Test Fritschi Tecton 12

im Aufstieg
Test Fritschi Tecton 12
7.5 / 10 Bewertung
PRO
  • solide
  • Top-Verarbeitung
  • einfacher Einstieg vorne, Anschlag und breiter Trittsporn
  • Torsionssteifigkeit hinten mit Niederhalte-Fersenblock
  • tiefes Gewicht trotz Freeride-Tauglichkeit
  • Best-in-Class bzgl. Auslösesicherheit
CONTRA
  • Umstellung Ski-/Walk-Modus etwas schwergängig
Testurteil
Mit der Fritschi Tecton 12 verbinden die Schweizer Skitourenbindungsspezialisten zwei wichtige Neuerungen: Einseits wurde der Vordereinstieg wesentlich optimiert. Nun fällt dieser (endlich) einfach aus. Andererseits verfügt die Hinterbacke über ein innovatives Niederhaltesystem, welches die Kraftübertragung auf den Ski deutlich optimiert. Was dabei rausgekommen ist: Eine erstaunlich leichte Bindung, die sich sowohl für Freetouring/Freeriding eignet, infolge des tiefen Gewichtes aber auch gut für lange Skitouren eingesetzt werden kann.
Funktion8.4
Qualität/Verarbeitung8
Gewicht/Packmass7.5
Umwelt/Nachhaltigkeit6.5
Preis-Leistung7

Fakten

Fritschi Tecton 12, Farbe: schwarz mit verschiedenen Color Clips + Stopperbügel + Harscheisen Traxion

  • Gewicht pro Bindung: 550 g nachgewogen (entspricht Herstellerangaben), Stopper 100 g für 95 mm Ski – Gewicht je nach Breite (80 g laut Hersteller)
  • Material: Kunststoff und Metall (Alu/Stahl)
  • Informationen zum Thema Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit: Produktion in der Schweiz, es liegen mir keine weiteren Informationen zu diesen Themen vor.

Angaben vom Hersteller:

Der Technologie-Mix der Tecton mit Pin-Einheit vorne und Fersenbacken verwandelt mit der kompromisslosen Kraftübertragung jeden Ride in unvergessliche Emotionen. Das leichte Gewicht, der einfache Einstieg, die Sicherheit analog Alpinbindungen sowie die praktische Bedienung machen daraus den perfekten Tag.

  • Alpin Fersenbacken mit Power Rail
  • Seitwärtsauslösung vorne mit DIN-Wert-Einstellung und 13 mm dynamischem Weg
  • Frontalauslösung hinten mit 9 mm dynamischem Weg
  • Neuer einfacher Einstieg
  • Einfache, leichte Bedienung
  • DIN: 5 – 12
  • Skibreite: > 70 mm
  • Made in Switzerland
  • Garantie 2 Jahre

Die Fritschi Tecton 12 konnte ich montiert mit dem Skitourenski Black Diamond Route 95 testen.

Praxistest Fritschi Tecton 12

Der Winter kommt bestimmt, der erste Schnee ist schon da – eine gute Tourenbindung ist da unverzichtbar, damit Skitouren wirklich Freude machen. Ist man auf der Suche nach einer neuen Bindung, sollte man die Neuerung von Fritschi für die Saison 2017/2018 unbedingt anschauen. Neu gibt es bei Fritschi zwei Pin-Bindungen: Die Vipec Evo 12, welche die konsequente Weiterentwicklung der bisherigen Vipec 12 darstellt und v.a. mit einem neuen Einstieg punkten kann. Die Fritschi Tecton 12 geht noch einen wesentlichen Schritt weiter, nutzt ebenso den optimierten Einstieg, verfügt aber zusätzlich über ein brandneues Hinterbackensystem und ist gemäss Hersteller auf den Einsatz im Bereich Freetouring und Freeriding ausgerichtet.

