Test Fritschi Diamir Vipec 12

Test Fritschi Diamir Vipec 12
6.5 / 10 Bewertung
PRO
  • leichte und solide Pin-Bindung
  • neues Sicherheits-Level für Pin-Bindungen
  • ausgefeilt, inkl. Optimierungen nach der ersten Version
  • einfache Umstellung von Ski zu Walk
CONTRA
  • Einstieg braucht je nach Schuh etwas Übung
  • Fersenautomat muss sorgfältig von Walk- auf Ski-Modus eingerastet werden
Testurteil
Mit der Fritschi Diamir Vipec 12 hat Fritschi eine innovative Tourenbindung lanciert. Es handelt sich um eine leichte und stabile Pin-Bindung mit ausgereiften Features. Ein Alleinstellungsmerkmal ist die Seitwärtsauslösung vorne, was die Bindung deutlich sicherer macht. Die Bedienung funktioniert auch bei feuchtem Schnee sehr gut. Einziger Wehrmutstropfen bleibt der Einstieg – dieser verbleibt im Vergleich zu Rahmen-/Stegbindungen nach wie vor weniger komfortabel.
Funktion6.5
Qualität/Verarbeitung7.8
Gewicht/Packmass7
Umwelt/Nachhaltigkeit5
Preis-Leistung6

Fakten

Fritschi Diamir Vipec 12, Farbe: weiss-schwarz (mit zusätzlichen Color-Clips in 5 Farbvarianten: rot, blau, grün, lime oder pink)

  • Gewicht: 480 g nachgewogen, ohne Stopper und ohne Schrauben; Skistopper inkl. Fersenklappe: 120 g (470 g pro Einheit laut Hersteller)

Getestet wurde das Modell Winter 2014/2015 mit verschiedenen Optimierungen im Vergleich zum Modell Winter 2013/2014! Auch für das Modell Winter 2015/2016 sind bereits einige Anpassungen angekündigt: Optimierung für leichten Einstieg, Anpassung für Feder Seitwärtsauslösung, Anpassung Easy Switch Toe (mehr Reibung), neue Farbgebung.

Angaben vom Hersteller:
Die Diamir Vipec 12 ist eine High Performance Leichtgewichtsbindung für Touring und Free Touring.

  • DIN 5-12
  • Skibreite > 67mmm
  • Skistopper Breiten: 80/90/100/115 mm
  • ISPO Award Gold Winner 2014/2015
  • Ein- und Ausstieg mit Easy Switch Toe and Easy Switch Heel
  • einfache Umstellung von Abfahrts- zu Aufstiegsmodus mit Easy Switch Konzept ohne Ausstieg aus der Bindung
  • die Auslösung der Front-Pins ist auch im Aufstiegsmodus sichergestellt
  • Steighilfen mit 2 Gehstufen (9° und 13°, ohne Steighilfen ist der Schuh im Aufstiegsmodus um 2° nach vorne geneigt)
  • Schuhkompatibilität: Die Front-Pins lassen sich auf unterschiedliche Breiten der Inserts einstellen und passen so auf alle gängigen Skitourenschuhe (nur einige wenige Modelle mit extremer Sprengung der Sohle oder ohne Metall-Inserts sind nicht kompatibel)
  • Traxion Tech Harscheisen mit 2 Eingriffstiefen
  • hergestellt in der Schweiz
  • Garantie 2 Jahre (3 Jahre bei Registrierung unter www.diamir.ch/registrierung)

Safety Pin System:

  • Frontautomat mit Seitswärtsauslösung und dynamischen Weg (13 mm). Zusätzlich löst bei der Frontalauslösung der Frontautomat in der 2. Phase via Easy Switch Toe aus.
  • Fersenpin-Einheit die sich auf einer Führungsplatte befindet. Die Fersenpins gleiten bei einer Sturzauslösung nach einem dynamischen Weg von 4 mm seitwärts.
  • Aktiver Längenaustausch durch Hin- und Hergleiten des Fersenautomaten auf der Führungsplatte bei durchgebogenem Ski sorgen für konstantem Druck auf dem System. Dies sichert eine definierte Auslösung.

Praxistest Fritschi Diamir Vipec 12

Die Fritschi Diamir Vipec 12 habe ich zusammen mit dem neuen Stöckli Stormrider Vario getestet – ein Traumpaar! Nach einigen Testtagen im Schnee hatte ich zudem noch die Gelegenheit direkt bei Fritschi in Reichenbach (Kandertal) vorbeizuschauen, wertvolle Hintergrundinformationen zu sammeln und einen Blick in die Fertigung zu werfen. Danach folgten noch weitere Skitouren. Sowohl Tiefschnee-Bedingungen, aber auch steile Passagen und ruppige Waldabfahrten dienten dazu, die Praxistauglichkeit der Bindung zu erkunden.

