Test Ergobaby Ventus Performance Carrier

Test Ergobaby Ventus Performance Carrier
6.1 / 10 Bewertung
PRO
  • angenehmer Tragekomfort für Trageperson (z.B. breiter Hüftgurt)
  • sehr leichtes Gesamtgewicht
  • im Vergleich mit anderen Tragehilfen sehr kleines Packmass
  • einfache Benutzung dank diverser Schnallen und leicht verstellbarem Brustgurt
  • lässt sich ohne Probleme in der Waschmaschine waschen und trocknet sehr schnell
  • Kind bleibt in akzeptabler aufrechter Haltung, wenn es schläft (kein Zusammensacken wie bei einer Kraxe)
  • grundsätzlich gute Kopfstützen-Befestigung mittels Druckknöpfen
  • luftdurchlässiges Gewebe verringert Schweissbildung
CONTRA
  • nicht geeignet für Babies und Kinder, die noch nicht laufen können (der Neugeboreneneinsatz ist nicht zu empfehlen: er beachtet die anatomischen Voraussetzungen des Babys/Nicht-Lauflings nicht genügend. Der Hersteller ist anderer Ansicht.)
  • relativ kurzes Rückenteil und fixer, schmaler Steg, deshalb relativ kurzer Einsatzzeitraum
  • Kopfstütze in der Länge sehr knapp bemessen
  • kein Tragetuchstoff (diagonalelastisch)
  • keine Isolationswirkung des Rückenteils (bei Kälte, Wind) im Gegensatz zu anderen Tragehilfen wie z.B. Ergobaby Performance Carrier
Testurteil
Mit dem Ergobaby Ventus Performance Carrier – er gehört zur sportlichen Performance Linie – können (Klein-)Kinder ab Laufalter bis etwa Kleidergrösse 92/98 getragen werden. Aktive, sportbegeisterte (Wander-)Tragende könnten im Ventus genau die Komforttragehilfe finden, nach welcher sie während einer warmen Saison suchen: Dank des atmungsaktiven Luftabstandsgewebes mit 3D-Wabenstruktur bleiben Trageperson und Tragling von übermässigem Schwitzen verschont. Zudem sind das geringe Gewicht sowie das kleine Packmass klare Vorteile gegenüber vielen anderen Tragehilfen. Das Kind kann im Ergobaby Ventus Performance Carrier vor dem Bauch, auf der Hüfte oder – was wohl in den meisten Fällen praktiziert wird – auf dem Rücken getragen werden.
Funktion6.2
Qualität/Verarbeitung7
Gewicht/Packmass6
Umwelt/Nachhaltigkeit5
Preis-Leistung6.5

Fakten

Ergobaby Ventus Graphit Performance Carrier, Farbe grau, Grösse Einheitsgrösse, Artikelnummer BCPVENGRBLKNL

  • Gewicht: 560 g nachgewogen (635 g gemäss Dolcino Webseite)
  • Material: 100 % Polyester; Innenmaterial: Baumwollmischgewebe

Angaben vom Hersteller:

  • Für die Eltern: extra breiter Hüftgurt: verteilt das Gewicht des Kindes von den Schultern auf die Hüfte – für extra langes Tragen ohne Rückenschmerzen!
  • Für ihr Kind: gepolsterte Beinausschnitte und optimiertes Design des Po Bereichs für eine bestmöglich Unterstützung der korrekten Anhock-Spreiz-Haltung
  • 3 unterschiedliche Trageweisen: Vor dem Bauch, auf dem Rücken und auf der Hüfte
  • Eine flexible und fixierbare Kopfstütze hält den Kopf ihres Kindes und dient zusätzlich als Sichtschutz während des Schlafens und Stillens
  • Für Neugeborene (mit Neugeborenen-Einsatz) und Kleinkinder bis zum 4. Lebensjahr (3,2-20 kg)
  • (gepolsterter,) konkav geformter Schultergurt (61-112 cm) 25 cm länger als beim standard carrier
  • leicht verstellbarer Brustgurt (Schienensystem)
  • Gewicht: 6 bis 25 kg
  • Länge des Hüftgurtes: 66 bis 140 cm
  • Höhe Rückenteil: 40 cm
  • Stegbreite: 40 cm
  • 30° Maschinenwäsche
  • Designed in the USA
  • Garantie 2 Jahre

Praxistest Ergobaby Ventus Performance Carrier

Nachdem ich bereits den Ergobaby Performance Carrier testen und ihm ein für die jeweilige Alterstufe des Traglings gute Bewertung geben durfte, war ich gespannt, wie wohl die neuste Sportlervariante Ergobaby Ventus Performance Carrier (in der Schweiz durch Dolcino vertrieben) sich bei Tragewanderungen machen würde.

