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Lawinentote Statistik über 80 Jahre – wie hat sich die Anzahl Lawinenopfer über die letzten 80 Jahre verändert?

Eine Auswertung des WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF  von Lawinenopfer-Daten in der Schweiz zeigt: Im gesicherten Gelände nahm die Anzahl Opfer während der letzten 80 Jahre markant ab. Im freien Gelände sank sie nach einer Spitze in den 80er-Jahren und ist seitdem relativ konstant – trotz mehr Schneesportlern abseits der Piste.

Der Schneesport abseits der Pisten boomt. Auch im kommenden Winter werden wieder viele Tourengänger und Freerider unterwegs sein. Gibt es deshalb immer mehr Lawinenopfer? Um diese Frage beantworten zu können, wertete das SLF die tödlichen Lawinenunfälle aus, deren Angaben seit 1936 alle in der Schadenlawinendatenbank des Instituts archiviert werden.

Markant weniger Lawinenopfer im gesicherten Gelände

In den 80 Jahren seit 1936-1937 starben in den Schweizer Alpen und im Jura fast 2000 Personen in mehr als 1000 Lawinen. In gesicherten Gebieten – Strassen und Bahnschienen, Siedlungen und Skipisten – ging die Opferzahl in den letzten Jahrzehnten signifikant zurück. Starben dort Ende der 40er-Jahre im 15-jährigen Durchschnitt noch 15 Personen pro Jahr in Lawinen, waren es 2010 weniger als eine Person pro Jahr. Die meisten dieser Lawinen lösten sich spontan, und fast die Hälfte der Opfer auf Verkehrswegen und Skipisten waren Arbeitsunfälle. Grosse Investitionen in Lawinenverbauungen, bessere Gefahrenkarten, erfolgreiche Sperrungen, Evakuationen oder künstliche Lawinenauslösungen dürften massgeblich dazu beigetragen haben, dass heute in gesicherten Gebieten viel weniger Menschen in Lawinen sterben als früher.

Weniger Lawinentote trotz mehr Schneesportler abseits der Piste

Ein ganz anderes Bild zeigt sich, wenn man die Anzahl Lawinenopfer im freien Gelände abseits von Siedlungsgebieten, Verkehrswegen oder Pisten untersucht. Bei den Unfällen im freien Gelände handelte es sich während der letzten 80 Jahre fast immer um Personen, die zum Zeitpunkt des Unfalls in ihrer Freizeit auf Ski-, Snowboard- oder Schneeschuh-Touren oder Variantenfahrten unterwegs waren.

In der grossen Mehrheit der Fälle lösten die Opfer die Lawinen selber aus. Lag das 15-jährige Mittel zu Beginn der 50er-Jahre teils noch bei weniger als zehn Opfern pro Jahr, stieg es in den sechziger und siebziger Jahren stark an, und erreichte in den achtziger Jahren mit fast 27 Lawinenopfern pro Jahr einen traurigen Rekord. Der starke Anstieg der Opferzahlen im freien Gelände geschah während einer Phase, in der sich der Wintertourismus stark entwickelte, der Bau von Skigebieten boomte und die Mobilität der Bevölkerung zunahm.

Obwohl die Anzahl Freizeitsportler abseits der gesicherten Gebiete weiter zunahm, gingen die Opferzahlen in den 90er-Jahren jedoch zurück (im Mittel jährlich 20 Opfer). Die verstärkte Präventionsarbeit, eine bessere Information über die Lawinensituation oder die immer weiter verbreiteten Lawinennotfallgeräte (LVS, Sonde, Schaufel) dürften zu diesen positiven Zahlen beigetragen haben.

