Das Cyrus CS27 ist Understatement in seiner schönsten Form. Vom Aussehen schlank und stylish aber mit den typischen Outdoor Eigenschaften mit denen Sie das CS27 in den typischen Situationen härtesten Anforderungen aussetzen können, wie Sie es erwarten. Unser CS27 vereint Design mit Widerstandsfähigkeit und zeigt, dass ein Outdoor Smartphone nicht immer grob gestrickt sein muss.

IP 68 zertifiziert, wasserdicht, staubgeschützt, stoßfest aus einer Höhe von 1,20m, 8,0 MP Autofocus Kamera, Gorilla Glas 3, MP3 Player, Internet, HD Display, hohe Akku (3.000mAh) Laufzeit, GPS Funktion sind nur einige Features, die dieses Outdoor Smartphone für Sie bereithält.

Ihr Cyrus Outdoor Smartphone hält einem Tauchgang in einer Tiefe von bis zu 1,50m permanent stand. Vor Regen, fließendem Wasser, Schnee, Wasserdampf oder  sonstigen wasserbedingten Einflüssen ist Ihr Cyrus Outdoor Handy natürlich auch geschützt.

Starke Verunreinigungen durch Schmutz oder  Matsch, sowie starke Staubeinwirkungen können Ihrem Cyrus Outdoor Smartphone nichts anhaben. Durch den IP 68 Standard  kann nichts die Dichtungen durchdringen. Vielmehr können Sie die Verunreinigungen unter fließendem Wasser säubern.

Ihr Cyrus Outdoor Smartphone ist für einen Fall aus 1,50m Höhe stoßfest ausgelegt und kann der Elektronik und Technik keinen Schaden zufügen. Das spezielle Kunststoffgehäuse und eine Magnesiumplatte im Inneren leiten die kinetische Energie ab.  

  • Abmessungen: 144x74x12 mm
  • Kamera: 8.0 Megapixel Autofocus
  • Dual SIM
  • OS: Android 5.1 Lollipop
  • Akkukapazität: 3000mAh Li-Ion battery
  • IP 68 Zertifikat

Praxistest Cyrus CS27

519 Einsätze hat die Schweizer Rettungsflugwacht Rega aufgrund von Bergunfällen im Jahr 2014 geflogen. Die Alpine Rettung Schweiz rückte 762 Mal aus. Absturz, Lawinenunglück, Schwächeanfall oder Orientierungsverlust: die Anlässe, warum man in den Bergen manchmal Hilfe gebrauchen kann, sind vielfältig. Gemeinsam dürfte ihnen heutzutage allerdings eines sein: die Art des Hilferufs nämlich. Der erfolgt fast ausschliesslich per Mobiltelefon, das also auch in alpinen Höhen zum ständigen Begleiter geworden ist. Und nicht nur Alarmsignale werden die Geräte heute zu Berg verwendet: auch als GPS-Gerät zur Standortbestimmung und Wegfindung, zum Tracking der absolvierten Routen, als Kompass oder Höhenmesser werden sie mittlerweile wie selbstverständlich eingesetzt – ganz abgesehen von der Kamera für den Gipfelbeweis. Und für die Smartphones unter den Mobilgeräten stehen ganze App-Store-Abteilungen bereit. Eine Auswahl: der Peakfinder zur Unterstützung bei der Gipfelbenamsung, Apemap zur Routenplanung mit integriertem GPS, die Whiterisk-App mit dem Lawinenlagebericht, meteo4me bei der Wetterprognose, die FloraHelvetica-App beim Botanisieren oder die Alpentaxi-App, mit der man sich beim direkten Notruf Hin- oder Rückwege in abgelegene Gegenden organisieren kann und last not least natürlich die Rega-App für den direkten Notruf inklusiver Option einer Standortbestimmung durch den Rettungsdienst.