Rein optisch unterscheiden sich die beiden Tragehilfen bzgl. verwendeten Materialien erheblich. Der Ergobaby Ventus Performance Carrier erinnert an jene Ausrüstungsgegenstände von Ultralight-Marathon-Bergläufern, wo auf jedes Gramm Gewicht geschaut wird. Den Ergobaby Performance Carrier hingegen würde ich eher in die Ecke „robust und vielseitig“ (wie ein Deuter Guide 30+ Rucksack) einreihen.

Wie bereits beim Ergobaby Performance Carrier Testbericht erwähne ich an dieser Stelle meinen Hintergrund: Ich bin markenunabhängige Trageberaterin und leidenschaftliche Bergsportlerin. Ein Baby oder (Klein-)Kind zu haben hielt und hält mich nicht davon ab, mit ihm in die Höhe zu gehen. Mein Sohn ist mittlerweile ein sogenannter Ich-will-lieber-zuerst-einmal-selber-Laufling (wobei er nach etwa 30 Minuten oft zu „faul“ wird und dann doch auf Mamas Rücken möchte). Mit 13 Kilogramm Kampfgewicht ist er noch lange nicht zu schwer, um von mir getragen zu werden. Und auch die gängigsten Tragehilfen wie der Ergobaby Ventus Performance Carrier versagen bei so einem Gewicht noch lange nicht.

Da das Tragen in letzter Zeit eine Art „Boom“ erlebt, ist es denn auch nicht mehr unmöglich, für alle Beteiligten ergonomisch und gut ausgerüstet „z’Bärg z’goh“. Eine Tragehilfe, welche die anatomischen Voraussetzungen von Tragling und Trageperson beachtet und unterstützt, ist und bleibt – neben einer guten Konstitution vom Tragenden und einer gesunden Physis des Traglings – das A und O beim Tragen. Deshalb bin ich besonders kritisch beim Testen, sei es betreffend Körperhaltungen, Tragegefühl sowie Handling. Der Leser oder die Leserin dieses Berichts wird feststellen, dass sich meine Ansicht mit jener des Herstellers nicht immer deckt. Mir scheint jedoch, dass ein durch mehrere Kanäle gut informierter Kunde sich besser für oder gegen eine Tragehilfe entscheiden kann. Das Tragen bleibt eine individuelle Sache, in allen Bereichen.

Der Ergobaby Ventus Performance Carrier ist dank seinen in Grautönen gehaltenen, funktionell angepassten und eingesetzten Materialien ein Superleichtgewicht. Auf unserer 0815-Strecke von Kriens bis zur Fräkmüntegg kam der Ventus sehr oft zum Einsatz. Auch auf anderen Bergtouren, z.B. im Furkagebiet, durfte er uns begleiten. Denn neben dem geringen Gewicht spricht auch das minimale Packvolumen klar für den Ventus.

Die für Ergobaby Carrier typische Konstruktion bedingt, dass der Tragling bereits von sich aus in der Lage ist, stabil zu sitzen. Ich gehe sogar noch weiter und empfehle den Ventus (wie auch den Performance) erst ab Anfang „Lauflingalter“. Dies hat damit zu tun, dass die Schultergurte am wenig nachgiebigen Rückenteil befestigt sind. Der Zug (oder Druck), der dadurch auf den Rücken des Kindes ausgeübt wird, behindert die natürliche Rundung des Babyrückens. Da ein Laufling i.d.R. fähig ist, seinen Rücken im Wachzustand aufrecht zu halten, wird die anatomische Voraussetzung durch den Ventus (oder Performance) folglich weniger „gestört“. (Ausführlicher möchte ich nicht werden, dies würde den Rahmen dieses Testberichtes sprengen.)