Ich hatte die Gelegenheit, die Fritschi Tecton 12 bereits im vergangenen Winter zu testen. Und war extrem gespannt. Einerseits auf den Fronteinstieg: Dieser war bei der Vipec 12 hinsichtlich Sicherheit dank der spezifischen Konstruktionsweise gegenüber anderen Pin-Bindungen technisch schon seit der ersten Version fortschrittlich: Eine richtige Seitwärtsauslösung und ein dynamischer Weg, welcher bei Schlägen Fehlauslösungen verhindert. Doch hier war für den Skitourenfahrer der Einstige je nach Skitourenschuh merklich schwieriger als bei anderen Pin-Bindungen. Zwar wurde dies verbessert, aber es bestand es nach wie vor Optimierungspotenzial. Kann mit der neuen Lösung dieser Nachteil ausgebügelt werden?

Ebenso war ich auf die neue Hinterbackenlösung hoch gespannt. Die traditionellen Pin-Bindungen bei der Hinterbacke haben nämlichen einen wesentlichen Nachteil: Die Ferse hängt in den beiden Stiften und wird nicht – wie bei einer klassischen Abfahrtsbindung – fest auf den Ski hinuntergedrückt. Dies vermindert die Torsionsfestigkeit, der Druck bei Skifahren wird hinten nur indirekt über diese beiden Stifte übertragen. Je dynamischer man fährt, je breiter der Ski und je härter die Schneebedingungen sind, umso ungünstiger ist hier eine Pin-Bindung.

Der erste Eindruck der Fritschi Tecton 12: gewohnt Topverarbeitung von Fritschi – die Bauteile sind schön verarbeitet und rasten beim Umstellen gut ein. Der neue Fersenautomat fällt überraschend kompakt aus. Daraus resultiert, dass die Fritschi Tectron 12 nur wenig schwerer als eine «normale» Pin-Bindung ist: 550 Gramm pro Einheit (plus Stopper). Der Trittsporn vorne ist breiter geworden und der Anschlagmechanismus ist mit einem grünen Balken sehr deutlich markiert. Der Einstieg funktioniert auf der Werkbank für meine beiden Tourenschuhe (Garmont/Scott und La Sportiva) einwandfrei – klack und man ist drin.

Der Mechanismus für den Fersenautomaten ist zu Beginn etwas ungewohnt, man muss hier den grossen Hebel korrekt einstellen, damit sich der Block nach vorn schiebt (für den Einstieg zur Abfahrt) oder nach hinten (für den Walk-Modus). Umstellen ist hier nicht ganz so einfach wie bei der alten Vipec 12 (bzw. der Vipec Evo 12). Hat man das Konzept verstanden, funktioniert es aber gut.

Unterwegs bestätigt sich der positive Eindruck der Fritschi Tecton 12. Der optimierte Einstieg funktioniert. Auch wenn der Ski nicht ganz eben liegt, kommt man mit dem verbreiterten Trittsporn gut rein. Auch der vordere Anschlag bewährt sich – man muss die Position für ein korrektes Einklicken nicht mehr suchen. Endlich eine überzeugende Lösung, die auch mit etwas Schnee, Wind, Handschuhen und ohne Mehrfachversuche auskommt.

Bei den Vorderbacken zu beachten: Wichtiger noch als bei den früheren Modellen ist, dass man beim Aufstieg die Bindung vorne korrekt auf «Aufstieg» umstellt und den Hebel hinaufzieht. Ansonsten kann es passieren, dass die Bindung ausklickt, wenn man grosse Schritte macht/den Schuh stark abwinkelt, z.B. bei einer Spitzkehre. Dann steht man plötzlich ohne Ski da, weil das Sicherheitsfeature für die Abfahrt (Release Lever, bei Frontalstürzen wichtig) zugeschlagen hat.

Beim Fersenautomat funktioniert das Einsteigen und Umstellung des Hinterblocks sehr gut. Hier ist aber zu erwähnen, dass ich für das Umstellen von Ski- auf Walk-Modus normalerweise ausgestiegen bin. Grundsätzlich ginge es auch, wenn man in der Skibindung Fritschi Tecton 12 ist. Die Umstellung ist doch relativ schwergängig und braucht etwas Beweglichkeit (nicht mein Ding). Das ist schade! Bei den Vipec-Bindungen geht dies mühelos mit dem Stock – eigentlich ein Vorteil der Vipec gegenüber anderen Pin-Systemen, wo sonst der Hinterkopf gedreht werden muss.