Vorab einige Hintergrundinformationen, die für ein Verständnis der Unterschiede der erhältlichen Bindungen wichtig sind. Grundsätzlich gibt es zwei Hauptkonzepte:

  1. Rahmen- oder Stegbindungen: Der Kopfbereich der Bindung ist hier mit dem Fersenautomat verbunden und das Haltekonzept, wie auch der Auslösemechanismus ähnelt einer Pistenbindung – mit der Ausnahme dass das System für den Aufstieg beweglich ist. Diese Bindungen sind komfortabel, robust und verfügen über einen sehr guten Auslösemechanismus, sind jedoch relativ schwer.
  2. Pin-Bindungen: Diese Bindungen haben sich in den letzten 30 Jahren von einem Nischenprodukt zu einer weit verbreiteten Bindungsart gemausert. Pin-Bindungen funktionieren ohne Platten, der Schuh wird vorne mit zwei Metall-Stiften und entsprechenden Inserts im Schuh und einer Befestigung an der Ferse fixiert. Vorteile sind v.a. das leichte Gewicht und der günstige Drehpunkt beim Aufstieg. Negativ ist der etwas schwierigere Einstieg (der Schuh muss genau in die Inserts eingefügt werden) und die weniger zuverlässige Auslösungsmechanik. Der Pin-Bindungsmarkt ist in den letzten Jahren in Bewegung gekommen, nachdem das Dynafit-Patent („TourLite Tech“ ursprünglich „Low Tech“) ausgelaufen ist.

Die Fritschi Diamir Vipec 12 ist nun aber keine simple Kopie des ursprünglichen Pin-Konzepts. Mit der Fritschi Diamir Vipec 12 werden die bestehenden Schwächen adressiert. Dies resultierte in grundsätzlich geänderten Front- und Fersenautomaten.

Der Frontautomat verfügt über eine Seitwärtsauslösung. Dadurch ist die Bindung sicherer und bewegt sich auf dem Niveau der Pistenbindungen. Zusätzlich ist die Breite der Frontpins anpassbar, sodass eine genaue Einstellung gewährleistet werden kann. Dies ist notwendig, da Pins bei den Skitourenschuhen sehr unterschiedlich eingebaut werden (es gibt keine Norm).

Auch beim Fersenautomat wird mit der Fritschi Diamir Vipec 12 ein neuer Ansatz verfolgt. Er ist auf einem breit abgestützten Schlitten fixiert und lässt sich in der Längsrichtung verschieben (und nicht drehen, wie dies bei bisherigen Systemen der Fall war). Diese Konstruktion hat verschiedene Vorteile: sehr gute Kraftübertragung im Fersenbereich und ein aktiver Längenausgleich bei gebogenem Ski.

Zu beachten ist, dass ich die Version 2014/2015 getestet habe. Diese hatte schon einige Verbesserungen zur älteren Version berücksichtigt. Insbesondere konnte das in Foren  vieldiskutierte Problem mit Pins, die sich herausdrehen und verloren gehen, behoben werden. Zudem wird die Bindung mit anderen Color-Clips (M) für den Frontautomaten ausgeliefert.

Wie hat sich die Fritschi Diamir Vipec 12 nun im Praxistest geschlagen?

Im Aufstieg zeigt sie die typischen Stärken einer Pin-Bindung: mit rund 600 Gramm pro Einheit (nachgewogen, inkl. Stopper) handelt es sich um eine sehr leichte Bindung und der Drehpunkt für den Schuh ist optimal. Wenn man – wie ich – vorab mit einer Plattenbindung unterwegs war, so ist dies ein wahrer Genuss. Die beiden Stufen der Steighilfen lassen sich mit dem Stock gut einrasten, dies ist toll gemacht. Teilweise wurde bei Tests der Vipec bemängelt, dass die Kunststoff-Steighilfen etwas zu weich, unstabil sind und sich mit dem Fersenautomat verklemmen können. Dies ist mir jedoch nie passiert. Die Steighilfen haben sehr gut funktioniert und liessen sich gut ein- und ausrasten.