Kommunikationstechnologie ist vom Berg nicht mehr wegzudenken und lässt auf den ersten Blick so manches Gepäck scheinbar überflüssig werden. Wenn denn, ja WENN denn all das auch funktioniert wie es soll. Mag man eine nicht einsatzfähige Kamera noch verschmerzen oder auch ohne so manche App überleben können, so wird die Situation dann schnell problematisch, wenn mit dem ausgefallenen „all inclusive“-Gerät auch elementare Funktionen plötzlich nicht mehr zur Verfügung stehen und keine entsprechende Alternativausrüstung parat ist. Das kann dann schnell heikel werden, denn orientierungsrelevante Hilfsmittel wie wie Karte, Kompass und Höhenmesser und ggf. auch ein GPS sind im alpinen Gelände unverzichtbar und die Möglichkeit zum telefonischen Hilferuf ist möchte man heute auch eher nicht mehr missen.

Da mehr und mehr Leute wie selbstverständlich davon ausgehen, dass a) mit dem Smartphone schon alles Nötige mitgenommen ist (und eben keine Papierkarten oder Analogkompasse mehr dabei sind) und b) man ja auch in heiklen Situationen immer Hilfe holen kann, ist dieser Zusammenhang kein unproblematischer. Denn: Mobiltelefone und insbesondere Smartphones sind empfindliche Geräte die beim Bergsport in Umgebungen gebracht werden, welche eigentlich ja gerade robuste Konstitutionen erfordern.

Schon seit geraumer Zeit gibt es daher einen Markt für sogenannte Outdoor-Telefone (die freilich auch in anderen, entsprechend fordernden Umgebungen wie Baustellen usw. eingesetzt werden): Geräte, die auf diese spezifischen Bedingungen hin konzipiert sind – wasser- und bruchfest (wenn sie nicht gerade in tiefen Bergsehen versenkt werden oder von grossen Alpenwänden stürzen), mit leistungsfähigen Akkus ausgestattet, sand- und staubtolerant sowie vor allem auch temperaturunempfindlich, um bei der Skitour oder in grossen Höhen noch ihren Dienst zu tun. Bei Smartphones dieser Klasse kommt noch hinzu, dass die Displays auch im Regen und mit nassen, nicht speziell displaykompatiblen Handschuhen funktionieren und im Sonnenlicht gut lesbar sein sollten. Das sind anspruchsvolle, aber nicht unerfüllbare Ansprüche, deren Erfüllung zwischenzeitlich durch spezifische (in ihrer Aussagekraft allerdings auch umstrittene) Normen geregelt ist und auf die hin entsprechende Geräte dann zertifiziert werden können: die Rede ist hier von den sogenannten „International Protection Codes“ (IP-Codes), insbesondere IP 87 und IP 88, die jeweils die Eignung eines Geräts im Bezug auf Faktoren wie Wasserdichtigkeit, Bruchfestigkeit und Temperaturtoleranz ausweisen. Nur – die so ausgestatteten Telefone erreichten bis vor einiger Zeit meist das Durchschnittsgewicht einer Kleinhantel und präsentieren sich optisch wie James Bond-Equipment aus den 1980er Jahren mit einem entsprechenden Klobigkeits-Faktor. Das hat sich nun geändert – und vermehrt werden auch Smartphones angeboten, die sich gezielt an Nutzer richten, welche ihren Outdoor-Style nicht offensiv vor sich auf den urbanen Tisch legen wollen und in Sachen Grösse und Gewicht auf dem Stand der Zeit sein wollen.

