Rückblick Schnee Lawinen Winter 15-16

Winter Rueckblick 2015-2016

Rückblick Schnee Lawinen Winter 15-16 – kurzer und warmer Winter mit 18 Lawinenopfern

Trockenheit und rekordhohe Temperaturen im Dezember, dann intensive Schneefälle, Regen und Sturm – der Winter 2015/16 war wechselhaft und es ereigneten sich etwas weniger tödliche Lawinenunfälle als im Durchschnitt.

Auf weisse Weihnachten wartete man diesen Winter nicht nur im Mittelland, sondern auch in vielen Berggebieten vergebens. Einige Orte in den Bündner Bergen, wie Bivio, Davos oder St. Antönien, präsentierten sich sogar erstmals an Neujahr im grünen Kleid. Dies hing nicht nur mit den rekordwarmen Temperaturen im Dezember sondern auch mit der grossen Trockenheit im Frühwinter zusammen.

Im Tessin lag am Jahresende oberhalb von 1500 m so wenig Schnee wie noch nie. Laut MeteoSchweiz waren die Monate November 2015 bis Februar 2016 allesamt deutlich zu mild. In den Berggebieten waren im Dezember die Temperaturen um 4-6 °C höher als im Durchschnitt. Insgesamt handelt es sich um den zweitwärmsten Winter (November bis April) seit Messbeginn 1864. (Der bisher wärmste war der Winter 2006-2007!)

Erst Anfang Januar kam in den Bergen der langersehnte Schnee. Klar im Vorteil in Bezug auf die Schneemengen war die Westschweiz. Dort hatte es im November schon so viel geschneit, dass der Schneemangel im Dezember weniger ins Gewicht fiel. Ab Mitte Januar lag an Orten oberhalb von 1400 m sogar überdurchschnittlich viel Schnee. Nur für wenige Tage weiss wurde es hingegen im Mittelland. Der Winterausklang gestaltete sich wechselhaft: Nach frühlingshaften Verhältnissen anfangs April kehrte der Winter Mitte des Monats mit Schnee und Kälte nochmals zurück.

Der Winter 15-16 war insgesamt weniger lawinengefährlich

Die Zeit mit verbreitet erhöhter Lawinengefahr beschränkte sich auf die Periode von Januar bis Anfang März. In den schneereichen Gebieten (z.B. Unterwallis, Alpennordhang) führten intensive Schneefälle, Regen und Sturm zu kritischen Lawinensituationen. In den schneearmen Gebieten (z.B. südliches Oberwallis, nördliches Tessin, Graubünden) war es vor allem wegen des schwachen Schneedeckenaufbaus lawinengefährlich.

Ab der zweiten Märzwoche nahm die Lawinengefahr laut SLF überall ab. Mit Nassschneelawinen wurde es Anfang April zwar nochmals kritisch sowie mit Neuschnee ab Mitte April, aber insgesamt war es im Winter 2015-2016 weniger gefährlich als im Durchschnitt: Die Gefahrenstufe 1 «gering» wurde fast doppelt so häufig herausgegeben wie durchschnittlich in den letzten 10 Jahren.

 

Etwas weniger Lawinenopfer im Winter 15-16

Bis jetzt (Stichtag 30. April 2016) verunglückten diesen Winter 18 Personen tödlich in Lawinen. Dies ist etwas weniger als in anderen Wintern bis zum selben Stichtag. Bei den verunglückten Personen handelt es sich um 13 Tourengeher und 5 Variantenfahrer. Elf davon kamen bei Lawinengefahrenstufe «erheblich» ums Leben.

Im langjährigen Durchschnitt sterben laut SLF in einem ganzen Jahr 23 Personen in Lawinen. (Der langjährige Mittelwert von 23 Todesopfern bezieht sich auf ein ganzes hydrologisches Jahr, das jeweils vom 1. Oktober des Vorjahrs bis Ende September dauert. Bis Ende April liegt der langjährige Mittelwert bei 21 Todesopfern. Die Opferzahl könnte also bis zum Ende des hydrologischen Jahres 2016 noch steigen.)

Persönlicher Winter-Rückblick

Mein persönlicher Winter-Rückblick fällt gemischt aus – die schneereichsten Pulvertage hatte ich weiter unten im Schweizer Jura. Weiter oben dagegen traf ich bei Skitouren viel zu oft auf vom Wind bearbeitete und schrecklich zu befahrende Schneeoberflächen. Selbst für Schneeschuhtouren – die sich bei wenig Schnee ja eigentlich anbieten – lag teilweise kein bis wenig Schnee, was zum Beispiel bei felsigem Untergrund wie Blockfeldern mich einige Male im Boden versinken liess.

Was mich durchaus erstaunte, waren die Anzahl an Spaltenstürzen im April 2016 – gleich zu Beginn der Skihochtourensaison. Obwohl im Wallis die Schneehöhe im Vergleich zum langjährigen Mittel doch überdurchschnittlich war, hielten die Schneebrücken zu oft nicht. Woran es lag, darüber wurde nur gemutmasst: Hatte der Wind zu viel Schnee verblasen? Aber wieso dann nicht die Spalten gefüllt? Oder sind die hohen Temperaturen im Frühwinter Schuld? Waren oder die Schneebrücken nicht so richtig durchgefroren?

Wie sieht Dein Winter-Rückblick aus? Gerne kannst Du einen Kommentar schreiben.

Quelle: MeteoSchweiz, WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF (Titelbild Foto: Segnasboden, Flims (GR), M. Ulmer, 01.02.2016)

ÜBER DEN AUTOR

Rüdiger Bodmer

Rüdiger Bodmer ist ein erfahrener Wanderleiter und Lawinenexperte. Er führt professionell Touren und leitet im Winter Schneeschuhtouren im In- und Ausland. Als Ausbildner des Swiss Mountain Trainings vom Schweizer Bergführerverband gibt er auch Kurse mit Zertifikat. Im Sommer leitet er Wanderungen, Alpinwanderungen, Wanderreisen und Trekkings. Dabei arbeitet er oft mit den Bergsteigerschulen Berg+Tal und Höhenfieber zusammen. Zusätzlich engagiert er sich ehrenamtlich für den Schweizer Alpen-Club (SAC). Für Rüdiger sind Berge etwas Besonderes. Er fühlt sich mit ihnen verbunden und geniesst es, draussen unterwegs zu sein. Privat ist er oft mit Schnee- und Wanderschuhen unterwegs, aber er unternimmt auch gerne Skitouren, Hochtouren, geht Klettern oder Eisklettern. Als Guide ist es ihm vor allem wichtig, schöne Erlebnisse zu teilen und seine Begeisterung weiterzugeben. Dabei legt er grossen Wert auf Sicherheit und bereitet sich gründlich vor. Er bildet sich kontinuierlich weiter und achtet darauf, dass die Anreise zu seinen Touren möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgt und die Natur nicht beeinträchtigt wird. Im Laufe der Jahre hat Rüdiger ein umfangreiches Interesse und Fachwissen im Bereich Ausrüstung entwickelt. Aus diesem Grund hat er ich-liebe-berge.ch gegründet.

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