Der Einsatz der synthetischen Materialien beim Ergobaby Ventus Performance Carrier ermöglicht es, die Tragehilfe nach Bedarf und (bisher) ohne Verschleissspuren wie z.B. Abrieb, Fusselbildung, Ausbleichung der Farben etc. in der Waschmaschine bei 30° C zu waschen. Für mich ist dies ein weiterer Pluspunkt: Eine aktive Trageperson schwitzt je nach Tour leicht oder heftig. Schulter- sowie Hüftgurte nehmen den Schweiss auf und beginnen früher oder später sonderbare Gerüche zu emittieren. Ohne regelmässiges Waschen wird da das Tragen zu einer sehr unangenehmen Aktion.

Da der Ventus aus Beraterinnen-Sicht erst ab Sitz- resp. Laufalter des Traglings zu empfehlen ist (Anmerkung: einige Trageberaterinnen raten sogar von den Ergobaby Carriers ganz ab), wird in der Regel das Rückentragen die am häufigsten praktizierte Trageweise sein: der Tragling kann über die Schultern nach vorn, links oder rechts schauen ohne allzu grosse Sichteinschränkung. Für die tragende Person ist zudem die Lastenverteilung so angenehmer (gut eingestellt, kommt es gefühlt dem Rucksacktragen sehr nahe). Das Auf-den-Rücken-Bringen und Herunternehmen des Kindes ist reine Übungssache – ausser, der Tragling will schlichtweg nicht „mitreiten“. Dann wird’s schwierig. (Bitte nicht verzagen und immer wieder üben. Denn oft sehe ich Eltern, die ihre Kinder vor dem Bauch tragen, obwohl diese schon längst über eine stabile Kopfkontrolle verfügen und eigentlich mehr als Mamas Gesicht von unten sehen möchten. Und wenn’s einfach nicht klappen will, hilft eine markenunabhängige Trageberatung bestimmt weiter.)

Die stabilen Schnallen an Hüft-, Schulter- und Brustgurten sind von angenehmer, finger- oder handgerechter Grösse. Sie lassen sich einfach schliessen und öffnen. Es freute mich, dass die einfachen, schmalen Gurten beim ersten Anziehen ohne störenden Widerstand durch die Schnallen glitten. Bei anderen Tragehilfen (meist custom-made Varianten) ist dies oft ein mühsames Unterfangen, da die Gurte zu Beginn sehr steif sind.

Wie beim Performance fallen mir vom Tragegefühl her die ergonomisch geformten, geschwungenen Schultergurte beim Ergobaby Ventus Performance Carrier auf: Sie tragen nicht auf, haben eine angenehme Breite und sind dadurch sehr bequem. Zusätzlich gefällt mir auch hier der Brustgurt, der mittels Schienensystem schnell und leicht in der Höhe angepasst werden kann.

Ein weiterer Pluspunkt gegenüber einigen anderen Tragehilfen ist der extra breite Hüftgurt des Ergobaby Ventus Performance Carrier. Er verteilt das Gewicht des Traglings gut. Dies bringt jedoch den Nachteil mit sich, dass dadurch mehr Schwitz- resp. Wärmestaufläche entsteht.

Die Kopfstütze ist auf ein Minimum reduziert. Von all meinen Tragehilfen konnte ich die Ventus-Kopfstütze am schlechtesten bedienen. Auch Neo fand dieses dünne Stückchen Stoff wenig attraktiv und wehrte sich schon nach einer kurzen Einnick-Minute dagegen. Der Steg (Stoff, auf welchem das Kind „sitzt“ resp. von welchem es von den beiden Oberschenkeln über den Po gestützt wird, i.c. 35 cm) ist ebenso breit wie der Performance-Carrier. Jedoch scheint er beimErgobaby Ventus Performance Carrier kürzer, wenn Neo darin „sitzt“. Weshalb dies so ist, konnte ich (noch) nicht herausfinden. Aus diesem Grund pauschalisiere ich mein Grössenfazit auf folgende Aussage: Grob gesagt ist wahrscheinlich ein Kind mit Kleidergrösse 92 bereits zu „lang“ für den Ventus – sowohl bein- wie auch rückentechnisch (kurzes Rückenteil, siehe unten).

Und wenn wir bereits bei den Nachteilen des fixen Stegs sind, so seien noch folgende Details erwähnt, die bei einem Neudesign der Ergobaby Carriers überdacht werden sollten: das Rückenteil ist kurz respektive knapp gehalten. Ab einer gewissen Länge des Kindes ist diese Komforttrage folglich bereits zu klein. Unter einer gewissen Grösse ist sie hingegen zu gross (Steg müsste mit einer Schnur abgebunden werden; ein „Gebastel“ par excellence). Der Einsatzzeitraum ist folglich sehr beschränkt. Andere Tragehilfen bieten die Möglichkeit, das Rückenpanel sowie den Steg zu erweitern (z.B. Milamai) oder eine nächst grössere Version zu kaufen. Neo ist somit mit bald 2 Jahren schon zu gross für den Ventus sowie grenzwertig „lang“ für den Performance.