Beim genauen Hinschauen erkennt man am Fersenautomat der Fritschi Tecton 12 die weiteren Spezialitäten dieser Konstruktion: Einerseits ist dieser nach hinten verschiebbar ist (für den Aufstieg). Andererseits greift der Fersenautomat bei der Abfahrt über die «Power Rails» direkt beim Tourenschuh in die Aussparungen für die Pin-Stifte. Dadurch wird der Schuh seitwärts sehr gut fixiert und der gesamte Fersenautomat konnte kompakt konstruiert werden. Fritschi hat so hier die Pin-Funktionalität beim Schuhs genutzt, um eine innovative Lösung zu entwickeln. Potentiell könnten solche Aussparungen anfällig für das Vereisen oder Blockierungen durch Schnee sein. Es hatten sich bei mir jedoch keine Probleme gezeigt. Selbstverständlich muss man den Schuh vor dem Einstieg gut abklopfen, dies ist bei allen Pin-Bindungen noch wichtiger als bei den klassischen Platten-/Stegbindungen.

Die Bindung Fritschi Tecton 12 verfügt über zwei Steighilfen, die entsprechend zwei unterschiedliche Einstell-Höhen ermöglichen. Diese sind solide gemacht – da gibt es nichts zu reklamieren.

Bei den Harscheisen Traxion hat sich gegenüber den Vorjahresmodellen nichts geändert. Es handelt sich um das gleiche System wie bei den bisherigen Vipec-Bindungen. So sind die alten Harscheisen sind kompatibel. Hier hätte ich natürlich schon Wünsche – oder Träume – für weitere Innovationen (wobei dieser Aspekt auch bei anderen Bindungen nicht besser gelöst ist): einfaches Montieren der Harscheisen ohne Aussteigen und eine platzsparende Lösung der Harscheisen (mit den breiter werdenden Skis werden diese ja auch immer grösser).

Zusammenfassend hat die neue Fritschi Tecton 12 bei mir einen sehr überzeugenden Eindruck hinterlassen. Sie überzeugt nicht nur konzeptionell, sondern auch unterwegs bei verschiedensten Touren, sowohl in den Voralpen wie auch auf Skihochtouren, bei Hochwinter- und bei Frühlingsbedingungen. Gut finde ich, dass sich die Fritschi Tecton 12 für einen sehr breiten Einsatzbereich eignet. Mit der Tecton kann man klassische Skitouren genauso machen, wie Freetouring und Freeriden. Die Bindung ist sicherlich keine minimalistische Ultralight-Bindung für Wettkämpfe  – aber diese Modelle haben dann normalerweise signifikante Einbussen bzgl. dem Auslösemechanismus. Trotz der soliden Konstruktion, welche sie für das dynamische Skifahren prädestiniert und für sicheres Auslösen sorgt, ist das Gewicht erstaunlich gering. Nur das Umstellen ist teilweise etwas schwergängig.

Somit bin ich ready für die nächste Wintersaison – die Fritschi Tecton 12 ist bereit und montiert, der Pulverschnee kann kommen.

Preis

Die Fritschi Tecton 12 inkl. Stopper kostet 627.00 CHF.

Händlersuche/Storefinder

Links

Hersteller Fritschi

Produktvideo mit Erklärung der Features Video – Fritschi Vicpec Tecton 12

Auskunft und Vertrieb über den Hersteller

ÜBER DEN AUTOR

Christian Denzler

Christian Denzler testet Ausrüstung für ich-liebe-berge.ch – seit der Jugend haben den Soziologen und IT-Berater Outdoor und Bergsport begeistert. Dies können Hoch- und Klettertouren sein, Fahrrad- & Mountainbike-Unternehmungen. Mit seinen Kids ist er wandernd und mit Zelt unterwegs – oder übernachtet unter freiem Himmel. Und wenn der Winter kommt, dann ist sowieso Hochsaison: Die Tourenskis können ausgepackt werden.

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