Ein Hersteller, der sich auf Outdoor Mobilität spezialisiert hat ist das in Aachen ansässige Unternehmen Cyrus, das jüngst ein Telefon präsentiert hat, welches dem herstellerseitig formulierten Konzept gemäss genau diese Mischung aus Outdoortauglichkeit und Indoorästhetik bieten soll: Das Cyrus CS27, das nun im Ich-liebe-Berge Test in Augenschein genommen wurde. Vorweg: der Fokus des Tests lag bei den eben genannten, spezifischen Outdoor-Eigenschaften: Stoss- und Bruchfestigkeit, Wasserdichtigkeit, Temperaturtoleranz und Akkulaufzeit. Daher werden einige andere Aspekte wie die Konkurrenzfähigkeit der Ausstattungsmerkmale (Dual SIM etc.). nicht eigens diskutiert. Nicht thematisiert wird in Folge auch das Betriebssystem Android Lollipop, dessen Vor- und Nachteile hinreichend differenziert durch eine entsprechende google-Recherche ausgelotet werden können. Vorweg sei aber nochmals auf das eingangs Gesagte hingewiesen: auch ein noch so solides Smartphone kann ausfallen, keine Akkuleistung mehr haben usw. – ganz abgesehen davon, das Mobiltelefonie im Hochgebirge auch im Alpenraum keineswegs überall möglich ist. Daher ist das, was nun folgt, immer unter dem Vorbehalt zu sehen, dass Karte, Kompass und Höhenmesser zumindest bei komplexeren Touren immer auch zusätzlich in einer backup-Variante dabei sein sollten – und ein Handy-GPS die Fähigkeit zum Umgang mit analogen Orientierungsmitteln keineswegs verzichtbar macht.

Getestet wurde das Outdoor-Smartphone Cyrus CS27 draussen auf Tour – im Schnee, im Regen, am Fels, in der Sonne und dabei immer wieder auch so proaktiv ungeschickt, dass Bachbäder, Kleinabstürze und ein Transport in der Aussentasche bei Eiskaltskitouren stattfanden.

Kurz gesagt: in den genannten Bereichen alles im grünen Bereich. Nach eine halbe Stunde unter Wasser oder durchgekühlt auf -20° arbeitete das Gerät problemlos, einzig bei heftigerem Aufprall erfolgte eine Sofortabschaltung, nach der aber dann auch eine Sofortanschaltung möglich war. Das Display reagiert solide auch bei Feuchtigkeit, ist aber ansonsten eher etwas schwerfällig; die Farbqualität und Kontrastschärfe ist mit Blick auf die Preisklasse akzeptabel. Die Mobilfunk-Empfangsqualität im Bergbereich war im Vergleich zu anderen, parallel genutzten Geräten gut. Dito das GPS, wobei es hier zeitweise vergleichsweise lange dauerte, bis die Satelliten geortet waren. Die Laufzeit des 3.000 mAh-Akku reicht – so man nicht ausgiebig das GPS benutzt – auch für eine zweitägige Tour problemlos hin. Freilich hat diese Energiereserve auch ihr Gewicht – das Gerät insgesamt wiegt nicht eben federleichte 195 Gramm. Soviel zu den für diesen Test zentralen Aspekten. Hinsichtlich der „nice to have“-Parameter: Die Kamera lässt sich ebenfalls als mehr oder weniger preissegmentsangemessen klassifizieren, man sollte aber sowohl von der Benutzbarkeit wie auch von der Bildqualität keine Wunder erwarten: Der Autofokus agiert eher verhalten und es kommt leicht zu Verwacklungen (was im Outdoorgebrauch kein Vorteil ist, da die Fotografierpositionen häufiger mal dynamisiert sind), die Bilder sind von durchschnittlicher Qualität. An der auditiven Front ist die Tonqualität beim Telefonieren positiv hervorzuheben ist, auch hinsichtlich der Bedienung der Funktionstasten ist alles im grünen Bereich.