Fazit – Der Ergobaby Ventus Performance Carrier ist eine Komforttrage, die für die sportlich ambitionierte Wanderperson mit Tragling einen kurzzeitigen (+/- 1 Wandersaison) Kompromiss zwischen Ergonomie, Bequemlichkeit und Gewicht findet. Mir ist derErgobaby Ventus Performance Carrier sehr bequem. Wie dies mein Sohn empfindet, kann ich nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen. Wäre der Steg etwas breiter und das Rückenteil verlängerbar, fänden wir den Ventus auf jeden Fall auch für mehrere Saisons sehr wander- und bertauglich.

Mein Tipp zum Tragen von Babies und Kleinkindern wird jedoch stets derselbe bleiben: Teste in einer markenunabhängigen Trageberatung alle empfehlenswerten Tragehilfen eingehend aus. So verhinderst du Fehlkäufe und bleibst wahrscheinlich lange dabei, dein Kind an deinen Wanderungen teilhaben zu lassen.

Preis

Der Ergobaby Ventus Performance Carrier ist erhältlich für 159 CHF.

Links

Hersteller Ergobaby

Auskunft und Vertrieb in der Schweiz über Dolcino GmbH, Schweiz

ÜBER DEN AUTOR

Nathalie Diriwächter

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2 Kommentare zu „Test Ergobaby Ventus Performance Carrier“

  1. Vielen Dank für die sehr guten Reviews von Ergobaby Performance und Ventus.

    Unser Tragling ist jetzt 14 Monate und wächst auf dem 90ten Percentil, ist also relativ lang aber schlank. Nun frage ich mich, ob der Ventus oder der normale Performance besser wäre. Der Ventus würde mir grundsätzlich am meisten zusagen. Ist der Größenvorteil des normalen Performance wesentlich?

    Oder nehmen wir besser eine Manduca, da diese einen längeren Rücken hat? Allerdings ist mir die zu kompliziert mit den Schnallen.

    Merci und viele Grüsse

  2. Nathalie Diriwächter

    Lieber Tom

    Gegenfrage: Wie lange möchtet ihr noch tragen? Je nachdem wäre dann eine andere Tragehilfe geeigneter und würde euch in eurer Tragezeit mehr Freude bereiten als ein Ergo (normaler, Performance, Ventus).

    Wir sind z.B. seit Grösse 92 oft mit dem Babyroo Huckepack Fullbuckle unterwegs oder aber mit dem Tragetuch (welches in Sachen Einsatzbereich/Grössen einfach unschlagbar ist). Neo hat lange Oberschenkel. Der Ergo-Steg stützt ihn in diesem Bereich nur noch ungenügend und entsprechend unbequem findet Neo es.

    Nun folgt die kalte Jahreszeit. Von dem her würde ich vom Ventus absehen. Er ist einfach zu luftig… oder habt ihr eine Tragejacke, die ihr einsetzt? Was trägt euer Tragling während des Tragens – jetzt, wo es kühler/kalt ist?

    Sind dir die Ergo-Schnallen sympathischer als die Manduca-Schnallen? Oder magst du allgemein Schnallen nicht so? Dann wäre ein Halfbuckle oder ein MeiTai evtl. geeigneter…

    Und noch dies: Wenn eurer Tragling gross und schlank ist, wird wohl das Rückenteil vom Ergo bald einmal zu kurz sein – geschweige denn, wie gesagt, der Steg.

    Deshalb würde ich, um euch Fehlkäufe zu ersparen bei einer markenunabhängigen Trageberaterin eine Beratung buchen.

    Oder magst du an einer Infoveranstaltung (es gibt bald diverse in der CH) zum Thema “Tragen im Winter” teilnehmen und dich dort über die versch. Trageweisen und Tragejacken informieren? (In der Regel sind diese Veranstaltungen kostenlos resp. mit freiwilliger Kollekte.)

    Wenn du magst, kann ich dir ein paar Quellen angeben, wo du mehr Infos dazu findest.

    Beste Grüsse
    Nathalie

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