Ähnliche Trends in anderen Alpenländern

Seit 1970 sind für alle Alpenländer Statistiken zu Lawinenunfällen verfügbar. Im Mittel starben im Alpenraum jedes Jahr 100 Personen in Lawinen, wobei die Zahlen auch hier jährlich stark schwanken. Oft ähnelten sich die Opferzahlen der verschiedenen Länder: in der Schweiz und ihren Nachbarländern traten häufig in denselben Jahren besonders viele (oder besonders wenige) Lawinentote auf. Und auch Langzeittrends sind denen in der Schweiz sehr ähnlich: Im gesicherten Gelände nahm die Anzahl Opfer markant ab, während sie im freien Gelände nach einer Spitze in den 80er-Jahren sank und seitdem relativ konstant blieb. Auch in den anderen Alpenländern scheint die verstärkte Lawinenprävention und -information also Früchte zu tragen.

Lawinenunfälle vermeiden

In den letzten Jahrzehnten betrafen die meisten Lawinenunfälle Freizeitsportler abseits der gesicherten Gebiete. Da jeder Lawinenunfall schlimme Konsequenzen für die Beteiligten haben kann, gilt als oberste Maxime, Unfälle möglichst zu vermeiden. Freizeitsportler, die sich abseits der Pisten bewegen möchten, sollten deshalb:

  • sich ausbilden, um die richtigen Verhaltensweisen abseits der Piste zu lernen und Gefahrenstellen mit Hilfe von Lawinenwissen zu erkennen,
  • sich zur aktuellen Lawinengefahr informieren,
  • in jedem Fall die Lawinen-Notfallausrüstung dabei haben, d. h. mindestens LVS, Schaufel, Sonde.
In gesicherten Gebieten, z. B. Strassen, ist die Anzahl Lawinenopfer in den letzten 80 Jahren markant zurückgegangen. Foto: Rouven Sturny, SLF
In gesicherten Gebieten, z. B. Strassen, ist die Anzahl Lawinenopfer in den letzten 80 Jahren markant zurückgegangen. Foto: Rouven Sturny, SLF

Weitere Informationen

Quellen: WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF; Bild Strasse: Rouven Sturny, SLF; Titelbild: David Carlier, www.davidcarlierphotography.com – Bild von der Freeride World Tour 2015

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ÜBER DEN AUTOR

Rüdiger Bodmer

Rüdiger Bodmer testet Ausrüstung für ich-liebe-berge.ch – der ausgebildete Wanderleiter des Schweizer Bergführerverbands (SBV) sowie Wanderleiter mit eidg. Fachausweis führt professionell Touren. Im Winter leitet er Schneeschuhtouren im In- und Ausland. Dazu gibt der Lawinenexperte Kurse und Vorträge. Auch Kurse mit Zertifikat leitet er als Ausbildner des Swiss Mountain Training vom Schweizer Bergführerverband. Im Sommer leitet er Wanderungen, Alpinwanderungen, Wanderreisen und Trekkings. Viele seiner Touren führt er in Zusammenarbeit mit den Bergsteigerschulen Berg+Tal und Höhenfieber durch. Ehrenamtlich leitet er zudem Touren für den Schweizer Alpen-Club (SAC). Berge sind etwas Wunderbares für Rüdiger. Für ihn sind es Orte, denen er sich verbunden fühlt, an denen er sich wohlfühlt. Und davon gibt es einige. Er geniesst es draussen unterwegs zu sein. Privat ist er viel mit Schnee- und Wanderschuhen unterwegs, unternimmt aber gerne auch Skitouren, Hochtouren, geht Klettern oder Eisklettern und was man sonst noch so draussen anstellen kann. Als Guide will er aber vor allem eins – schöne Erlebnisse teilen und ein Stück seiner Begeisterung weitergeben. Bei seinen Touren legt er besonderen Wert auf die Sicherheit – neben einer guten Vorbereitung bildet er sich ständig weiter. Neben der Aus- und Fortbildung achtet er darauf, dass, wenn immer möglich, bei seinen Touren die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgt und die Natur möglichst nicht beeinträchtigt wird. Über die Jahre hat Rüdiger ein grosses Interesse und Know-how im Bereich Ausrüstung entwickelt. Er hat ich-liebe-berge.ch gegründet.

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