So weit – so gut. Anzumerken sind allerdings einige lästige Vorkommnisse, die teilweise bei einem Neumodell in die Kategorie „Kinderkrankheiten“ gehören mögen: So hat sich das vollständige aufgeladene Cyrus CS27 zu Beginn der Testphase unvermittelt und ohne erkennbaren Auslöser selbst aus dem aktiven Dasein verabschiedet und war dann auch in zahlreichen Versuchen und den üblichen Strategien wie Abwarten, durch das Anschliessen an das Ladegerät usw. nicht zu beleben. Also musste das Testgerät zurückgesendet werden, laut Hersteller war dann aber kein Problem mehr zu erkennen – und es wurde nur ein Update des Betriebssystems installiert. Als dann der Vorfall ein zweites Mal auftrat liess sich sich das Gerät nach einiger Zeit immerhin wieder einschalten. Ein zweiter Punkt betrifft die Nutzerfreundlichkeit bestimmter Funktionen: Die Einrichtung des mobilen Internets war auch nach ausführlichen Bemühungen eines grossen Schweizer Mobiltelefonanbieters bzw. mehrerer dort beschäftigter Fachkräfte nicht zu bewerkstelligen. Laut Hersteller ist das Problem lösbar, wenn aber die Inanspruchnahme von geschulter Netzanbieter-Kompetenz in dieser Angelegenheit auch (zeit-)aufwendig nicht zur Problemlösung führt ist das ein Problem, auch wenn Cyrus einen wirklich zuvorkommenden Service und entsprechende Hilfe durch Einsendung anbietet. Ein drittes Problem schliesslich ist mit der Verarbeitung verbunden: Die Buchse für das Ladekabel hatte nach kurzer Zeit und ohne besondere Belastung bereits einen Wackelkontakt, sodass man das Gerät nun beim Laden mit einiger Sorgfalt so positionieren musste, dass es auch wirklich lädt.

Hier könnte nun der Bericht schon zu Ende sein und das Urteil lauten: für ein Cyrus CS27 der 350 CHF-Preisklasse stimmt die Performance in Sachen Outdoor-Elementals. Aber: Die Herstellerbeschreibung, nach der „Das Cyrus CS27 ist Understatement in seiner schönsten Form“ sei und „Vom Aussehen schlank und stylish aber mit den typischen Outdoor Eigenschaften“ provoziert dann doch noch einen Kommentar in ästhetischer Hinsicht. Warum, so die erste Frage, wird die rückseitige Abdeckungsklappe aus einem als Kunstlederattrappe gefertigten Plastikdeckel gefertigt, der noch dazu keinerlei Rutschfest-Effekt bietet (was bei einem Telefon, das zuweilen auf nicht per se haftwilligen Flächen lagert, ziemlich lästig sein kann). Zumindest die Rutschfestigkeit sollte auf die Liste der Entwicklungsperspektiven für eine Version 2.0., abgesehen von der Beseitigung der oben genannten Hardware-Schwächen wie die Zuverlässigkeit im Betrieb bzw. der Bereitstellung entsprechend effektiver Informationen zum Handling.

Zusammenfassend – das Cyrus CS27 hält grosso modo die Versprechen im Bereich Outdoor-Leistung. In der Smartphone-Preismittelklasse angesiedelt sind die sonstigen Features nicht herausragend, aber in Ordnung. Die Behauptung, dass es sich bei dem Gerät um „Understatement in seiner schönsten Form“ handele, sollte der Hersteller aber vielleicht doch nochmal überdenken.

Preis

Das Cyrus CS27 kostet 349 CHF.

Händlersuche/Storefinder

Links

Hersteller Cyrus Technology

Auskunft und Vertrieb über den Hersteller

ÜBER DEN AUTOR

Jens Badura

Jens Badura testet Ausrüstung für ich-liebe-berge.ch – und schreibt dort wie anderswo regelmässig über alpine Belange diverser Art. Er ist Mitglied der Österreichischen Bergrettung (Ortsstelle Salzburg), Tourenleiter für Berg- und Alpinwandern beim Schweizer Alpenclub (SAC) und Bergwanderführeranwärter beim Verband Deutscher Berg- und Skiführer/Union of International Mountain Leader Association (UIMLA). Er leitet das berg_kulturbüro in Berchtesgaden, führt für die Bergsteigerschule Watzmann und ist Mitglied im Kernteam der Bergwanderakademie „ready to go“ der Bergschule „Alpine Welten“. Er lebt mit seiner Familie und einer Herde Alpiner Steinschafe am Walserlehen in Marktschellenberg.

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