Der Einstieg braucht etwas Übung, bis man den Dreh raus hat. Dies ist eine altbekannte Herausforderung bei den Pin-Bindungen. Leider kann hier nicht von einer Verbesserung gesprochen werden, der Einstiegskomfort ist v.a. bei schwierigen Bedingungen (Steilgelände, Dunkelheit) nicht optimal. Es fehlt eine Führung des Schuhes. Auch der von Seiten Fritschi vorgeschlagene Trick, dass man die Ferse zuerst absetzt und dann vorne einrasten kann, hat bei mir nicht befriedigend funktioniert. Gemäss Fritschi soll es hier für die nächste Version (Winter 2015/2016) noch einige Anpassungen geben, welche einen leichten Einstieg unterstützen – da bin ich gespannt, was kommt. Ansonsten sehe ich für den Aufstieg kaum Optimierungsbedarf. Besonders erwähnenswert finde ich, dass der Auslösemechanismus auch im Aufstiegsmodus funktioniert. Bei einem Sturz im Aufstieg (Sturz im Steilgelände, Lawinenunfall) kann so die Bindung ebenfalls auslösen! Dies ist bei anderen Pin-Bindungen nicht der Fall.

Für die Abfahrt funktionierte die Tourenbindung Fritschi Diamir Vipec 12 ohne jegliche Zwischenfälle, auch hier gab es fast nichts zu kritisieren. Ich hatte dabei die Bindung bewusst relativ weich einstellen lassen, doch es gab auch bei ruppigem Untergrund keine Fehlauslösungen. Dies wird durch den dynamischen Weg sichergestellt, über welche sowohl die Front- wie auch Seitwärtsauslösung verfügt. Dies ist ein weiterer Pluspunkt im Bereich Sicherheit, welcher für diese Bindung spricht. Besonders angenehm finde ich auch die einfache Umstellung von der Ski- in die Walk-Position. So kann beim einem Flachstück oder leichten Gegenanstieg umgestellt werden ohne aus der Bindung aussteigen zu müssen. Wichtig ist bei der Umstellung auf den Skimodus für den Fersenautomaten, dass der Schlitten für die folgende Abfahrt vollständig eingerastet wird – hier muss man gut drauf achten. Bei pappigem Schnee und nachlässigem Umstellen kann es passieren, dass dies nicht sauber einrastet und man sich noch im Lauf-Modus befindet, wenn man losfahren möchte.

Die Harscheisen namens Traxion verfügen über einen einfachen, guten Mechanismus zur Befestigung. Es lassen sich zwei verschiedene Eingrifftiefen einstellen. Hierzu kann ich aktuell jedoch zu wenig beurteilen, ob der Wurf für diese Harscheisen geglückt ist. Für eine fundierte Aussage muss ich die Frühlings-Skihochtourensaison abwarten, wo deren Praxistauglichkeit besser beurteilt werden kann.

Fazit: Die Fritschi Diamir Vipec 12 ist eine Performance-Bindung vollgepackt mit Innovationen, welche die Sicherheit für Pin-Bindungen auf ein neues Niveau heben. Die Bindung ist robust, in ihrer zweiten Version ausgereift und in der Bedienung sehr komfortabel. Einzig beim Einstieg sehe ich noch Möglichkeiten zur Verbesserung – hier braucht es wie üblich bei Pin-Bindungen etwas Übung und Finderspitzengefühl. So ist die Fritschi Diamir Vipec 12 für Fortgeschrittene und ambitionierte Skitourengänger sehr empfehlenswert. Für Anfänger hat die Plattenbindung (wie die die Diamir Eagle oder Scout) nach wie vor Vorteile, da Einstieg einfacher und Handhabung ähnlich wie eine Pistenbindung ist.

Preis

Die Frischi Diamir Vipec 12 kostet 557 CHF (mit Stopper 80 / 90mm) bzw. 567 CHF (mit Stopper 100 / 115mm).

Die Harscheisen sind für 87 CHF (Harscheisen 90) bzw. 92 CHF (Harscheisen 115) erhältlich.

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Hersteller Fritschi

Auskunft und Vertrieb über den Hersteller

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ÜBER DEN AUTOR

Christian Denzler

Christian Denzler testet Ausrüstung für ich-liebe-berge.ch – seit der Jugend haben den Soziologen und IT-Berater Outdoor und Bergsport begeistert. Dies können Hoch- und Klettertouren sein, Fahrrad- & Mountainbike-Unternehmungen. Mit seinen Kids ist er wandernd und mit Zelt unterwegs – oder übernachtet unter freiem Himmel. Und wenn der Winter kommt, dann ist sowieso Hochsaison: Die Tourenskis können ausgepackt werden.

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1 Kommentar zu „Test Fritschi Diamir Vipec 12“

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