SLF Winterrückblick 2017/18

Gleitschneelawine am Südhang der Poncione di Löita del Pizzo (TI). Die Lawinenverbauungen rechts davon schützen den unterhalb liegenden Ort Airolo vor Lawinen. 12.01.2018. Foto: E. Barelli, Lawinendienst SBB

SLF Winterrückblick 2017/18 – aussergewöhnlich viel Schnee und sehr grosse Lawinengefahr

Während der starken Schneefälle im Januar gab das SLF grossflächig die höchste Lawinengefahrenstufe 5 „sehr gross“ heraus. Die zahlreichen grossen und sehr grossen Lawinen in dieser Periode richteten einige Sachschäden an, Personen kamen keine zu Schaden. Im restlichen Winter starben 26 Wintersportler in Lawinen.

Nach drei schneearmen Jahren bescherte uns die Natur diesmal einen langen und schneereichen Winter, aber nur in den Bergen. Im November, Dezember und besonders im Januar schneite es intensiv. Im Januar war es ausserdem extrem warm: der wärmste Januar seit Beginn der Messungen von MeteoSchweiz im Jahr 1864. Dadurch fiel der Niederschlag in tieferen Lagen meist als Regen.

In hohen Lagen (oberhalb von 2000 m) fielen von Ende Dezember bis zum 23. Januar gebietsweise 2,5 bis 5 m Schnee, am meisten schneite es im sonst eher trockenen Wallis – mancherorts so viel wie nur alle 75 Jahre. Die langjährigen Messstationen in Saas-Fee und Zermatt registrierten die höchsten Januar-Neuschneesummen seit Messbeginn vor mehr als 70 Jahren (204 cm respektive 210 cm).

Betrachtet man den gesamten Winter, handelt es sich für Höhenlagen oberhalb von 1500 m um einen der schneereichsten Winter der letzten 30 Jahre. Unterhalb von 1000 m lag hingegen nur knapp halb so viel Schnee wie im Durchschnitt. Das Winterende kam schliesslich in grossen Schritten: Im extrem warmen April schmolz der Schnee deutlich rascher als sonst.

SLF Winterrückblick 2017/18 – höchste Lawinengefahrenstufe im Januar

Für den 22. Januar gab das SLF erstmals seit 1999 wieder grossflächig die höchste Gefahrenstufe 5 „sehr gross“ heraus. Vor allem im Wallis und in Graubünden gingen viele grosse und teilweise sehr grosse Lawinen ab. Der feuchte Schnee in mittleren Lagen bremste jedoch die weiter oben angerissenen Staublawinen auf dem Weg ins Tal, sodass keine Siedlungen getroffen wurden. Teilweise wurden sie aber nur knapp verfehlt. Insgesamt bewährten sich die baulichen, raumplanerischen und organisatorischen Schutzmassnahmen gut, sodass in dieser Periode zwar Sachwerte wie eine Hochspannungsleitung, Alphütten, Strassen und Wald, aber keine Personen zu Schaden kamen.

Die Situation war jedoch weniger extrem als die Lawinenperiode im Februar 1999. In den 30 Tagen vorher war damals ein Drittel mehr Schnee gefallen als vor der Lawinenperiode dieses Winters, und das bis in tiefere Lagen. Anzahl und Ausmass von Lawinen und Schäden waren 1999 deutlich grösser.

26 Wintersportler starben in Lawinen

Bis Ende April wurden dem SLF über 250 Schadenlawinen (Personen- oder Sachschäden) gemeldet. Insgesamt starben bei 19 Lawinenunfällen 26 Personen. Das ist mehr als im langjährigen Durchschnitt, der zum Stichtag 30. April bei 21 Todesopfern liegt. In einem ganzen hydrologischen Jahr (1. Oktober bis 30. September des Folgejahres) sterben im Mittel 22 Personen in Lawinen.

Bei den Lawinenopfern im Winter 2017/18 handelt es sich ausschliesslich um Wintersportler. Die Unfälle wurden nicht nur durch Schneebrettlawinen, sondern auch durch zwei Gleitschneelawinen verursacht. 18 Personen (das entspricht etwa zwei Dritteln der Opfer) waren auf Touren unterwegs, 7 Personen auf Variantenabfahrten, eine Person wurde auf einem geöffneten Winterwanderweg von einer Lawine erfasst. Bei zwei grösseren Lawinenunfällen starben einmal drei und einmal vier Personen.

Lawinenbulletin

Das Lawinenbulletin erscheint derzeit noch täglich. Es kann über www.slf.ch und die SLF-App „White Risk“ abgerufen werden. Du kannst den Push-Alert der App abonnieren oder den SMS-Service des SLF, um Dich auch im Sommer und Herbst über die Herausgabe eines Lawinenbulletins zu informieren (Service abonnieren: SMS mit Inhalt „START SLF SOMMER“ an 9234, Service stoppen: SMS mit Inhalt „STOP SLF SOMMER“ an 9234, 0.20 CHF/SMS).

Informationen zum Bergwetter findest Du auch im Alpenwetterbericht von MeteoSchweiz (auch per Tel 0900 162 138  für 1.20 CHF/Min.) sowie auf der App MeteoSwiss.

Weitere Informationen

News Lawinenbulletin Verwendung Gefahrenstufe 4 Gross

Winterflash – der Winter 2017/2018 im Überblick

Tödliche Lawinenunfälle im hydrologischen Jahr 2017/18

Quelle SLF Winterrückblick 2017/18: WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF

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ÜBER DEN AUTOR

Rüdiger Bodmer

Rüdiger Bodmer ist ein erfahrener Wanderleiter und Lawinenexperte. Er führt professionell Touren und leitet im Winter Schneeschuhtouren im In- und Ausland. Als Ausbildner des Swiss Mountain Trainings vom Schweizer Bergführerverband gibt er auch Kurse mit Zertifikat. Im Sommer leitet er Wanderungen, Alpinwanderungen, Wanderreisen und Trekkings. Dabei arbeitet er oft mit den Bergsteigerschulen Berg+Tal und Höhenfieber zusammen. Zusätzlich engagiert er sich ehrenamtlich für den Schweizer Alpen-Club (SAC). Für Rüdiger sind Berge etwas Besonderes. Er fühlt sich mit ihnen verbunden und geniesst es, draussen unterwegs zu sein. Privat ist er oft mit Schnee- und Wanderschuhen unterwegs, aber er unternimmt auch gerne Skitouren, Hochtouren, geht Klettern oder Eisklettern. Als Guide ist es ihm vor allem wichtig, schöne Erlebnisse zu teilen und seine Begeisterung weiterzugeben. Dabei legt er grossen Wert auf Sicherheit und bereitet sich gründlich vor. Er bildet sich kontinuierlich weiter und achtet darauf, dass die Anreise zu seinen Touren möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgt und die Natur nicht beeinträchtigt wird. Im Laufe der Jahre hat Rüdiger ein umfangreiches Interesse und Fachwissen im Bereich Ausrüstung entwickelt. Aus diesem Grund hat er ich-liebe-berge.ch gegründet.

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1 Kommentar zu „SLF Winterrückblick 2017/18“

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